Per Anhalter durch die Galaxis: Fantasievolle Verfilmung des skurrilen britischen Science-Fiction-Kultbuchs von Douglas Adams.
Douglas Adams‘ Fangemeinde hält schon die Daumen hoch und Handtücher bereit - in gespannter Erwartung dieser Adaption des millionenfach verkauften Science-Fiction-Kultbuchs des 2001 verstorbenen Schriftstellers. Aber auch, wer Slartibartfast von Babelfish nicht unterscheiden kann, kann sich vertrauensvoll in die Hände von Regisseur und Garth Jennings begeben, der als versierter Reiseleiter den Zuschauer gemeinsam mit Arthur Dent, dem Antihelden im Bademantel, nach Vernichtung des Planeten Erde ganz im Adamsschen Sinne durch die Galaxis führt.
Ursprünglich sollte Ivan Reitman auf dem Regiestuhl Platz nehmen, dann war Jay Roach im Gespräch, dann Spike Jonze. Am Ende fiel Disneys Wahl auf einen Newcomer - den gebürtigen Engländer Garth Jennings, der bei Werbe- und Musik-Clips (u. a. Blurs „Coffee and TV“-Video) bewiesen hat, dass er Spike Jonze näher steht als McG und niemals ohne britischen Humor an die Arbeit geht. Dieser Humor harmoniert hervorragend mit der bestechenden Unlogik der Vorlage, deren Charme vor allem darin besteht, jede Form von Sinn auszuhebeln und die bestehende Ordnung als folgenschweren Irrtum zu entlarven - Verwandtschaft mit anderen britischen Urgesteinen wie den Monty Pythons nicht ausgeschlossen.
Neben Hollywoods Sam Rockwell und Zooey Deschanel scharen sich um Jennings deshalb vor allem britische Kollegen wie Alan Rickman und Bill Nighy - und last but not least ging die Hauptrolle des ganz gewöhnlichen Erdmännchens Arthur Dent an Martin Freeman, bekannt aus der BBC-Serie „The Office“, der zu Beginn in britischer Verzweiflung zu verhindern versucht, dass sein Haus für eine Umgehungsstraße von Bulldozern platt gemacht wird und sich schließlich in den Pub um die Ecke rettet. Dort eröffnet ihm sein bester Freund Ford Prefect (Rapper Mos Def - der mutigste und gelungenste Besetzungscoup des Films), dass er ein Außerirdischer ist, bestellt erst mal sechs letzte Pints, bevor der gesamte Planet Erde drei Minuten später gesprengt wird und er sich und Dent - per Anhalter mit einem Raumschiff - ins Weltall rettet.
Bei ihrer anschließenden Odyssee durch unendliche Weiten hält sich Jennings so getreu wie möglich an die Vorlage. Zwischendurch lässt er den „Hitchhiker’s Guide“, das unerlässliche Handbuch, immer wieder als 2-D-Animation aufpoppen und von Stephen Fry vorlesen, um sich die wundersamen Phänomene des Hyperraums erklären zu lassen. Die Reisenden finden sich schon bald an Bord des Raumschiffs „Herz aus Gold“ wieder, dem fliegenden Teekessel des überkandidelten galaktischen Präsidenten Zaphod Beeblebrox (Sam Rockwell angemessen hyperaktiv), der von dem paranoiden Androiden Marvin (gesprochen von Alan Rickman, der mit dem chronisch depressiven Roboter für die meisten Lacher sorgt) und Zooey Deschanels temperamentvoller Trillian unterstützt wird. Bei der detailgenauen Gestaltung des außerirdischen Universums vertraut der Film nicht auf ausschließlich gepixelte CGI-Welten, sondern lässt mit Lo-Fi-Charme stets Adams‘ philosophische Ader durchscheinen: Bei einem Running-Gag um den „Unendlichen Unwahrscheinlichkeitsdrive“ des Raumschiffs verwandelt sich beispielsweise die gesamte Belegschaft in Strickfiguren. Die schrulligen Vogonen, die Sprengung der Erde und die atemberaubende Planetenfabrik sind schlicht beeindruckend.
„Per Anhalter durch die Galaxis“ ist ohne Zweifel einer der komischsten Film des Jahres. Dass das Tempo ein oder zweimal ein wenig hängt, ist verzeihlich, und selbst wenn bisweilen „
Das fünfte Element“ oder „Brazil“ grüßen lassen, ist der liebevoll adaptierte Stoff sowohl visuell als auch in philosophischer Hinsicht absolut originär und beschäftigt sich neben Nonsens durchaus auch mit tieferen Fragen - ungefähr so, als hätte man „
I Heart Huckabees“ mit 100-Mio.-Dollar-Budget als Science-Fiction-Extravaganz neu verfilmt.
Puristen mögen über die wenigen dramaturgisch notwendigen Veränderungen zur Vorlage vielleicht murren - hier wurde eine Romanze ergänzt, da ein neuer Charakter (John Malkovichs Space-Prophet Humma Kavala). Aber dafür können die Fans auch Freunde und Verwandte mit ins Kino nehmen, die das Buch nicht gelesen haben und zweifelsohne großen Spaß haben werden - auch wenn sie vorher keine Ahnung von der Bedeutung von Handtüchern hatten, was ein Wal und ein Blumentopf gemein haben und warum man sich für Fisch bedankt. deg.