I, Robot: Science-Fiction-Hit über die Bedrohung durch Hi-Tech-Roboter, die sich gegen ihre menschlichen Herren richten.
Die Humanisierung des Automaten, das Mensch-Maschine-Verhältnis, gehört zu den thematischen Säulen der Science Fiction, exemplarisch diskutiert in Isaac Asimovs „I, Robot“-Anthologie. Ideen daraus komprimierte Alex Proyas zu einem ganz auf die Bedürfnisse seines Stars Will Smith zugeschnittenen Eventfilms, der in der Zukunft seinen Schauplatz, in der Kino-Gegenwart aber sein Erfolgsrezept findet: coole Sprüche, lässiger Protagonist, vitale Action und Effektezauber von der Festplatte. Programmiert und in den USA mit einem Top-Start (mehr als 52 Millionen Dollar) bereits realisiert, ist damit ein Hit, der die Kinos dieser Welt erobern wird.
Nach Chris Columbus‘ positronischem Rührstück „Der 200-Jahre-Mann“ ist „I, Robot“ erst die zweite große US-Produktion nach einer Vorlage des russischen Emigranten. Kernstück von Asimovs neun Kurzgeschichten umfassender Anthologie, in der Roboter den Gehorsam verweigern, Gedanken lesen oder sich vielleicht als Menschen tarnen, sind die drei Gesetze, die das Verhältnis zwischen Herrn und Sklaven regeln. Dass Roboter Menschen nicht verletzen, ihnen gehorchen und sich selbst schützen müssen, sofern damit nicht Regel 1 und 2 außer Kraft gesetzt werden, gilt auch im Chicago von 2035.
Mit wenigen, aber eindrucksvollen Establishing-Shots führt Proyas in diese technisierte Welt ein, die zeitbedingt weniger futuristische Wunder produziert als noch „Minority Report“ (2054). Selbstbewusst stellt der Film in den Anfangssequenzen seine allgegenwärtigen Roboter aus, die als Haushaltshilfen, Gassigeher oder in anderen Dienstleistungsbereichen eingesetzt werden. Über die ökonomischen Konsequenzen macht sich dieser Big-Budget-Sommerfilm genauso wenig Gedanken wie über die Energiequelle der Roboter, die enorme Stärke und die Sprungkraft von Grashüpfern in sich vereinen.
Aufgrund einer traumatischen Erfahrung hasst Cop Spooner (Will Smith) nicht nur die Chip-Sklaven, sondern als Retro-Typ, der sich zu Stevie Wonders „Superstition“ duscht, auch die zunehmend automatisierte Gesellschaft. Spooner ist die Brücke zum jugendlichen Zielpublikum - ein chronisch cooler Typ, der Anzugträger in Sekundenschnelle verunsichert, immer einen lässigen Einzeiler auf der Zunge hat, aber auch regelmäßig seine Oma besucht, als gelte es „Big Mamas Haus“ vom anderen „Bad-Boy“ Martin Lawrence Reverenz zu erweisen. Als Spooner zum Hi-Tech-Konzern U.S. Robotics gerufen wird, um den vermeintlichen Selbstmord des Chefentwicklers zu untersuchen, ist für ihn der Schuldige schnell ausgemacht. Ein Roboter aus der NS-5-Reihe, scheint seine Programmierung überwunden und die elementaren Gesetze gebrochen zu haben. Was tatsächlich dahinter steckt, führt eigentlich nur Ideen aus „2001 - Odyssee im Weltraum“ oder „Colossus“ weiter, ist aber als erzählerischer Hintergrund für die großen Actionsequenzen durchaus tauglich. So stellt Spooner den Tatverdächtigen unter 1000 vermeintlich baugleichen Modellen, wird von einer riesigen Maschine und von NS-5-Horden attackiert, die ihn auf dem Freeway, später auch in der Konzernzentrale an die Knochen gehen.
Effektsicher und kinetisch sind diese Sequenzen geraten, getragen von den eindrucksvollen, aber durch Kopfschuss immer noch altmodisch anfälligen Kampfdrohnen. Adrenalin produziert der Film leichter als Mitgefühl, das sich nur schwer einstellen mag. Sonny, das revolutionäre, träumende und fühlende Robotermodell, ist visuell ansprechend gelöst, aber als Sympathieträger und Botschafter für das Dilemma der Maschinen nicht vergleichbar mit den Androiden aus „Blade Runner“. So verfolgt man die überschaubar komplexe Story etwas distanziert, lässt sich von Action, Ausstattung und Effekten in ein Finale treiben, dass eine drohende globale Gefahr in bewährter Hollywood-Manier durch eine spontane Universallösung bereinigt. Ein klassischer, unterhaltsamer Sommerfilm, der, ungewöhnlich für Alex Proyas, einen Experten für düster-deprimierende Welten („The Crow“, „Dark City“), Herbst und Winter ausblendet. Nebenwirkungen sind also nicht zu befürchten. kob.