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Zwischen uns das Paradies

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Na putu: Intensives Drama über die Traumata des Bosnienkriegs und die Flucht eines Mannes in den radikalen Islamismus, der die Liebe des Paares zerstört.

Poster

Zwischen uns das Paradies

Handlung und Hintergrund

Ein kinderloses Paar im Nachkriegs-Sarajewo. Luna arbeitet als Flugbegleiterin, ihr Mann Amar als Fluglotse. Nach außen scheinen sie ein perfektes Paar zu sein. Nur ihr größter Wunsch nach Nachwuchs will nicht in Erfüllung gehen. Als der Mann wegen Alkoholismus vom Dienst suspendiert wird, driftet er über seinen alten Kriegskameraden Bahrija zusehends in eine wahabitische Fundamentalistengruppe ab. Amar fühlt sich mehr und mehr von dieser Gemeinschaft angezogen. Luna aber will ihm nicht folgen.

Darsteller und Crew

  • Mirjana Karanovic
    Mirjana Karanovic
  • Jasmila Zbanic
    Jasmila Zbanic
  • Barbara Albert
    Barbara Albert
  • Zrinka Cvitesic
  • Leon Lucev
  • Ermin Bravo
  • Marija Köhn
  • Nina Violic
  • Sebastijan Cavazza
  • Jasna Ornela Bery
  • Izudin Bajrovic
  • Jasna Zalica
  • Luna Mijovic
  • Damir Ibrahimovic
  • Bruno Wagner
  • Karl Baumgartner
    Karl Baumgartner
  • Raimond Goebel
  • Christine A. Maier
  • Niki Mossböck
  • Brano Jakubovic
  • Oriana Kuncic

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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Kritikerrezensionen

    1. In ihrem getragen entwickelten Drama über Sektentum muss Jasmina Zbanic keine Flugzeuge explodieren lassen, um die Irritationen zwischen den Glaubensrichtungen und die Risse zwischen den Kulturen zu unterstreichen. Ebenso lakonisch lässt sie in die Chronik einer Ehekrise den sozialen Alltag von Sarajevo einfließen. Stets erweist sie sich als präzise Beobachterin der Lebensumstände und Beziehungsdissonanzen ihrer Protagonisten, wobei in Details und Zwischentönen die differenzierte Liebesgeschichte eines jungen Paares in extremer Belastungsprobe entworfen wird.

      Wie in ihren Langfilmdebüt „Grbavica“ („Esmas Geheimnis“) ein Generationskonflikt zwischen Mutter und Tochter ohne Pathos und melodramatische Elemente mit dem Trauma des Bosnien-Konflikts verknüpft wurde, fließen die Kriegsfolgen in „Zwischen uns das Paradies“ zwar weniger deutlich, aber nicht weniger entscheidend in Handlung ein. So wuchs Stewardess Luna bei ihrer Großmutter auf, nachdem ihre Eltern im Krieg getötet wurden. Ihr Mann, Ex-Soldat Amar, greift in Erinnerung an die Kriegserfahrungen immer wieder zur Flasche, weshalb er seine Anstellung verliert. Kriegskumpan Bahrija bietet ihm einen Wächterjob im Camp der gläubigen Wahabiten-Gemeinde an. Doch das Wiedersehen der Freunde auf einem Parkplatz setzt nur die erste Irritation in einer Kette an problematischen Entwicklungen. Weil Frauen bei dem Wahabiten eine untergeordnete Position einnehmen, verweigert der Bekannte Luna den Begrüßungshandschlag.

      An dieser Stelle gibt es ein Wiedersehen mit der serbischen Darstellerin Mirjana Karanovic, die schon in „Grbavica“ oder Andrea Stakas „Das Fräulein“ in den Hauptrollen brillierte und als Nada einige bitter-komische Momente liefert. Als Burka tragende Frau von Amars Freund Bahrija arrangierte sie sich längst mit ihrem Schicksal, nutzt aber, etwa beim Autofahren, jede Möglichkeit für Freiräume, um sich ihres Schleiers zu entledigen. Einer solchen Vorschrift will sich die schon allein durch ihren modischen Kurzhaarschnitt als emanzipierte junge Frau gezeichnete Luna nicht unterwerfen. Als sie nach langer Zeit ohne Nachricht ihres Mannes von Nada zum Wahabiten-Camp geführt wird, weigert sich die liberale Muslime lange, dem herrschenden Druck und den Vorschriften zu gehorchen. Folglich unterliegt die Ehe von Luna und Amar einer harten Zerreißprobe.

