Blue Crush: Surffilm um eine Mädchenclique zwischen dem Thrill des Sports und der Emotion von Selbstfindung und Liebesgeschichte.
Surf’s up! Surfkultur hat Hochkonjunktur, und so kommt der Girlpower betriebene Surffilm gerade rechtzeitig in die Kinos, um jungen Mädchen ihr sportlich-romantisches Gegenprogramm zum Testeron-Turbo-Actioner „
xXx - Triple X“ zu bieten. Regisseur John Stockwell („
Verrückt/Schön„), der bereits das einsichtsreiche Drehbuch für die Heavy-Metal-Komödie „
Rock Star“ verfasste, nimmt sich diesmal statt Haarspray und Spandexhosen Surfbrettern und Bikinis an. Das Skript basiert auf dem Magazinartikel „Surf Girls on Maui“ von Susan Orlean und mischt den Thrill des Extremsports mit mädchengerechten Themen wie Selbstfindung, Freundschaft und vor allem einer emotionsreichen Liebesbeziehung.
Die Subkultur der Surfer mag sich von jeher durch ihre ausgrenzende „Locals only“-Attitüde ausgezeichnet haben, was gewiefte Firmen jedoch nicht abgehalten hat, mit dem relaxten Lebensstil eine lukrative Konsummaschinerie anzuwerfen. Surfmode ziert junge Mainstream-Landratten in den Einkaufszentren fernab jeglicher Brandung und sogar Chanteuse Sheryl Crow sprang für ihr letztes Video auf ein Surfboard. Ihre Drehcrew kam dabei dem Team von „Blue Crush“ in Quere, das ebenfalls auf der hawaiianischen Insel Oahu drehte. Dessen spektakulärn Surfaufnahmen inklusive einschüchternder Riesenwellen wurden am berüchtigten North Shore gedreht, wo alljährlich der als Aufhänger dienende „Rip Masters“-Wettbewerb ausgetragen wird. Protagonistin Anne Marie (Kate Bosworth aus „Gegen jede Regel“ schwimmt ausstrahlungsstark und athletisch obenauf) hat es geschafft, für die Austragung zugelassen zu werden und ist damit eine der wenigen Frauen, die Riesenwellen surfen. Es verbleiben noch sieben Tage bis zum großen Tag und eindeutigen Höhepunkt des Films. So wird zunächst Anne-Maries Lebensstil ausgerollt, bei dem Surfen an erster Stelle steht. Sie lebt mit ihrer 14-jährigen Schwester (Mika Boreem) und ihren beiden Freundinnen Eden (Michelle Rodriguez aus „The Fast and The Furious“) und Lena (Pro-Surferin Sanoe Lake in ihrer ersten Filmrolle) in einer heruntergekommenen Strandbaracke und arbeitet in einem Luxushotel als Zimmermädchen. Diese Anstellung verliert sie, als sie einem der Hotelgäste, einem NFL-Footballspieler (sein Zimmer voller Kotze und benutzten Kondomen demonstriert plakativ die Unannehmlichkeiten ihres Jobs), ihre Meinung sagt. Dies führt zu ihrer Bekanntschaft mit dessem süßen Teamkollegen Matt (Matthew Davis aus „
Natürlich blond!“ überzeugt zwar als romantischer Lead, aber nicht unbedingt als professioneller Quarterback). Statt sich auf ihr Training zu konzentrieren und ihre von einem Unfall rührende Angst vor dem Ertrinken zu überwinden, verliebt sich Anne Marie und verbringt ihre Zeit mit ihrem neuen Lover. So weit so gut, doch nun driftet die Story in etwas aufgesetzte melodramatische Gefilde um Klassenkonflikt und Beziehungsängste ab, die an Stockwells Vorgänger „Verrückt/Schön“ erinnern. Darauf hätte man besser verzichtet, stattdessen wäre es interessanter gewesen mehr Lokalkolorit einzuweben und Anne Maries Freundinnen und dem Konflikt mit ihrer rebellischen Schwester mehr Tiefgang einzuräumen. Rodriguez, die in „
Girlfight“ begeisterte, wird hier leider an den Rand gedrückt und dient lediglich als quengelige Motivationsfigur. Die bildhübsche Bosworth erweist sich als perfekt für ihre Rolle, da sie neben ihrem Aussehen auch eine starke Ausdruckskraft als Schauspielerin vorzuweisen hat. Da sie erst für den Dreh surfen lernte, ist in manchen Szenen zu erkennen, dass es sich um ein (teilweise männliches) Stuntdouble handelt und ein paar Blue-Screen-Aufnahmen benutzt wurden. Doch die Surfbilder mit ehrfurchtsgebietenden Pipelines, die von Stockwell aus verschiedenen Winkeln und in verschiedenen Geschwindigkeiten gefilmt wurden, werden die Herzen von Surfenthusiasten und solchen die es werden wollen höher schlagen lassen, und Material von weiblichen professionellen Surferinnen wie Keala Kennelly, die sich selbst spielen, verleihen dem Surfmovie den richtigen Tropfen Authentizität, ohne dass der Film jemals am Status von „
Tag der Entscheidung“ als weiterhin bester Surffilm aller Zeiten rütteln könnte. ara.