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Don't Come Knocking

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Don't Come Knocking: Wim Wenders' in Cannes gefeiertes Western-Roadmovie um einen gealterten Filmstar, der sich den Konsequenzen seines bewegten Lebens stellt.

„Don't Come Knocking“ im Kino

Aktuell sind keine Kinotickets in diesem Ort verfügbar.

Handlung und Hintergrund

Hollywoodschauspieler Howard Spence (Sam Shepard) hat schon bessere Zeiten gesehen. Eines Tages ereilt den prototypischen Kino-Cowboy in seinem Trailer die Nachricht von der Existenz eines Sohnes, von dem er bisher nichts wusste. Kurzentschlossen steigt Spence auf’s Pferd und reitet in den Sonnenuntergang, um der wenig begeisterten Mutter (Jessica Lange) seine Aufwartung zu machen und jenen Teil des Lebens nachzuholen, den er zwischen Sex, Drugs und Glittertand ganz vergessen hatte.

Beim Heimspiel in Cannes gab’s für den Abgesang auf den amerikanischen Mythos für den erfolgreichen deutschen Autorenfilmer Wim Wenders und die überwältigenden Bilder seines Kameramannes Franz Lustig Standing Ovations.

Westernheld Howard Spence packt der Blues: Er sucht das Weite vom Set eines B-Pictures und flieht auf dem Rücken eines Pferdes. Er landet zunächst bei seiner Mutter in einer miefigen Kleinstadt und erfährt von der Existenz eines Kindes. Motivation für eine Reise in die Vergangenheit, im Laufe derer er mit Sohn und Tochter von verschiedenen Frauen und einer alten Liebe konfrontiert wird.

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Der abgehalfterte Ex-Filmstar Howard Spence lebt von Rollen in B-Movies und zehrt vom Ruhm vergangener Tage. Eines Morgens hat er die Schnauze voll und haut ab zu seiner Mutter, die ihm von einem unehelichen Kind erzählt. Eine Reise in die Vergangenheit zu seiner alten Flamme, der Kellnerin Doreen, beginnt. Vielleicht nimmt sie ihn ja auf, hofft er, und versteckt ihn vor dem Schnüffler seiner Produktionsfirma. Doch alte Zeiten lassen sich nicht wieder heraufbeschwören. Und Howard erkennt, dass er immer nur auf der Flucht war.

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Wim Wenders
Produzent
  • Jeremy Thomas,
  • Peter Schwartzkopff,
  • Karsten Brünig,
  • In-Ah Lee
Darsteller
  • Sam Shepard,
  • Jessica Lange,
  • Tim Roth,
  • Sarah Polley,
  • Gabriel Mann,
  • Eva Marie Saint,
  • Fairuza Balk,
  • Marley Shelton,
  • George Kennedy,
  • James Gammon,
  • Rodney A. Grant,
  • Tim Matheson,
  • Julia Sweeney,
  • Kurt Fuller,
  • James Roday,
  • Majandra Delfino,
  • Marieh Delfino
Musik
  • T-Bone Burnett
Kamera
  • Franz Lustig
Schnitt
  • Peter Przygodda,
  • Oli Weiss
Casting
  • Heidi Levitt
Buchvorlage
  • Wim Wenders

Bilder

Kritiken und Bewertungen

3,3
3 Bewertungen
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4Sterne
 
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3Sterne
 
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Kritikerrezensionen

    1. Das erste Bild zeigt zwei ausgefranste Löcher, durch die man den Himmel sieht. Zwei Augenausschnitte einer Maske, so scheint es. Und tatsächlich, obwohl sich das Bild als die Felsendurchbrüche in einer beeindruckenden Monumentallandschaft entpuppt, haben wir es mit Maskierung, mit Verstellung und Imitation zu tun. Die Felsen sind Naturkulisse für das uramerikanische und mythische Genre, den Western. Und der Film im Film, der hier gedreht wird, heißt nicht umsonst „Phantoms Of The West“.

      Wim Wenders und der Schauspieler und Dramatiker Sam Shepard haben sich nach „Paris, Texas“ erneut zusammengetan, um einen Blick auf den Westen, die Wüste und einen entsprechend kargen und „wilden“ Mann darin zu werfen. Wieder geht es um das, was echte Cowboys in der Realität ausmacht: die Unfähigkeit, sich zu binden, an Menschen oder Orte, und die daraus resultierende Unruhe, Unbehaustheit, Einsamkeit. Herausgekommen ist dabei, wie sie selbst sagen, ein Post-Western. Tatsächlich ist es ein Roadmovie. Ein Drama. Eine Tragikomödie. Oder, wie stets bei Wenders, alles zusammen.

