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Das Vaterspiel

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Das Vaterspiel: Intelligente und packende Buchverfilmung von Michael Glawogger.

Poster Das Vaterspiel

Das Vaterspiel

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Handlung und Hintergrund

Ratz, der in Wien im Schatten seines übermächtigen Politiker- Vaters vor sich hin vegetiert, bastelt seit Jahren an einem besonders perfiden Egoshooter-Spiel. Da bittet ihn Ex-Kommilitonin Mimi, die jetzt in New York lebt, um Hilfe. Ratz soll auf Long Island einen Keller renovieren. Was er nicht weiß: Dort hält sich ein Naziverbrecher versteckt. Und genau dieser alte Mann steht im Verdacht, 1941 in Litauen den Vater von Jonas Shtrom umgebracht zu haben. Was wiederum der Sohn 1959 in einem Ludwigsburger Büroraum zu Protokoll gibt.

Darsteller und Crew

  • Sabine Timoteo
    Sabine Timoteo
  • Ulrich Tukur
    Ulrich Tukur
  • Christian Tramitz
    Christian Tramitz
  • Samuel Finzi
    Samuel Finzi
  • Franziska Weisz
    Franziska Weisz
  • Otto Tausig
    Otto Tausig
  • Michael Glawogger
    Michael Glawogger
  • Christine Ruppert
    Christine Ruppert
  • Helga Binder
    Helga Binder
  • Markus Schleinzer
    Markus Schleinzer
  • Helmut Köpping
  • Itzhak Finzi
  • Michou Friesz
  • Attila Boa
  • Vessela Martschewski
  • Olga Neuwirth

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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Kritikerrezensionen

    1. Ein zwiespältiger Film ist das geworden; und genau das will er sein: er will den Komplex, den ein cholerischer Vater erzeugt, verbinden mit deutschen Kriegs- und Menschenrechtsverbrechen an litauischen Juden, will die vielfältigen Ausformungen, Gründe und Folgen von Schuld untersuchen; wie ja auch im zugrundeliegenden Bestsellerroman. Das bedeutet: kein klares Betroffenheitskino über den Holocaust; keine simple Anklage an eine emotional verkümmerte, erfolgsorientierte Vatergeneration; andersrum auch nicht schlicht und einfach ein Drama um einen überempfindlichen Ödipusneurotiker, der den Weg ins Erwachsensein nicht geschafft hat. Sondern ein vielschichtiges Panorama, das den Zuschauer intellektuell und emotional herausfordert.

      Dramaturgisch fährt der Film drei Linien: lässt in Rückblenden, die wie aus ferner Vergangenheit eingefügt sind, Ulrich Tukur als Pogrom-Überlebender im Verhör einen der litauischen Täter, einen tausendfachen Judenmörder, anklagen. Und in der Gegenwart kämpft Robert „Ratz“ an zwei Fronten. Gegen seinen übermächtigen Vater (Christian Tramitz) und für so etwas wie Liebe mit Mimi (Sabine Timoteo).

      Als Programmierer entwickelt Ratz das Vaterspiel „Kill Daddy Goodnight“, ein Ballerspiel für alle, die ihren Vater hassen, dessen Foto in ein Amoklauf-Szenario einkopiert werden kann. Für Mimi renoviert er dazu noch in einem Haus auf Long Island den Keller – das Versteck des litauischen Massenmörders, der sich dort seit 32 Jahren verbirgt.

      Diese Figurenkonstellationen und Handlungsdispositionen sind überaus reizvoll; und Regisseur Glawogger arbeitet sehr geschickt die individuellen und moralischen Implikationen heraus: keine der Figuren ist sympathisch; doch man hält zu Ratz, der im Mittelpunkt steht als Schwächling, als einer, der nur herumgeschubst wird, ohne eigene Ambitionen, ein Träumer in einem Alptraumleben, ein lethargischer Tropf – der aus seinen unterdrückten Aggressionen ein Erfolgs-Computerspel kreiert. Und ironischerweise genau damit die Anerkennung seines Vaters erreicht: Der ist stolz, weil sein Sohnemann jetzt was geschafft hat. Und wenn auch mit seiner eigenen massenhaften Ermordung.

      Auf der anderen Seite nutzt Mimi Ratz schamlos aus, damit er für ihren mörderischen Großvater arbeitet. Den sie selbst viel zu sehr verachtet, um fürsorglich zu sein, für den aber Ratz wiederum genau den richtigen Mangel an Selbstachtung mitbringt. Nur einmal widerspricht er ihr: den Scheißeeimer des Alten, den soll sie selbst entsorgen. Alles, was er je von ihr bekommt: sie zeigt ihm ihren krankheitshalber haarlosen Körper, das muss als Fantasie-Wichsvorlage genügen.

      Das Virtuelle, Nicht-Wirkliche, die Erfassung von Fiktionalität in der menschlichen Wahrnehmung und die Umdrehung von Realität im Gehirn: das ist die Grundlage des Vatermordspiels; und das empfindet auch der Judenmörder, der im Geständnis keinerlei Reue zeigt. Wie das Massenmorden per MG, Tag für Tag, nichts Echtes für ihn war. Weil die Juden, die Opfer, nur noch als Masse erschienen, nicht mehr als eigenständige Teile. Oder, wie ein Game-Produzent zu Ratz einmal sagt: beim PC-Spiel geht Völkermord immer, Vatermord überhaupt nicht.

