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Amer

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Amer: Hommage an den Giallo, dem erotisch-fetischistisch aufgeladenen italienischen Slasherthriller mit Schwerpunkt auf Frauenmorden, dem es mehr um den Stil als den Inhalt geht.

Poster

Amer

Handlung und Hintergrund

Die Französin Ana wird in ihrer Kindheit zum ersten Mal mit dem Tod konfrontiert, als der Leichnam ihres verstorbenen Großvaters tagelang zu Hause aufgebahrt wurde. Gleichermaßen fasziniert und verängstigt beobachtet sie den leblosen Körper. Als sie in ihrer Jugend und Erwachsenenzeit in die alten Korridore der Villa zurückkehrt, erlebt sie wahre Schlüsselmomente des Schreckens, die ihr weiteres Leben und ihr Verhältnis zu ihrem eigenen Körper maßgeblich prägen sollen. Die Schatten der Vergangenheit verfolgen sie fortan in immer unheimlicheren Erscheinungen.

Ana erinnert sich an drei einschneidende Ereignisse ihres noch jungen Lebens: Als Kind faszinierte wie verschreckte sie der im düsteren elterlichen Domizil aufgebahrte Leichnam ihres Großvaters. Jahre später begegnete sie als Heranwachsende beim Urlaub am Meer Halbstarken in Lederkluft und musste erleben, wie ihre eifersüchtige Mutter aufkeimenden Gefühle unterdrückte. Und als Erwachsene kehrt sie in ihr Kindheitshaus zurück, das nicht so verlassen ist, wie es scheint und mehr als nur imaginäre Gefahren birgt.

Drei Episoden ihres noch jungen Lebens haben Ana verstört, handelt es sich schließlich um Begegnungen mit Tod und sexueller Begierde, manchmal auch beiden zugleich. Experimentelle Kunstfilm-Hommage an den Giallo, der italienischen Form des Horrorthrillers.

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Darsteller und Crew

Regisseur
  • Hélène Cattet,
  • Bruno Forzani
Produzent
  • François Cognard,
  • Eve Commenge
Darsteller
  • Marie Bos,
  • Charlotte Eugène-Guibeaud,
  • Cassandra Forêt,
  • Bianca Maria D'Amato,
  • Harry Cleven,
  • Jean-Michel Vovk,
  • Delphine Brual,
  • Bernard Marbaix
Drehbuch
  • Hélène Cattet,
  • Bruno Forzani
Kamera
  • Manuel Dacosse
Schnitt
  • Bernard Beets

Kritiken und Bewertungen

5,0
1 Bewertung
5Sterne
 
(1)
4Sterne
 
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3Sterne
 
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2Sterne
 
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Kritikerrezensionen

    1. Auf mehreren fantastischen Festivals wurde die Giallo-Hommage „Amer“ gefeiert für ihre faszinierende Bildsprache und die radikale Methode, ganz auf Details, Geräusche und cineastische Ikonografie, nicht aber auf eine stringente Story zu setzen. Allerdings stößt diese Erzählform nicht bei jedermann auf Gegenliebe, zumal im Mittelteil der Spannungsbogen etwas durchhängt. Bei dem experimentellen Thriller handelt es sich um eine frankobelgische Produktion, während die „Giallo“-Werke, benannt nach den reißerischen Krimi-Taschenbüchern mit gelbem Umschlag, ein rein italienisches Phänomen darstellen (noch weitere internationale Krimi-Editionen bauten bei ihrer Covergestaltung auf schwarz-gelbe Signalwirkung).

      Wie der transalpine Krimi der Siebziger in einer Mischung aus Sex, Gewalt und Mystery mit extremen Stilmitteln arbeitet, dabei aber häufig die Story vernachlässigt, stellt das Regieduo Hélene Cattet und Bruno Forzani diese Elemente gleich vollends in Vordergrund. Drei Segmente, welche drei Altersstufen einer Frau aufgreifen, stehen kaum verknüpft nebeneinander, wobei das erste Drittel um die verstörenden Erlebnisse eines Kindes noch am ehesten ein Plotgerüst erkennen lässt. Hier wird die kleine Ana von der mumifizierten Gestalt im Sarg sowohl geängstigt als auch förmlich angezogen, und von einer ähnlich Furcht einflößenden Alten permanent durch das elterliche Haus gehetzt. Eros und Thanatos liegen ebenso wie in den beiden folgenden Episoden eng beieinander. Manche der sinistren Vorgänge bleiben unerklärlich und rätselhaft, was letztlich auch beabsichtigt ist.

