Mit seinem Spielfilmdebüt "13 Semester" präsentiert Regisseur Frieder Wittich eine inspirierte Komödie über das vielgerühmte, aber in Deutschland selten im Kino gezeigte Studentenleben. Sein Co-Autor Oliver Ziegenbalg hat als ehemaliger Student der Wirtschaftsmathematik genaue Kenntnisse über die hier geschilderten Freuden und Krisen an der Universität. Da die Coming-of-Age-Geschichte ein komplettes Studium vom ersten bis zum letzten Semester umfasst, kann sie zeigen, dass in diesen Jahren nicht nur eine geistige, sondern auch eine Herzensbildung stattfindet und dass beide selten geradlinig verlaufen.
Max Riemelt hat nach ernsten Rollen wie in Napola oder Die Welle als Momo Gelegenheit, auch sein komödiantisches Talent auszuspielen. Der junge Brandenburger, der hauptsächlich deswegen an die Uni kommt, weil er das elterliche Gasthaus nicht übernehmen will, ist dabei keine echte Frohnatur, sondern ein leicht introvertierter Kerl, der sich ohne konkreten Plan, aber hungrig nach Erfahrungen, treiben lässt. Zwischen dem strebsamen Schulfreund Dirk, gespielt von Robert Gwisdek, und dem Partymenschen Bernd, gespielt von Alexander Fehling, muss Momo seine Identität noch finden.
Um die attraktive und lebhafte Kerstin, die von Claudia Eisinger dargestellt wird, kreist Momo lange Zeit eher glücklos, bevor sie dann doch noch seine Freundin wird. Frieder Wittich trifft den richtigen Tonfall für die Höhen und Tiefen des Studentenlebens: Die Freiheit, sich zwischen Party, Reisen und geistigem Austausch selbst zu erproben, hat ihre Kehrseite in Irrwegen und der Angst vor dem Alleinsein.
Es gibt urkomische Szenen wie die mit Aswin, der auf einem Teleshoppingkanal erfolgreich die Seife verhökert, mit der eigentlich Momo reich werden wollte. Und es gibt die große Krise, als immer mehr Mitstudenten die Uni abschließen und es Momo dämmert, dass sich die unbegrenzten Möglichkeiten nur als ein Lebensabschnitt entpuppen. Die subjektive, aber gleichzeitig reflektierende Erzählperspektive findet Motive von philosophischer Sinnlichkeit. Eines Tages sieht Momo ein Kind auf einem Schlitten eine Erinnerung, ein aktuelles Bild? und dann fällt der erste Schnee des Winters. Coming-of-Age heißt auch, dass manche Dinge plötzlich wirken, als sähe man sie zum ersten Mal, weil der Blick so lange abgelenkt war.
Von dem einen oder anderen Semester nimmt Momo nur so viel mit, dass es in eine einzige Szene passt. Dafür wird er einen entscheidenden Trugschluss nie vergessen. Die Regie bebildert solche subjektiven Wahrheiten mit Dia-Montagen, mit verschiedenen Versionen der gleichen Szene, mit kleinen Sprüngen im Zeitgefüge und transportiert über die Musik, ohne die Studenten verdorren würden, zusätzlich Emotionen. Wenn sie eine komplexe Entwicklung so leicht und realistisch erzählen können, darf man von Regisseur Wittich und Drehbuchautor Ziegenbalg noch Großes erwarten.
Fazit: Treffende und inspirierte Schilderung des Studentenlebens mit seinen Höhen und Tiefen: eine filmische Talentprobe voller Komik und Grips.