      Das steckt alles drin im Film, und es ist ihm auch hoch anzurechnen, dass er keine gönnerhaft-moralisierende Lösung für die komplexen Fragen liefert – das wäre wiederum zu väterlich, zu erzieherisch.

      Doch andererseits schießt er auch immer wieder übers Ziel hinaus. Deutet ein inzestuöses Begehren von Ratz an; oder lässt seine Wirklichkeit mit lächerlichen Vater-Animationen virtuell werden. Und irgendwie fehlt am Ende eben doch ein Fokus im Film, der die Vielfalt des Themenfeldes, das er beackert, ordnen würde.

      Fazit: Ein Film, der mit seinen Ambivalenzen zwischen Vaterhass und Völkermord spielt.
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    2. Das Vaterspiel: Intelligente und packende Buchverfilmung von Michael Glawogger.

      Der österreichische Arthaus-Spezialist Michael Glawogger trifft für die Adaption von Josef Haslingers komplexem Roman die richtigen Bilder und somit den richtigen Ton.

      Ein typischer Glawogger-Film ist „Das Vaterspiel“ geworden. Komplexe Themen in einer komplexen Erzählstruktur, vorgetragen von erstklassigen, nicht unbedingt bekannten Schauspielern und untermalt von spärlich gesetzten, sphärischen Klängen. Aber dann ist das neue Werk des begnadeten Dokumentarfilmemachers („Megacities“, „Workingman’s Death“) und unkonventionellen Spielfilmregisseurs („Slumming“, „Contact High“) auch wieder ganz anders, hat der gebürtige Grazer, sonst ein Freund von Originalstoffen, doch erstmals einen Roman für die Leinwand adaptiert. Und nicht irgendeinen, sondern „Das Vaterspiel“ (2000) seines österreichischen Landsmannes Josef Haslinger, auf dessen Konto unter anderem auch der ebenfalls schon verfilmte „Opernball“ (1995) geht. Drei Geschichten, drei Familienschicksale an drei verschiedenen Orten und zu drei unterschiedlichen Zeiten werden hier vorgetragen, was dem Zuschauer ein Höchstmaß an Konzentration abverlangt. Belohnt wird er mit einem spannenden Diskurs über Schuld und Sühne, Vergebung und Verfolgung, Väter und Söhne, Liebe und Tod. Im Zentrum der junge Ratz (Helmut Köpping), der im Wien der Neunziger im Schatten seines übermächtigen Politiker-Vaters (Christian Tramitz, großartig gegen den Strich gebürstet) vor sich hinvegetiert und seit Jahren an einem besonders perfiden Egoshooter-Spiel bastelt, das einfach nicht fertig werden will. Da reißt ihn ein Anruf aus New York aus seiner Lethargie. Ex-Kommilitonin Mimi (Sabine Timoteo) bittet ihn um Hilfe. Ratz soll auf Long Island einen Keller renovieren. Was er zunächst nicht weiß: Dort hält sich ein Naziverbrecher litauischer Abstammung (Itzhak Finzi) versteckt. Und genau dieser alte Mann steht im Verdacht, 1941 den Vater von Jonas Shtrom (Ulrich Tukur) umgebracht zu haben. Was wiederum der Sohn im Jahre 1959 in einem kargen Ludwigsburger Büroraum zu Protokoll gibt.

      Geschickt verwebt Glawogger die diversen Handlungsebenen zu einem großen Ganzen, nimmt sich zuweilen, wenn es die Bildsprache erfordert, auch die Freiheit, sich von Haslinger zu entfernen, bleibt aber den Kernaussagen des Buchs in jeder Hinsicht treu. So gelingt zum einen eine facettenreiche Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit, bei der Itzhak Finzi als unverbesserlicher NS-Scherge ohne einen Funken Reue mindestens so erschreckend ist wie Ulrich Tukurs bewegender, nur mit wenigen Schwarzweiß-Fotos unterlegter Monolog erschüttert. Zum anderen werden anhand der Figur von Ratz hochaktuelle Probleme wie Bindungsunfähigkeit, der Umgang mit gewaltverherrlichenden Computerspielen oder zerstörte Familienstrukturen analysiert, aber auch auf das moralische Dilemma hingewiesen, in dem junge Menschen stecken, wenn sie mit mutmaßlichen Meuchelmördern konfrontiert werden. Dazwischen lässt Glawogger dem Betrachter viel Zeit zum Durchatmen, zeigt zur Musik des weitgehend unbekannten Komponisten Anton Diabelli (Zeitgenosse von Haydn und Beethoven) die nächtliche New Yorker Skyline und lässt Ratz eine geradezu psychedelische Auto-Fahrt durch einen nächtlichen Schneesturm erleben, womit er auch das aufgewühlte Innenleben seines Protagonisten nach außen kehrt. „Game Over“ heißt es zwar am Ende, doch dann hat dieses jede Menge Diskussionsstoff anbietende „Vaterspiel“ erst richtig begonnen. lasso.
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