      Mit der internationalen Co-Produktion „Na Putu“ (übersetzt „Auf dem Weg“), co-finanziert von der Frankfurter Pandora Film, gelang Jasmila Zbanic ein kluges, nachhaltiges Ehedrama über Toleranz, Vertrauen und Identitätsfindung. Obwohl rasch deutlich wird, welcher Seite ihre Sympathien gelten, verzeichnet sie die islamische Gruppierung keineswegs und verzichtet bei der Charakterisierung auf vertraute Klischees. Allerdings muss man sich auf den ruhigen, nüchternen Erzählton der nuancenreichen Geschichte erst einlassen. Im Berlinale-Wettbewerb ging „Zwischen uns das Paradies“ zwar leer aus, wurde aber inzwischen mit dem Bernhard-Wicki-Friedenspreis ausgezeichnet.

      Fazit: Stilsicheres Liebes- und Glaubensdrama, verknüpft mit einem Porträt des modernen Jugoslawiens.
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    2. Zwischen uns das Paradies: Intensives Drama über die Traumata des Bosnienkriegs und die Flucht eines Mannes in den radikalen Islamismus, der die Liebe des Paares zerstört.

      Intensives Drama über die Traumata des Bosnienkrieges und die Flucht eines Mannes in den radikalen Islamismus, der die Liebe des Paares zerstört.

      Der Krieg in Bosnien? Vorbei! Aber die Folgen haben sich in die Seele gefressen und Wunden hinterlassen, die jederzeit wieder aufbrechen können. Amar und Luna sind ein glückliches Paar mit Kinderwunsch, sie Stewardess, er Flughafen-Angestellter mit Hang zum Alkohol, was ihn die Stelle kostet. Der Hedonist nimmt einen neuen Job in einem Wahabiten-Camp auf dem Land an und kehrt nach Wochen zurück: mit Bart und radikalen Moralauffassungen wie sexueller Enthaltsamkeit vor der Ehe und dem Wunsch, dass auch die Freundin ihren modernen Lebenswandel aufgibt. Ein Besuch im Lager mit überwachter Trennung von Frauen- und Männerbereich, Verbot von Alkohol, Zigaretten und Handys, Indoktrination der Kinder und gelenktes Gemeinschaftsgefühl schockieren die tolerante Luna, die ihren zum Islamismus übergelaufenen Partner verlässt.

      Die Bosnierin Jasmila Zbanic (Goldener Bär für „Grbavica - Esmas Geheimnis“) stieß bei ihren Recherchen im religiösen Milieu auf strenge Regeln, aber auch auf Überraschungen. So stecken unter der Burka oder dem Kopftuch als Symbol des Glaubens oft ganz normale Frauen aus allen Berufen, die sich nicht unbedingt als unterdrückte Opfer sehen, sondern eine bewusste Entscheidung gefällt haben und im Autoverkehr schon mal fluchen wie die Kesselflicker. Ohne Wertung und ohne die Helden zu verraten, werden zwei Welten gegenüber gestellt, die nach außen abgekapselte islamistische Gemeinschaft und die liberale Großstadtgesellschaft Sarajevos, die Flucht in rigide Strukturen als Strohhalm für seelische Desorientierung versus Bekenntnis zu Freiheit und Individualismus: Ein immanenter Widerspruch, den auch die Liebe nicht auflösen kann. Die Kamera bleibt nahe an den Figuren, erforscht in hartem Licht ihre Gesichter (oft in Close-ups), die neue Sprachlosigkeit ist Zeichen gegenseitigen Unverständnisses, die Menschen suchen sich einen eigenen Weg aus dem Schatten ganz persönlicher Traumata, religiöser Fundamentalismus als Alternative zu und Antwort auf den Verlust von Identität und Idealen (so heißt der Originaltitel „Na Puta“ übersetzt „Auf dem Weg“). Psychologisch fein, wenn auch konventionell inszeniert, ist „Zwischen uns das Paradies“ bewegendes Gefühlskino, nicht zuletzt wegen der Performance von Zrinka Cvitesic. mk.
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