      Cattet und Forzani reduzieren den italienischen Thriller auf sein Gerüst, auf pure Zeichen und Symbole aus Furcht und Faszination, Schönheit und Schrecken, Blut und Wasser, Eleganz und Ekel, Lack und Leder. Wo die Geschichte keine Rolle mehr spielt, kommt es auf die wenigen Dialoge in französisch und italienisch gleichfalls kaum noch an. Wie bei den Filmen von Jacques Tati könnte man „Amer“ ebenso ohne Untertitel oder Synchronisation sehen, ohne wesentliche Informationen zu verpassen. Viel wichtiger ist das ausgeklügelte Sounddesign – Geräusche und Töne, die dem Kinozuschauer durch Mark und Bein fahren sowie ihn in permanent angespannte Lage versetzen, da sich Unheil stets von Neuem ankündigt.

      Nicht ohne Grund, denn es vollzieht sich zwar keine blutig ausgemalte Tötungsserie, aber ein drastischer Mord im Finale, in vertrauter Tradition mit dem Rasiermesser ausgeführt. Einen entscheidenden Unterschied zu den Klassikern gibt es allerdings schon, aber darauf näher einzugehen, hieße, zuviel zu verraten. Streckenweise erinnern die explizit-blutigen Details der Sequenz an Bunuels und Dalis surrealen Klassiker „Der andalusische Hund“, wobei kein Auge, sondern ein anderes Organ zerschnitten wird. Ansonsten zitiert sich das seit 2000 gemeinsam arbeitende Duo in ihrer stilvollen Low Budget-Produktion besonders durch das italienische Genrekino: die zerfurchte, ächzende Alte des ersten Drittels erinnert an die Hexen aus Dario Argentos berühmter Trilogie, das tropfende Wasser an Mario Bavas „Die drei Gesichter der Furcht“, das verwitterte, verwachsene Gebäude des Finales an Lucio Fulcis Höllenhaus in „L Adila/The Beyond“ („Geisterstadt der Zombies“), etc., aber man muss die Verweise gar nicht alle (er-)kennen, um die Qualität des vielschichtigen Tributs goutieren zu können.

      Natürlich darf man den wunderbaren Soundtrack zwischen sinnlicher Sommerfreude und schleichender Bedrohung nicht vergessen. Dabei handelt es sich nicht um Neukompositionen, sondern um die Verwendung zeitgenössischer Stücke. Auf dem Münchner Filmfest, wo Cattet und Forzani ihr Spielfilmdebüt vorstellten, erklärten sie, dass es nicht einfach war, die Rechte an ihren Lieblingsstücken aus der Feder von Ennio Morricone und Co. zu bekommen, doch die Mühen haben sich letztlich gelohnt. Ohne den grandiosen Italo-Pop/Terrorsound würde die Retro-Zeitmaschine kaum so perfekt funktionieren.

      Fazit: Experimentelle Hommage an italienische Siebziger-Thriller, die stärker auf einen surrealen Trip aus Bildern und Emotionen denn auf eine konstante Story setzt.
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    2. Amer: Hommage an den Giallo, dem erotisch-fetischistisch aufgeladenen italienischen Slasherthriller mit Schwerpunkt auf Frauenmorden, dem es mehr um den Stil als den Inhalt geht.

      Der Film von Hélène Cattet und Bruno Forzani erinnert stilistisch klar an das italienische Giallo-Genre der Siebzigerjahre, in dem die klassische kriminologische Suche nach dem Mörder ungemein blutig und experimentell inszeniert wurde. So steht hier nicht die Handlung im Vordergrund, sondern die drei Ausschnitte aus dem Leben Anas, die sich fast wortlos und albtraumhaft vor dem Zuschauer entfalten, wobei sich die großen Themen Tod, Sexualität, Lust und Angst miteinander vermischen und hauptsächlich von Geräuschen, Bildern und Farben zehren. Ein kunstvolles filmisches Triptychon.
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