Anzeige
Anzeige
Für Links auf dieser Seite erhält kino.de ggf. eine Provision vom Händler, z.B. für mit oder blauer Unterstreichung gekennzeichnete. Mehr Infos.
  1. Kino.de
  2. Filme
  3. Havanna - Die neue Kunst, Ruinen zu bauen

Havanna - Die neue Kunst, Ruinen zu bauen

000134971.flv
Anzeige

Havanna - Die neue Kunst, Ruinen zu bauen: Eine poetische, keinesfalls moribunde Doku über die einst glanzvolle "Perle der Karibik" in ihren unaufhaltsamen Verfall und über die in den Ruinen lebenden Menschen.

Poster

Havanna - Die neue Kunst, Ruinen zu bauen

Handlung und Hintergrund

Havanna, Hauptstadt der revolutionären Republik Kuba, gilt als „Perle der Karibik“. Ihren Reiz bezieht sie aus den unzähligen Hausruinen, die dem Stadtbild einen poetisch-morbiden Charakter verleihen. Für die Bewohner der einstürzenden Altbauten bedeutet das ein Leben in ständiger Gefahr, wenn sie jeden Moment unter Trümmern begraben werden können. Ob der Klempner Totico, der Obdachlose Reinaldo, die frühere Millionärsgattin Misleidys, oder der enteignete Großgrundbesitzer Nicanor: Sie alle leiden unter dem Verfall ihrer Stadt.

Florian Borchmeyers

In Havanna leben viele Menschen in Ruinen einstmals glanzvoller Gebäude: Ein Klempner versucht eine Mietskaserne, in der er selbst wohnt, instand zu halten, ein Obdachloser macht es sich in den Resten eines Theaters bequem, in dem schon Caruso sang, die frühere Millionärsgattin findet ein neues Zuhause im Schutt einer ehemaligen Luxusherberge, der vom Staat enteignete Großgrundbesitzer versucht, den Verfall des väterlichen Herrenhauses aufzuhalten, und ein Schriftsteller sieht das Ganze als „Ruinologe“ philosophisch.

Anzeige

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Florian Borchmeyer
Produzent
  • Matthias Hentschler
Drehbuch
  • Florian Borchmeyer
Kamera
  • Tanja Trentmann
Schnitt
  • Birgit Mild

Bilder

Kritiken und Bewertungen

0 Bewertung
5Sterne
 
()
4Sterne
 
(0)
3Sterne
 
(0)
2Sterne
 
(0)
1Stern
 
(0)

Wie bewertest du den Film?

Kritikerrezensionen

    1. (…) Florian Borchmeyers Film wirkt wie ein Gegenentwurf zu der Schwemme von abgefilmten Kuba-Postkarten. Bei ihm findet sich kein romantisch verklärtes Bild. Er versucht, die Ruinen von Havanna nicht aus der Perspektive des durchreisenden und faszinierten Europäers zu sehen, sondern mit den Augen derer, die in ihnen wohnen, und deren ganzes Land langsam zu einer Ruine zerfällt. Dabei erzeugt er durchaus auch Stimmungen - so etwa, wenn er Mahlers „Filmmusik“ zu Viscontis „Tod in Venedig“ über Bilder des zerfallenden Havanna legt, nachdem einer seiner Interviewpartner vorher die Parallelen zwischen Thomas Manns Dekadenz und der des heutigen Kubas deutlich machte.

      In erster Linie aber überzeugt dieser Dokumentarfilm, der vielleicht besser als Film-Essay kategorisiert wäre, auf der intellektuellen Ebene. Der poetische Filmessay fesselt mit einer interessanten These und mit spannenden Personen. Auf zum Teil rhetorisch hohem Niveau wird die These vertreten, ausgeführt und belegt, dass Kuba selber zu einer Ruine geworden ist, ja sogar von den Herrschenden bewusst in Trümmer gelegt wird, weil auch diese zerbröckelnden Mauern noch das System stützen. „Wir sind die falschen Ruinen einer Invasion, die es nie gab“, heißt es da. Parallelen mit der englischen Gartenarchitektur des 18. Jahrhunderts werden gezogen, damals gab es für die Edelleute eigens errichtete pittoreske „Ruinen“ mit künstlicher Romantik. (…)

      Die FBW-Jury war beeindruckt von der Poesie und Kraft des Films und insbesondere davon, wie dichterisch und poetisch die interviewten Kubaner sich ausdrücken können. So beschreibt einer ein Gebäude als alte Frau, die Rouge aufgelegt hat, sodass man die Greisenhaftigkeit ihrer Haut erst bemerkt, wenn man ihr übers Gesicht streicht. (…)

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
      Mehr anzeigen
    2. Havanna - Die neue Kunst, Ruinen zu bauen: Eine poetische, keinesfalls moribunde Doku über die einst glanzvolle "Perle der Karibik" in ihren unaufhaltsamen Verfall und über die in den Ruinen lebenden Menschen.

      Eine poetische, keinesfalls moribunde Doku über die einst glanzvolle „Perle der Karibik“ in ihren unaufhaltsamen Verfall und über die in den Ruinen lebenden Menschen.

      Im legendären Havanna, wo einst Ernest Hemingway sich den täglichen Mojito gönnte, zogen Florian Borchmeyer und Produzent Matthias Hentschler los, um Wirklichkeit zu zeigen, die „Poetik der Ruine“. Eine Wirklichkeit, in der die Menschen müde sind vom Kämpfen um den kleinen Luxus oder manchmal auch nur um die notwendigen Dinge des Alltags.

      Sie porträtieren fünf Personen, die in vom Einsturz bedrohten Gebäuden wohnen, deren Leben in der Ruine zur Ruine wird und dennoch nicht in Selbstmitleid versinken. Der Klempner flüchtet aus dem Lärm der Mietskaserne zu den Tauben aufs Dach, ein Obdachloser macht es sich in den Resten eines Theaters bequem, in dem der berühmte Caruso seine Arien schmetterte, die frühere Millionärsgattin findet ein neues Zuhause im Schutt einer ehemaligen Luxusherberge, der vom Staat enteignete Großgrundbesitzer versucht, den Verfall des väterlichen Herrenhauses aufzuhalten und ein aus dem nationalen Schriftstellerverband verbannter Schriftsteller sieht das Ganze als „Ruinologe“ philosophisch.

      Ohne Polemik aber auch ohne Schönfärberei entwickeln die beiden Autodidakten das Bild eines unter den Folgen der sozialistischen Revolution leidenden Landes. Das Festival in Havanna zeigte den Film nicht, passt er doch nicht zum Image eines autarken Kuba. Doch wer diese mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnete Doku ohne politische Blindheit betrachtet, wird fasziniert sein von den visuellen Eindrücken, den Menschen und der Atmosphäre der kleinen Hoffung im großen Chaos. Allein die Dreharbeiten im Guerilla-Stil waren ein Abenteuer. Die Ruinen, Reste einer untergegangenen Bürgerlichkeit, sind Metapher für die soziale, politische und wirtschaftliche Situation. In der schleichenden Zerstörung der Stadt und der Seelen klingen unterschiedlichste Töne an, voller Poesie, Traurigkeit und Tragik, aber auch ein Stückchen Optimismus. mk.
      Mehr anzeigen
    Anzeige