      Hatte Wenders zuvor noch schnell in „Land of Plenty“ seinen american dream beerdigt, ist er hier wieder quicklebendig. Zumindest scheinbar. Denn nicht nur Howard ist bloß soweit ein echter Kerl als er ihn vor der Kamera und in den Klatschspalten der Boulevardpresse spielt. Hin und wieder fühlt man sich an David Lynch erinnert. Nicht nur einzelner skurriler bis surrealer Figuren wegen: Sky, die die Urne ihrer Mutter unterm Arm spazieren trägt wie weiland die „Log Lady“ in „Twin Peaks“ ihren Holzscheit. Ein Revolver schwingender indianischer Wegelagerer, der als späte Rache die Inszenierung der Geschichte umkehrt und Howards Oldtimer aufs Korn nimmt. Oder aber der von Gott singende Golfer in Blau, mitten in der Wüste. Vielmehr aber noch verbindet „Don’t Come Knocking“ mit Lynchs postmodernen Groß- und Vorstadt-Phantasmagorien die Vorstellung eines hyperrealen Amerikas, das sich bei Wenders selbst inszeniert. Sam Shepard dazu: „Vor allem geht es um Entfremdung, um diese seltsame Einsamkeit in Amerika. Man kennt sich nicht mehr, und das ist nicht nur ein gesellschaftliches Phänomen, sondern gilt auch in den Familien. Wir haben keine Identität mehr.“ Kurzum: „Wir sind Vagabunden.“

      Wie sehr hier eigene Vergangenheit erfunden, aber auch über die leeren Fassaden gelebt wird, dafür findet Wenders die richtigen Eindrücke: eine Sammlung von runtergekommenen Bruchbuden wird durch einen schicken modernen Massenbriefkasten zusammengehalten. Und in Butte, Montana, trifft Howie auf seine alte Liebschaft, die Kellnerin Doreen in einer Westernkneipe, wo er als Jesse James vom Kinoplakat schaut und jeder mit Stetson auf dem Kopf sein Bier trinkt. Derweil draußen ein Lokal der 40er durch sein, wenn auch stilechtes, Schild verraten wird: „Gegründet 1996“.

      Kameramann Franz Lustig perfektioniert dieses Spiel mit der Wirklichkeit dank seinen grandiosen Cinemascope-Bildern. Ist er noch in „Land of Planty“ mit digitaler Handkamera den Figuren ganz dicht und schmuddelig direkt zuleibe gerückt, beweist er hier, dass er auch mit den großen Mitteln des Films umzugehen weiß. Wenn er aus einer Straßenecke ein Edward Hopper-Gemälde mit dessen kalten, harten Licht zaubert, spiegelt das nicht nur Howards Innerstes in diesem Moment. Es verweist auch leichthändig auf Kunst und Künstlichkeit, mithin Bildlichkeit, der hausgemachten USA-Identität. So formen Lustig auf der einen und Shepard mit Dialogen und Spiel auf der anderen Seite für Wenders das Korsett, damit er nicht in verkopften Pathos einknickt, wie das schon manches Mal der Fall war.

      Ein Ziel auf die Suche nach dem „wahren“ Leben gibt „Don’t Come Knocking“ freilich nicht. Das ist das Manko des Films, und es fokusiert sich in Howard. Zu ungenau, zu diffus tritt er als Figur hervor. Selbst wenn das nur konsequent sein mag angesichts der Scheinhaftigkeit seines Charakters. Wenn er am Ende jedoch wieder in den Sonnenuntergang reitet, ist für ihn (und uns) alles geblieben wie es ist. Mehr als ein kurzer Blick hinter die Fassade wird da nicht gegönnt. Die einzige Hoffnung sind dann wieder mal die Kinder, die Howard hinterherfahren und ihr Liedchen vom sich selbst verlorenen Vater singen. Die Männer bleiben jedenfalls merkwürdig zögerliche und flache Figuren. Oder gar, wie im Fall von Tim Roth’ unterkühltem Versicherunsagenten Sutter ein überflüssige Karikatur der Coolness, ein schaler Aufguss von Mel Gibsons FBI-Mann in Wenders’ „Million Dollar Hotel“. Doch all das machen die Frauen wett, die Charaktere wie auch ihre Darstellerinnen. Die legendäre Eva Maria Saint als Howards Mutter, Jessica Lange als Doreen und Sarah Polley als Sky retten immer wieder den Film über manche Sandbank hinweg. Vor allem Shepards Lebensgefährtin Lange spielt ihn, wenn sie Howard in einer Szene unter Tränen den Marsch bläst, so gehörig an die Wand, dass einem als Zuschauer schlichtweg der Mund offen steht.

