Das Vermächtnis der Tempelritter: Action-Abenteuer über moderne Schatzsucher aus dem Hit-Haus von Jerry Bruckheimer.
Wenn das Abenteuer einen Namen hat, muss es wohl Nicolas Cage sein. Nach zwei komplexen, ambitionierten Auftritten in den Risikoprojekten „Tricks“ und „Adaption“ zog es den Oscarpreisträger zurück in die Hitfabrik von Superproduzent Jerry Bruckheimer, der ihn mit „The Rock“, „
Con Air“ und „
Nur noch 60 Sekunden“ als Actionheld kommerziell salonfähig gemacht hatte. Das Ergebnis dieser vierten Power-Paarung ist eine aufwändige Action-Humor-Kombipackung - die Jagd nach einem verlorenen Schatz, den die amerikanischen Gründungsväter vor über 200 Jahren vor der britischen Kolonialmacht versteckten. Bei der Suche, das lässt die Erfolgsbilanz Bruckheimers erahnen, wird Cage im Kino Gesellschaft bekommen. Vermutlich weltweit - und von Millionen.
Dass bis zu neun Autoren in fünf Jahren Planungszeit über dem Drehbuch schwitzten, das jetzt Ted Elliott & Terry Rossio („
Fluch der Karibik„) sowie Cormac & Marianne Wibberley („3 Engel für Charlie - Volle Power“) zugeschrieben wird, ist nicht nur Bruckheimer- Tradition, sondern spiegelt auch die aktuelle Entwicklung in dem Franchise wider, das Folie für die „Tempelritter“ war. Die Einflüsse von Indiana Jones, dessen vierter Teil sich nun schon seit Jahren in der Skript-OP befindet, sind deutlich erkennbar - sowohl in der Plotstruktur, einer Hinweis, Dekodierung und Ortswechsel repetierenden Schnitzeljagd, als auch im Figurenpersonal, in dem der skrupellose Jagdrivale ebenso auftaucht wie die Begleitblondine oder der kritische Übervater des Schatzsuchers. Was fehlt, sind exotische Schauplätze, denn konform mit seinem Leitthema, der Dominanz eines ideellen Wertes über den materiellen, spielt der Film weitgehend dort, wo Amerikas Kampf um seine Unabhängigkeit begann und im berühmtesten Dokument der Nation verewigt wurde - an der Ostküste, in Philadelphia, Washington und New York. Kulturexotik und epische Ansätze bietet nur der Blitzprolog, der von Ägypten zur Römerzeit über das Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert hetzt, um den Weg zu zeichnen, den der mythische Schatz der Tempelritter genommen haben soll. Das Drehbuch spinnt die Legende fort, die sich um das Erbe der Templer gebildet hat. Kulminiert in einem Finale, in dem auch der rätselhafte Schacht von Oak Island, wo der Schatz auch realiter vermutet wurde, zumindest architektonisch zitiert wird. Woraus dieser Schatz besteht, weiß auch Benjamin Franklin Gates (Cage) nicht, dessen Familie ihn schon seit Generationen sucht und deshalb als sonderliche Sippe gilt. In der Antarktis, wo man im Kino kürzlich im Predatorennachlass auch die Wiege der menschlichen Zivilisation entdeckte, findet Gates einen Hinweis, dass sich die Karte, die zum Schatz führt, in Geheimschrift auf der Rückseite der Unabhängigkeitserklärung befindet. Weil Gates‘ Partner Howe (Sean Bean) das unschätzbar wertvolle, streng bewachte Dokument stehlen will, kommt es zum Bruch, aber im Laufe des Films zu diversen Wiederbegegnungen von Gehirn (Gates) und Gewalt (Howe).
Beide Parteien liefern sich ein Rennen um das Dokument, das Cage in „Mission: Impossible“-Manier entwendet, damit es dem Konkurrenten nicht in die Hände fehlt. Im Schlepptau hat er seinen Sidekick Riley, der mit Humor den lockeren Ton des Films bestimmt, und eine Archivleiterin aus Sachsen, die es in einem anderen Kinoleben zuletzt sogar nach Troja verschlagen hat. Ex-Model Diane Kruger spielt diesen klassischen romantischen Anhang, Jon Voight Gates‘ skeptischen Vater und Harvey Keitel einen sympathischen FBI-Beamten. Darstellerisch ist dieses Trio so wenig gefordert wie der Zuschauer gedanklich, der ausgeschlossene Beobachter ist und die Entschlüsselung der Hinweise Cage überlassen muss. Neben der Gehirn-Aktion des Helden gibt es aber auch eine physischere Variante, gibt es Verfolgungsjagden zu Fuß und per Auto, Explosionen und kleinere körperliche Auseinandersetzungen. Weil es dabei relativ gewaltarm zugeht, dramatischer Personenschaden ausbleibt, ist „Das Vermächtnis der Tempelritter“ wie schon „Fluch der Karibik“ tauglich für ein breites Publikum. Und für dieses, das zeigt die Statistik, verspricht eine Bruckheimer-Produktion in puncto Unterhaltung Sicherheit, auch wenn sie sich als Abenteuer tarnt. kob.