Das Geheimnis von Green Lake: Kinderbuchverfilmung, in der eine Erziehungsmaßnahme in einer Jugendstrafanstalt deren Oberaufseherin zu einem verborgenen Schatz führen soll.
Die Vorhersehbarkeit von Hollywoodproduktionen ist längst sprichwörtlich, so sicher wie das Amen am Ende jedes Gebets. Eine seltene Ausnahme bildet die Kinderroman-Adaption „Holes“. Die originelle Story befasst sich komödienhaft locker mit Themen wie Jugendkriminalität, Kameradschaft, Klassen- und Rassenvorurteile, Rache, Raffgier und Karma. Sicherlich nicht alltägliche Inhalte für eine Disney-Komödie, die obendrein von Actionspezialist Andrew Davis („Auf der Flucht“, „
Collateral Damage„) inszeniert wurde. Doch das Abweichen von der Norm zahlte sich am US-Boxoffice bereits aus. Ein formidabler Sleeperhit kündigt sich an.
Die Geschichte um den jungen Stanley Yelnats basiert auf dem preisgekrönten gleichnamigen Bestseller von Louis Sachner aus dem Jahr 1998. Für sein Drehbuchdebüt adaptierte Sachner seinen Roman so vorlagengetreu wie möglich - kein einfaches Unterfangen, da das Buch von einer Vielzahl von Figuren sowohl aus der Gegenwart als auch aus dem Wilden Westen des 19. Jahrhunderts bevölkert wird. Doch letztlich fügen sich die scheinbar zunächst wenig kompatiblen Fragmente nahtlos zusammen.
Zur Story: Stanley (Newcomer Shia LaBoeuf aus der Disney-Serie „Even Stevens“) wird zu 18 Monaten in dem Jugendstraftäterlager Camp Green Lake verdonnert, nachdem er beschuldigt wird, ein Paar Turnschuhe geklaut zu haben. Wo einst ein See war, ist jetzt eine ausgetrocknete Wüste mit giftigen Eidechsen, wo die Jungs zwecks „Charakterbildung“ unzählige Löcher graben müssen. Unerbittliche Leiterin des Arbeitslagers ist Warden Walker (Sigourney Weaver), die ihren Nagellack mit Klapperschlangengift mixt und ihre Krallen ab und zu an dem ebenfalls unausstehlichen Aufseher Mr. Sir (Jon Voight) schärft. Sie wartet ungeduldig darauf, dass die Jungs „etwas Interessantes“ ausgraben. Ihre Schützlinge haben natürlich keine Ahnung, dass sie es dabei auf den vor mehr als 100 Jahren vergrabenen Schatz der Outlaw-Rächerin Kate Barlow (Patricia Arquette) abgesehen hat. In mehreren Rückblenden wird die tragische Liebesgeschichte zwischen Kate und dem sanftmütigen Schwarzen Sam geschildert, die mit Lynchmord endet und ihren blutigen Rachefeldzug ins Rollen bringt. Im Camp freundet sich Stanley bald mit dem kleinen Außenseiter Zero (Khleo Thomas aus „
Friday After Next„) an, mit dem ihn mehr verbindet, als er sich träumen könnte. Als Zero nach einer Auseinandersetzung mit Mr. Sir in die Wüste wegläuft, kommt es zum dramatischen Höhepunkt.
Das Leben im Camp erinnert an eine Teenagerversion von Paul Newmans Lagerleben in „Der Unbeugsame“. Abgesehen von Stanley und Zero werden die jungen Einsassen in erster Linie durch ihre exzentrischen Namen wie Armpit, Squid und Zig Zag charakterisiert. Die Negativität der Autoritätsfiguren wird von Weaver und Voight mit grob skizziertem Overacting entschärft, was im Kontrast zum emotional ernsthaften Rapport zwischen LaBoeuf und Thomas steht. Während Regisseur Davis beim Erzählton die richtige Balance zwischen Humor und Herz findet, hätte man sich bei der visuellen Umsetzung, wie z. B. der Zwiebeloase, ein wenig mehr Fantasie gewünscht. Dennoch allemal eine hübsche Reflektion über die universelle Verbindung aller Dinge (und Schicksale) miteinander, die auch Erwachsene nicht langweilen wird. ara.