      Fazit: Wim Wenders’ kluge und schöne, wenn auch etwas ziellose Dekonstruktion des amerikanischen Weste(r)ns und eines seiner "Helden".
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    2. Don't Come Knocking: Wim Wenders' in Cannes gefeiertes Western-Roadmovie um einen gealterten Filmstar, der sich den Konsequenzen seines bewegten Lebens stellt.

      Wim Wenders zum achten Mal im Wettbewerb von Cannes: In „Don’t come knocking“ beschwört er noch einmal den Mythos Amerika und die Unmöglichkeit, ein Stück Heimat zu finden. Ein Meisterwerk, das an „Paris, Texas“ anknüpft und durch tragikomische Zwischentöne, wunderbare Leichtigkeit und wuchtige Visualität überzeugt.

      „Bitte nicht stören“ könnte man den Titel des Films übersetzen. „Don’t come knocking“ steht auf einem Pappschild am Wohnwagen von Howard Spence, der als Westernheld schon bessere Zeiten gesehen hat und von vergangenem Ruhm zehrt, darunter als zweite Zeile „… if the trailer’s rocking“. Dieser zerknitterte Typ sucht das Weite vom Set eines B-Pictures und flieht auf dem Rücken eines Pferdes in die Wüste, ganz so, wie wir es aus dem typischen Western kennen. Erst einmal landet er bei seiner Mutter in einer miefigen Kleinstadt, die er seit 30 Jahren nicht mehr gesehen hat und erfährt von der Existenz eines Kindes. Motivation für eine Reise in die Vergangenheit, an deren Ende er nicht nur mit sich selbst konfrontiert ist, sondern auch mit Sohn und Tochter von verschiedenen Frauen. Nicht zu vergessen eine alte Liebe. Doch verpasstes Leben lässt sich nicht nachholen. Die Sehnsucht nach Zuneigung und Familie als Fixpunkt sowie die Angst bilden den roten Faden. Der Mann, der sich von einem One-Night-Stand zum anderen hangelt, spürt sie plötzlich, die ganze Trostlosigkeit eines abgehalfterten Hollywood-Stars, die Einsamkeit des Lonesome Riders, den Ekel vor einer Existenz, so authentisch wie Fast Food. Drugs, Sex and Rock’N’Roll - vorbei. Wie dieser Howard Spence in ein tiefes Loch fällt und vor den Scherben eines verpfuschten Daseins steht, wird bei Wenders zum melancholisch-heiteren Trip ins vordergründig idyllische Butte, Montana. Da wollen die erwachsenen Kinder nichts mit dem aus dem Nirwana auftauchenden Vater zu tun haben, weist ihn die einstige Geliebte zurück. „Howard, you are a coward“ wirft sie ihm vor, um sich sofort über den Reim zu amüsieren. Sogar von einem durchgeknallten Indianer muss er sich bedrohen und Wegegeld abpressen lassen. „Don’t come knocking“ ist Western, Road-Movie und großes Gefühlskino über verlorene Seelen in einer vaterlosen Gesellschaft - schmerzvoll und romantisch, nostalgisch und zeitlos schön. In diesem Abgesang auf den Western spielt Wenders perfekt mit den Klischees des Genres und bricht sie souverän, da haben die starken Männer ausgedient, es sind durchsetzungsfähige Frauen, die die Handlung vorantreiben. Howard ist lauter und unsensibler als Travis in „Paris, Texas“, ein Macho, der sich polternd über Schamschranken hinwegsetzt. Die Häuserfassaden der Provinzorte wirken wie Gemälde von Edward Hopper, hier ist Amerika trotz aller Schäbigkeit für einen Moment noch heile Welt, bevor die emotionale Fassade zusammenkracht, der Sohn in einem Wutanfall über den zu spät auftauchenden Vater das Mobiliar aus dem Fenster entsorgt, die grelle Schminke eines Hippie-Mädchens nur innere Leere übertüncht. Tabula Rasa. Der amerikanische Traum von vor über zwanzig Jahren hat seinen Glanz eingebüßt, nistet im Herzen nur noch als Chimäre, der man gegen jede Ratio nachjagt. Sam Shephard, der mit Wenders wie bei „Paris, Texas“ das Drehbuch schrieb, spielt den alternden Cowboy mit Witz, Charme und ergreifender Traurigkeit, Jessica Lange mit größter Intensität die Geliebte, die keine Leidenschaft mehr empfindet. Franz Lustig gelingen magische Bilder von grandiosen Landschaften und flackernden Leuchtreklamen, deren flirrendes Licht selbst dem kaputtesten Menschen noch einen sanften Schimmer verleihen. Für „Paris, Texas“ erhielt Wenders 1984 die „Goldene Palme“, für „Don’t come knocking“ leider nicht. Dennoch das mit 20 Minuten Standing Ovations bedachte Cannes-Highlight. mk.
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      1. Mit der Reise in die Vergangenheit eines gebrochenen Helden beschwört Wenders abermals den Mythos Amerika in kraftvollen Bildern voller Symbolik, aber auch mit vielen Zwischentönen, die Ironie und Leichtigkeit vermitteln.

