Star Trek: Spektakuläres Reboot der "Star Trek"-Franchise durch "Lost"-Macher J.J. Abrams, der von den jungen Jahren des James T. Kirk erzählt.
Alles auf Anfang, so spektakulär und unterhaltsam wie möglich: Der elfte „Star Trek“-Film eröffnet dem 45 Jahre alten Franchise ganz neue Horizonte.
Reboots haben sich in den letzten Jahren als probates Mittel erwiesen, ehedem lukrative Franchises aus der kreativen und kommerziellen Sackgasse auf neue Höhenflüge zu schicken und einem neuen jungen Publikum schmackhaft zu machen. Batman wurde als düsterer Rächer neu erfunden, James Bond als Heißsporn mit Killerinstinkt neue Kontur verliehen. Während diese strategischen und inhaltlichen Neuausrichtungen bewährter Stoffe beim Justieren aber immerhin auf Referenzen (Frank Millers „Batman“-Comics, Ian Flemings Romane) verweisen konnten, wagt J. J. Abrams wirklich einen Neuanfang ohne Netz und doppelten Boden. Er macht es, wie schon bei dem unterschätzten „Mission: Impossible 3“, buchstäblich im Dauerlauf.
Lange Reden und intensiven Gedankenaustausch wie aus den bisherigen fünf „Trek“-Serien und zehn vorangegangenen Filmen bekannt findet man ebenso wenig wie Bösewichter, die sich beim schöngeistigen Zitieren von Shakespeare gefallen. Vorbei auch die Zeiten von auffällig drahtigen Haarteilen und mühsam mit Hilfe von Kummerbändern kaschierten Schmerbäuchen - als William Shatner erstmals vor Robert Wises Filmkamera trat, hatte er bereits 15 Jahre als Captain Kirk auf dem Buckel und war 48 Jahre alt, bei seinem endgültigen Abschied in „Treffen der Generationen“ hatte er fast Rentenalter erreicht. Chris Pine als James Kirk und mit ihm die neu rekrutierten Zachary Quinto als Spock, Simon Pegg als Scotty, Karl Urban als Pille, Zoe Saldana als Uhura, John Cho als Sulu und Anton Yelchin als Chekov müssen in ikonische Fußstapfen treten, aber sie sind jung, sexy, selbstbewusst und frech genug, um nicht in Ehrfurcht zu erstarren. Sie haben aber auch das Glück, für einen Film unterschrieben zu haben, in dem jede Form von Stillstand als Kapitalverbrechen mit lebenslang auf dem klingonischen Gefängnisplaneten Rura Penthe geahndet wird. Du sollst nicht langweilen, hat sich die neue Enterprise, der man beim Jungfernflug zusehen darf, gut erkennbar auf den Bug geschrieben. Für Abrams bedeutet das: so viel Spannung, Humor, Action und Emotion so komprimiert wie möglich, also Entertainment pur, am besten atemlos serviert.
Der elfte „Star Trek“ beginnt mit einem flirrenden Swoosh der Kamera und gibt damit gleich vor, was den Zuschauer in den nächsten kompakten knapp zwei Stunden erwartet. Bevorzugt zeigt er seine Helden im Laufschritt, was dem Film eine beachtliche Unmittelbarkeit verleiht und gleichzeitig Hinterfragen unmöglich macht. Man könnte ja was verpassen. Abrams weiß, was er der Fangemeinde schuldig ist, aber er katzbuckelt auch nicht vor ihr: Indem er von den jungen Jahren des James Tiberius Kirk erzählt, von seiner Wandlung vom unangepassten, arroganten Rebellen aus dem Hinterland zum verantwortungsbewussten Kapitän eines Raumschiffs der Starfleet, hat er hinlänglich Gelegenheit, offene Fragen aus der „Star Trek“-Legende zu beantworten. In der höchst vergnüglichen ersten Hälfte erlebt man Kirk und Spock als Jungs, ihr erstes Zusammentreffen als junge Männer, als Kirk sich durch die von Spock programmierte Aufnahmeprüfung schummelt, ihre Rivalität an Bord der Enterprise. Großartig ist bis dahin nicht der große Handlungsbogen, sondern das Füllmaterial, wie Abrams augenzwinkernd die Fäden verknüpft und damit das Nötige auch über die Nebenfiguren erzählt, bis man die klassische Crew der Enterprise schließlich zusammenhat. Von einem Hilferuf ins Weltall gerufen, sieht sich die junge Mannschaft unter Leitung des erfahrenen Captain Pike mit dem rachsüchtigen Romulaner Nero konfrontiert, dessen Hass auf Spock so groß ist, dass er dessen Heimatplaneten Vulkan auslöschen will. Auslöser für Action, die sich gewaschen hat - und einen cleveren Handlungskniff, der die Vergangenheit des Franchise in einem Wurmloch verschwinden lässt, aus dem man gleichzeitig Leonard Nimoy als alten Spock für einen Gastauftritt zaubert.
Abrams lässt sich nicht lumpen, auch wenn sein ganzer Film kaum mehr als einer jener McGuffins ist, die sich wie ein roter Faden durch sein Schaffen, von „Alias“ und „Lost“ bis „M:I-III“ ziehen: Hier wird viel erzählt um nichts. Irgendwie mag es um Söhne und Eltern gehen, um Respekt vor der eigenen Identität, aber am Ende bewundert man nicht Ideen, wie in anderen Science-Fiction-Filmen, sondern die Cleverness, wie man hier der Enterprise einen neuen Anstrich und Motor verliehen hat, ohne ihr Grundaussehen zu verändern, wie man sie bereit für die Zukunft gemacht hat, in der sie sich nur noch vor sich selbst zu verantworten hat. Die nächsten Abenteuer in den unendlichen Weiten des Weltraums können kommen. Schnell. Was das größte Lob für diese Art von Film ist. Logisch. ts.