The World's End: Kult-Komiker Simon Pegg ("Star Trek") erlebt nach "Hot Fuzz" und "Shaun of the Dead" erneut bizarren Comedy-Irrwitz britischer Art, wenn diesmal die Welt in einem Pub endet...
Abschluss der Cornetto-Trilogie von Edgar Wright, in dem fünf Jugendfreunde bei der Rückkehr in ihr Heimatdorf feststellen, dass nicht alles dort mit rechten Dingen zugeht.
„Scott Pilgrim gegen die Welt“, Edgar Wrights hyperaktives Hollywood-Debüt von 2011, war vorerst also nur ein Ausreißer - und das ist gut so: Mit „The World’s End“ kehrt der vermutlich innovativste unter den jungen britischen Filmemachern wieder zurück nach England, um seine mit „
Shaun of the Dead“ und „
Hot Fuzz“ so vielversprechend begonnene Cornetto-Trilogie - benannt nach der beliebten Eiscreme-Sorte, die in allen Teilen zumindest eine kleine Rolle spielt - mit den beiden mittlerweile zu Stars avancierten Hauptdarstellern Simon Pegg und Nick Frost zu vollenden.
Wieder verbindet Wright einen Standard des Genrekinos mit Comedy, die dem wahren Leben entrissen scheint, fusioniert das Fantastische mit dem Alltag ganz normaler britischer Jungs, denen es schwer fällt, erwachsen zu werden, obwohl sie bereits um die 40 sind. Waren es vormals der Zombiefilm beziehungsweise die Buddy-Cop-Action, die als Sprungbrett ins Abenteuer im allzu wiedererkennbaren Kleinstadtengland dienten, als hätten die Kinks zuviel George Romero und Walter Hill gesehen, werden die fünf Protagonisten auf dem Weg zum World’s End - Name des letzten von zwölf Pubs im verschlafenen Heimatkaff - mit dem buchstäblichen Ende der Welt konfrontiert, in Form einer Außerirdischen-Invasion, die aus dem ohnehin gleichförmigen Dörfchen ein britisches Stepford gemacht haben - „
Die Körperfresser kommen“ lässt grüßen! Doch bis der Film überhaupt erstmals Hinweise darauf gibt, dass sich fantastische Elemente einschleichen könnten, haben die ehemaligen Kumpels um ihren Anführer Gary King - nicht nur dem Namen nach die Krönung unter den Kindmännern, die Wrights Filme bevölkern und die Simon Pegg so mühelos zwischen umwerfend komisch bis erschütternd bemitleidenswert darstellt - bereits wenigstens vier Pubs hinter sich gebracht bei der Neuauflage einer Kneipentour, die 1990 kurz vor dem Ziel scheiterte. In der Gegenwart will der notorische Verlierer King die Glorie von einst wiederaufleben lassen und die Scharte auswetzen, die seiner Meinung nach für seine anhaltende Lebensmisere verantwortlich ist.
Mit großartigem komischem Timing verfolgt der Film erst, wie King mit ein paar Tricks die Freunde von einst, dargestellt von Peggs Dauer-Buddy Nick Frost, „Hobbit“ Martin Freeman, Paddy Considine und Eddy Marsden, die längst mit beiden Beinen im richtigen Leben stehen, Familie und Karriere haben, wieder zusammenbringt: Wie eine perfekte Mischung aus „
Blues Brothers“ („Wir müssen das Team wieder zusammenbringen“) und „
Der große Frust“ sind diese frühen Szenen, wenn die Träume von einst mit der Realität von heute aufeinanderprallen, alte Kameradschaften bekräftigt werden und neue Rivalitäten aufflammen, alldieweil die Herrschaften zusehends betrunkener werden - bis schließlich auch noch die Hatz der Gleichgeschalteten auf das Quintett beginnt, das sich trotz etlicher vergnüglicher, schlagkräftiger und zunehmend apokalyptischeren Feindberührungen unverdrossen den Weg von Bierglas zu Bierglas bahnt.
Es gibt witzige Cameo-Auftritte, verblüffend gelungene Effekte, wüste Prügeleien und schließlich einen Showdown, der pfiffig einer entsprechenden Szene aus Roger Cormans „
Die wilden Engel“ von 1966 mit Peter Fonda nachempfunden wurde - es geht um jenen berühmten Dialog, der 1992 für den Primal-Scream-Song „Loaded“ gesamplet wurde, der wiederum das Erkennungslied der fünf Kumpels ist. Überhaupt steckt der Film voller versteckter Anspielungen für die Gemeinde der Filmgeeks. Spaß macht er aber auch allen, die die Nase voll haben vom seelenlosen Dauergetöse der Zerstörungsorgien der US-Blockbuster und dem Ende der Welt lieber in einem Film zusehen wollen, den man besten Gewissens sofort ins Herz schließt. ts.