Haus über Kopf: Witzige Komödie, in der sich Steve Martin in einem Single-Chat-Room blind verliebt - und schwer überrascht wird.
Nachdem Steve Martin zuletzt an der Seite von Eddie Murphy in „
Bowfingers große Nummer“ Erfolge feiern konnte, setzt er auch in seiner nächsten, ungleich derberen Komödie auf das Erfolgsrezept von den Gegensätzen, die sich anziehen. Mit Queen Latifah („Chicago“) als weiblicher Kollegin nimmt Martin unverblümt auch krude Stereotype auf die Schippe. Mit hervorragender komischer Chemie spielen sie einen konservativen Steueranwalt bzw. eine ausgebrochene Kriminelle, die ihre Unschuld beteuert und sein geordnetes Leben in gnadenloser Kulturschock-Manier völlig auf den Kopf stellt. Satirische Finesse der Marke „
Bulworth“ wird hier nicht geboten, dafür ein bisweilen derber Spaß, der sich auf den kleinsten gemeinsamen Publikumsnenner einlässt und damit punktet.
Wie Robert De Niro in „
Meine Braut, ihr Vater und ich„, verkörpert Martin perfekt die irritierte Aufgebrachtheit eines Snobs, der mit „minderwertigen“ Personen konfrontiert wird, die in seine elitäre Welt einzudringen wagen. Wie schon in „Vater der Braut“ mimt Martin einen erfolgreichen Karrieremann, der in seinem Familienleben einiges zu bereinigen hat. Hier ist er seit kurzem geschieden. Ein Internet-Date führt zu seiner Bekanntschaft mit dem pfundigen Vollblutweib Charlene (Queen Latifah), die sich als weiße Anwältin ausgegeben hatte. Charlene saß wegen bewaffnetem Raubüberfall im Gefängnis. Jetzt will sie von Peter, dass er ihre Unschuld beweist. Zunächst schmeißt er sie hochkant raus, doch um der Blamage zu entgehen, in seiner spießbürgerlichen Nachbarschaft, seiner konservativen Firma oder seinem exklusiven Country Club mit der lästigen Schwarzen gesehen zu werden, willigt er ein ihr zu helfen. Charlene zieht in seine Villa, wo er sie als Kindermädchen seines kleinen Sohnes und seiner Tochter im Teenageralter ausgibt. Überraschend erweist sich die Nervensäge als guter Hausgeist, den die beiden Kinder schnell ins Herz schließen. Dank Tanzstunden und (platonischer) Liebeslektionen kann auch Peter seine innere Steifheit überwinden und sowohl seinen Homeboy-Groove als auch den Weg zurück zu seiner Frau (Jean Smart) finden. Zwischenzeitlich prallt das zumeist in provokative Fummel gekleidete Homegirl mit dem rassistischen weißen Establishment zusammen. Dies wird vorrangig von drei Frauen dargestellt, Peters geldgieriger Ex-Schwägerin (Missi Pyle), mit der sich Charlene eine erstaunlich ausgedehnte und wenig zimperliche Keilerei liefert; Peters reicher und ekelhafter Klientin in spe (Joan Plowright), die beim Dinner einen Sklavensong anstimmt und später durch Marihuana-Rauchen aufgelockert wird, und Peters Nachbarin (Betty White), die ihre Nachbarschaft schneeweiß halten will. Herzhafte Lacher kann Eugene Levy („
American Pie„) als Peters Partner verbuchen, der Charlene vergöttert und perfekt den dicksten Ghettoslang drauf hat. Für den dritten Akt greift Regisseur Adam Shankman, dessen bisherige Spezialität sentimental angehauchte Romantikkomödien wie „Wedding Planner“ und „Nur für Dich“ waren, schließlich ein wenig ausgegorenes Krimielement auf, das zum „dramatischen“ Showdown in einem Hiphop-Club führt, wo Martin als „Playa“ mit hippen Tanzmanövern sein nach wie vor gut geöltes Talent für Slapstick unter Beweis stellt.
Überhaupt bezieht diese Variation der Fisch-aus-dem-Wasser-Komödie ihren Unterhaltungswert hauptsächlich aus dem Spiel seiner beiden blendend aufgelegten Hauptdarsteller, die das Kinohaus trotz des nicht allzu überragenden Materials zum Lachen bringen werden. ara.