Deep Blue Sea: Horror-Actioner, der mit seiner bloßen Power an Effekten überzeugt, Wendungen zählen mehr als Subtilität und Logik in der "Der weiße Hai"-Variante.
So wie Regisseur Renny Harlin das Subgenre des Hochgebirgs-Actionfilms mit „Cliffhanger - Nur die Starken überleben“ bereits auf seine muskelbepackte Essenz reduzierte, hat der Exil-Finne nun mit seiner technisierten „Der weiße Hai“-Variante das Unterwasser-Gegenstück geschaffen. Geboten wird wieder aufregende, absolut atemlose Suspense-Popcorn-Unterhaltung mit einem wortkargen Muskelmann als Protagonisten, wobei dem ununterbrochenen Actionthrill der Vortritt gegenüber einer logisch wasserdichten Handlung gegeben wurde.
Die strikt für den glatten Actionablauf konstruierte Handlung ist auf der schwimmenden Forschungsinsel Aquatica angesiedelt, wo Dr. Susan McAlester (Geena-Davis-Lookalike Saffron Burrows aus „
Wing Commander„) an Haien experimentiert, um einen Heilstoff für Alzheimer zu entwickeln. Gleich zu Beginn kann eine der Monsterbestien entkommen und in einer Verneigung vor dem Spielberg-Klassiker ein Segelboot mit zwei jungen Pärchen angreifen. Doch die Bikini-Häschen können unangeknabbert entkommen, was bereits einen Ausblick auf die unberechenbare Trefferquote der zwölf Meter langen, torpedoschnellen Riesenhaie gibt. Darin liegt zugleich mit der größte Reiz des körperbetonten Actionreißers: Die Opfer werden immer wieder zu den unerwartetsten Momenten zu Fischfutter, während sie zahlreiche an sich klischeehafte Gefahrenmomente unbeschadet überstanden können. Als die durch die Experimente „intelligenter gemachten“ Haie die Forschungsstation auseinandernehmen und ein Unwetter („Abyss“ läßt nicht nur in diesem Moment grüßen) den Kontakt zur Außenwelt abreißen läßt, werden die Gänge geflutet und die Crew muß sich nun vor dem Wasser und den Menschenfressern retten. Die buntzusammengewürfelte Mannschaft setzt sich neben Burrows aus dem Christopher-Lambert-Verschnitt Thomas Jane als Haipfleger (eine Verbeugung vor der Robert-Shaw-Figur aus „Der weiße Hai“), Samuel L. Jackson als in Überlebensfragen erfahrenen Finanzier, Michael Rapaport als Mechaniker, Stellan Skarsgard als brillanten Wissenschaftler und Rapper LL Cool J als bibelfesten Koch (er hat die besten Dialogzeilen, und man darf fast vermuten, daß er sie selbst improvisiert hat), die nach dem üblichen „Zehn kleine Negerlein“-Schema einer nach dem anderen das Zeitliche segnen. Selbst die Auswahl der Überlebenden hält eine Überraschung parat.
Thomas Jane empfiehlt sich mit seiner coolen Leinwandpräsenz als neue Actionhoffnung, die auch beim weiblichen Publikum ankommen wird. Die eigentlichen Stars sind allerdings die weitgehend digital realisierten Killerkreaturen, die als Mischung aus der Wildheit des T. Rex und der Intelligenz der Raptoren aus „
Jurassic Park„, zumeist durchaus furchteinflößend wirken, doch aber stets als Computereffekte zu erkennen sind. Daß das der Spannung keinen Abbruch tut, ist ein Verdienst Harlins, für den Subtilität ein Fremdwort ist, dem aber in punkto agilem Powerkino bestenfalls John McTiernan das Wasser reichen kann. Wenn Harlin sich mit einem Schulterzucken durch die Exposition schwindelt, um so schnell wie möglich zum großen Fressen zu kommen und einen Film zu schaffen, der im Endeffekt wenig mehr ist als eine unablässige Variation der genialen Küchensequenz aus „Jurassic Park“, dann trifft er den Geschmack des Actionfans anno 1999 hundertzwanzigprozentig. ara.