Der Babadook: Starkes Horrordrama über eine verwitwete Mutter und ihren schwererziehbaren Sohn, die von einer unheilvollen Gestalt heimgesucht werden.
In dem ebenso kleinen wie großartigen psychologischen Horrordrama kämpft eine verwitwete Mutter mit ihrem schwererziehbaren Sohn, Dämonen der Vergangenheit und ihrem eigenen Verstand.
Schon immer war das Horrorgenre nicht nur im großen Effektekino zu finden, sondern feierte seine besten Momente stets auch im Arthouse-Bereich - siehe Klassiker wie „
Wenn die Gondeln Trauer tragen“ oder moderne Meisterwerke wie „
So finster die Nacht“ oder „Under The Skin“. Und auch dass sich das Grauen wie bei „Der Exorzist“ oder „Omen“ über eigentlich unschuldige Kinder ins Leben der Betroffenen schleicht, ist nicht wirklich neu. „Der Babadook“, das Langfilmdebüt von Regisseurin Jennifer Kent, betritt also keine wirklich neuen Pfade. Doch nicht nur angesichts der mickrigen zwei Mio. Dollar an Budget ist das, was Kent aus der Geschichte holt, ebenso gruselig wie grandios.
Sie konzentriert sich dabei ganz auf den psychologischen Aspekt ihrer Geschichte: Die verwitwete Amelia ist mit der Erziehung ihres sechsjährigen Sohns Samuel sichtlich überfordert. Sowohl im persönlichen Umfeld, als auch in der Schule fällt der Junge durch sein aggressives und unvorhersehbares Verhalten auf. Eines Tages bittet Samuel Amelia darum, ihm aus einem Bilderbuch, „Mister Babadook“, vorzulesen. Amelia hat das Buch, das plötzlich auf dem Nachtisch ihres Sohnen liegt zuvor noch nie gesehen. Doch der sinistere Lesestoff, in dem es um einen mysteriösen dunklen Mann geht, der, einmal gerufen, nicht mehr aus den Leben seiner Opfer tritt, ist der Mutter viel zu negativ für ihren ohnehin gebeutelten Sohn. Doch alles Verstecken oder Verbrennen hilft nichts: Das Buch findet stets seinen Weg zurück ins Zimmer des Kindes. Dieses steigert sich immer stärker in seinen Kampf gegen vermeintliche Monster herein, und so verliert Amelia schließlich nicht nur die Geduld für ihren Sohn, sondern auch den Glauben an alle Sicherheiten.
Was folgt könnte Genreware in Reinform sein. Und auch nicht jeder Twist der Geschichte kommt wirklich überraschend. Doch Kent ist nie am plumpen Effekt interessiert. Und letztlich ist es nicht der Junge, der das Opfer von Dämonen ist, sondern Amelia, die an unausgesprochenen Verlustängsten fast zu Grunde geht. Kent und Kameramann Radek Ladczuk packen ihren Film in extrem kalte und düstere Bilder, angelehnt an die Zeichnungen des titelgebenden Bilderbuchs, das selber ein kleines Designwunder ist. Und auch der Film weiß um die Macht stark komponierter Bilder, wenn z.B. Samuel plötzlich auf der oberen Stange einer Schaukel steht. Nicht nur Eltern stockt in Momenten wie diesen der Atem.
Dennoch kommt der Schrecken hier nur selten offen ins Bild, sondern wabert dank grandiosem Set- und Tondesign allgegenwärtig unheilvoll im Untergrund. Um die schwierige Bewältigung eines persönlichen Traumas geht es. Doch reicht es dieses Mal nicht, sich einfach seinen Ängsten zu stellen und sie anschließend im Keller der Seele oder des Hauses wegzusperren. Hin und wieder müssen sie auch gefüttert werden. So wie jedes Kinos immer wieder mit kleinen Meisterwerken wie „Babadook“ gefüttert werden sollte. mahe.