Gegen jede Regel: Ambitioniertes Sportdrama über einen Footballcoach, der sich der Umstände zum Trotz über alle Rassenschranken hinwegsetzt.
Nachdem Überproduzent Jerry Bruckheimer dieses Jahr mit „Nur 60 Sekunden“ und „
Coyote Ugly“ bereits leicht verdauliche Popcorn-Unterhaltung lieferte, bietet er jetzt mit einem in den siebziger Jahren angesiedelten Sportdrama um Rassenintegration einen moralisch ambitionierten Zeitkommentar. Die auf Tatsachen beruhende Story handelt es sich um den schwarzen Footballcoach Herman Boone (hervorragend gespielt von Oscarpreisträger Denzel Washington), dem es mit Strenge und Fairness gelingt innerhalb seines Highschool-Teams und in Folge einer ganzen Stadt die Grenzen zwischen Schwarz und Weiß transparent zu machen. 21,2 Mio. Dollar am Startwochenende in den USA entsprachen den Erwartungen und bescherten Denzel Washington das beste Wochenendergebnis seiner Karriere.
Prolog und Epilog des Films zeigen eine Beerdigungsszene in Alexandria, Virginia 1981, in der sich die einträchtige Trauergemeinde zu gleichen Teilen aus schwarzen und weißen Mitgliedern zusammensetzt. Zehn Jahre zuvor ist von dieser Harmonie nichts zu spüren, als an der T.C. Williams Highschool die gesetzlich vorgeschriebene Rassenintegration vorgenommen wird. Der neue Football-Coach Boone beordert die erstmals gemischte Mannschaft der Titans ins Trainingslager, wo er sie mit militärischer Härte und farbenblinder Gerechtigkeit zu einem perfekten Team drillt. Die Jungs, die sich zunächst skeptisch und zum Teil feindselig gegenüber stehen, lernen durch Boones unkonventionelle Methoden einander zu respektieren. Schließlich bilden sich auch enge Freundschaften, wie die zwischen dem schwarzen Quarterback Julius (Wood Harris) und dem weißen Teamcaptain Gerry (Ryan Hurst). Dieses inspirierende Ideal wird auch auf die Beziehung zwischen Boone und seinen Assistenztrainer Bll Youst (Will Patton) übertragen. Ihre anfängliche Rivalität - Boone hat Yousts Stellung als Cheftrainer übernommen - wandelt sich im Lauf des Schuljahrs in gegenseitiges Vertrauen und Anerkennung. Die Titans gewinnen unerwarteterweise ein Spiel nach dem anderen, und durch ihr Exempel von Gleichheit und Brüderlichkeit lernen die Bewohner, ihre Rassenvorurteile zu überdenken.
Unverhohlener Rassismus und Korruption stellt „
Fresh„-Regisseur Boaz Yakin in seinem ersten Abstecher in den Mainstream moralfeste Charakterstärke und edelmütige Ehrenkodex gegenüber, und scheut sich dabei nicht, kräftig an sentimentalen Gefühlsknöpfen zu drehen. Ein gefühlvoller Score und poppige Hits der Ära unterstreichen das damalige Zeitklima ziviler Unruhe und gesellschaftlichem Umbruch. Die Szenen auf dem Spielfeld haben wenig mit der Adrenalinattacke von Oliver Stones „
An jedem verdammten Sonntag“ gemein und insgesamt spielt der heilige Football in dieser bewegenden Moralfabel auch eher eine untergeordnete Rolle, was die kommerziellen Chancen des etwas simplen, aber allemal unterhaltsamen Films außerhalb der USA erhöhen dürfte. In den USA mit 21,2 Mio. Dollar angelaufen, sollte diese Produktion aus dem Hause Disney auch hierzulande wenn nicht überragende, so doch solide Chancen haben beim Publikum zu punkten. ara.