        Jurybegründung:

        „Die Comanchen sind einfach überall“, heißt es in Wim Wenders neuestem Film und dieser Western-Klischee-Satz ist eine hübsche Metapher für all die Pfeile, Stacheln und Dornen, deren Spalier ein Wenders-Film auf dem Weg zu Kritiker- und Publikumsgunst passieren muß. Wenders ist kein einfacher Regisseur. Er macht es sich nicht leicht, und auch nicht seinem Publikum. Seine Geschichten, sein Vokabular, seine Topoi, seine Interessen und sein Blick, das alles hat oft zuviel Kino-Nostalgie, zuviel unzeitgemäßes Fühlen, er ist und bleibt ein Romantiker auf der Suche nach der blauen Blume des Kinos. Das beinahe trotzige Pathos früherer Filme aber weicht nun einem sanften Humor: Wenders als Schöpfer eines tragikomischen Helden, als milde spöttischer Geschichtenerzähler mit Coolness genug für gelegentliche Selbstironie und für lakonisch „verschenkte“ große Bilder.

        „Don’t Come Knocking“ überrascht - eine Lust am Dechiffrieren der Wenderschen Codes vorausgesetzt - mit einem Reichtum an Stilmitteln, Zitaten und Ebenen. Die Geschichte selbst scheint recht einfach: karriereüberdrüssiger Vater, ein Western-Darsteller, wirft hin, erfährt von einem Sohn, sucht und findet ihn und eine Tochter dazu, aber eine Familie gibt das noch lange nicht, auch kein Zuhause.

        Unbehaust wie eine klassische Wenders-Figur, das ist Howard Spence, von Sam Shepard sich selbst auf den Leib geschrieben. Ein gutaussehender, männlicher Kerl, aber ein Charakter mit wenig Tiefe, ein dürftiger Mensch, der sich die Ohrfeige wahrlich verdient, die ihm die Mutter seines Sohnes auf einem um 30 Jahre verspäteten Heiratsantrag hin verpaßt. Als Beziehungsdrama braucht der Film beträchtlich Zeit, ehe er Fahrt aufnimmt, hat dann aber mit Jessica Lange als Doreen, aber auch mit Vater und Sohn und Tochter große, intensive Szenen. Ein aus dem Fenster geworfenes Sofa im Retrolook wird zu einem filmischen Ort, um den die Kamera beständig kreist und an dem die Irrfahrt endet. In einer simplen wie eindrücklichen Szene umfährt Sam Shepard mit dem Daumen die Krempe seines Westernhutes, so als würde er den Bogen seines Lebens zurückverfolgen. Eine Reise ins Nichts, ins Ungefähre, in das Unbehauste - aber da ist mehr Leichtigkeit als Tragik. Da ist Einverstandensein.

        Viele Sprünge, Brüche, Splitter und Details, viele Wenders-Metaphern, viele wunderschöne Bilder (Kamera: Franz Lustig) prägen den Film. Da nächtigt der flüchtige Cowboy Sam Shepard romantisch mit seinem Pferd in einer Schlucht und eine kleine Rückfahrt zeigt die Highwaybrücke, über die nun ein Truck in der Morgendämmerung donnert. Dann führt sein Weg vorbei an einer großen Satellitenschüssel, die Siedlung aber ist fast verlassen. Da gibt es einen Boxkampf mit einem Videogegner, ein blau glitzerndes Casino, Neon in der Regenpfütze und Medien- und Zivilisationskritik. Da gibt es die großartige Eva Marie Saint als Mutter und Schlachtroß George Kennedy als Filmregisseur. Und da gibt es die stimmige Musik von T Bone Burnett, die dem Film Balladencharakter gibt. „He’s a lonely man…“, er ist ein einsamer Wenders-Held…

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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