Dass die aktuelle Verfilmungen mit der Jugendbuch- und Hörspielreihe um die drei cleveren Jungen aus Rocky Beach nicht viel zu tun haben will, soll oder kann, ist nach Das Geheimnis der Geisterinsel schon klar geworden. Junge Darsteller, mehr Action und Coolness, dies und mehr sollte den vor allen jugendlichen Zuschauern Freude bereiten. Auch, wenn die meisten Fans, die kaufkräftigere Gruppe ab Mitte 20 aufwärts, sich achselzuckend bis angeekelt abwenden dürfte.
Auch im zweiten Teil, der Verfilmung des Gespensterschlosses hat man weitgehend auf die gerade hier essentielle Grusel-Stimmung verzichtet und eher aufs physische Abenteuer gesetzt, die die immer noch überaus jungen Helden zu bestreiten haben. Jux und Dollerei ist also Programm, doch auch wenn man akzeptiert, dass der Film nicht als Verfilmung zu werten ist, sondern ein gänzlich eigenes, losgelöstes Konzept verfolgt, kommt man nicht umhin, die Mängel zu bestaunen, die einen mit Das verfluchte Schloss das Fürchten lehren.
Dabei ist der zweite Teil der Kino-Drei ??? mitunter gelungener als der erste Teil, insgesamt runder, was vor allem an den launigeren Sprüchen liegt, mit denen hier Humor ins Spiel gebracht wird. Auch wird nun weniger selbstzweckhafte Postkartenkulissen inszeniert: Wenn Südafrika mit einigen sinnfreien filmförderbedingten Zwischensprüngen nach Deutschland zu Kalifornien wird, bekommt das bisweilen den Charme alter Karl-May-Verfilmungen, in denen Jugoslawien als amerikanischer Westen herhielt.
Auch dass vor allem Hauptdarsteller Chancellor Miller als Justus älter erscheint, tut gut. Und den goldenen Rolls Royce als Zugeständnis an Kenner und Freunde der Original-Krimis hat es diesmal auch, inklusive Mortimer mit Original-Stimme.
Das Problem bleibt aber, dass der Plot bisweilen an Zumutung grenzt und auch besagten Miller überfordert. Ob und wieweit man sich um die Vorlage schert geschenkt: Die drei ??? Das verfluchte Schloss macht keine wirklich beängstigende Gespenstergeschichte draus; es geht um das Geheimnis eines Erfinders in seinem Haus und knüpft daher eher an die Schatzsuchegeschichten der Serie an (und des ersten Films). Doch etwas liebevoller oder wenigstens handwerklicher geschickter hätte man in Sachen Drehbuch schon vorgehen dürfen.
In einer wüsten Kraut-und-Rüben-Mischung wird auf den tragischen Tod von Justus Eltern eingegangen mit dem Hang zur Rachestory, die den jungen Hauptdarsteller denn auch überfordert, so z.B. am Grab von Mutter und Vater. Ab und zu überkommen aus heiterem Himmel Peter und Bob Zweifel an ihrer Mission, was Justus zu pathetischer Rede zwingt; mitten im Geisterhaus fällt dem Rechercheur Bob wieder ein, was es mit dem Erfinder und Bauer desselbigen auf sich hat, zu dem sie so mühsam angereist sind und danach zu fragen, wer denn das seltsame Mädchen ist, das ihnen dort überraschend über den Weg läuft, fällt ihn auch erst irgendwann mal ein. Plötzlich hat irgendwer aus unerfindlichen Gründen irgendwelche Informationen, manches wird im unmöglichsten Moment nachgereicht und über all diesem Mischmasch in Sachen Stimmung und Storyelementen bleibt der Film ein filmischer Zettelkasten ohne Rhythmus und Zusammenhang.
Am schwersten wiegt jedoch, dass kein Gefühl für die Figuren bleibt Justus, Peter und Bob bleiben in Reaktionen und Umfeld Jungs, die alles in der Spanne von zehn bis achtzehn Jahren abdecken könnten. Der Film zeigt sie in einer zähen Mixtur aus kindlicher Abenteuerlust, in Klamauk, Action und Detektivspielerei, wie auch im Falle von Justus in allzu ernster Frage nach Vergeltung und Trauerarbeit. Und gänzlich fragwürdig gerät die sexual-schlüpfrige Wortspielerei, die Bob vor dem Redneck-Papa der liebreizenden Caroline zum vorgeblichen Lustmolch macht, bedenkt man den Umstand, dass man es hier mit Kindern als Figuren und Darstellern zu tun hat. Vielleicht fällt das auch nur deswegen so unangenehm auf, weil es so linkisch inszeniert ist wie manch anderes.
Regisseur Florian Baxmeyer weiß zwar, wie man wo mit der Kamera zu schwenken und (kranzu-)fahren hat, dann aber wieder hat es die Szene, in der Bob neben der hübschen Caroline (Annette Kemp) auf der Couch sitzt, weil er und seine Kollegen über sie an Informationen kommen wollen und das romatisch-durchgeknallte, eigentlich auf den Rotschopf neben ihr fixierte Mädchen starrt offensichtlich in Ermangelung von Anweisungen ratlos irgendwo hin.
Da mag auch das Spukhaus seinen Reiz haben und, klar, einmal mehr gelten: Kinder werden auch mit Die drei ??? Das verfluchte Schloss ihren Spaß haben. Was aber kein Grund sein sollte, nicht ein Bisschen mehr Liebe oder wenigstens Qualität zu investieren
Fazit: Kleinwenig bessere und unterhaltsame, gleichwohl schluderige und inkonsistente Fortsetzung der Drei Fragezeichen im Kino.