Die wilden Kerle: Alles ist gut, solange du wild bist: Das ist das Motto der wilden Kerle, einer frechen Fußballbande, die in den Sommerferien fürs Leben lernt.
Während die eigenen Kinokarrieren derzeit ein wenig in der Abseitsfalle hängen, unterstützen Rufus Beck und Uwe Ochsenknecht ihre Sprösslinge nun bei deren fulminantem Fußballabenteuer „Die wilden Kerle“. Die Vorlage dazu lieferte HFF-Absolvent und Kinderbuchautor Joachim Masannek, der sich zu seinen im Baumhaus Buchverlag erschienenen Geschichten und dem nun vorliegenden Kickerabenteuer von seinem realen Dasein als Trainer der gleichnamigen Kindermannschaft inspirieren ließ. Kurzerhand bezog auch der in München ansässige Filmemacher für sein Regiedebüt die eigenen Söhne in das liebenswerte Ensemble mit ein. Mit derartiger Familienpower und solchem Sachverstand ausgestattet, wird der kurzweilige Kinderfilm, der auf das Konto des erfolgserprobten Produzentenduos Ewa Karlström und Andreas Ulmke-Smeaton („Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit“) geht, locker in die Gunst der fußballinteressierten Kids dribbeln.
Deutschland, einig Fußball-Land - an dieser Tatsache gibt’s nichts zu rütteln und 6.274.021 DFB-Mitglieder, die in 26.239 Vereinen mit 168.246 Mannschaften wöchentlich über den Rasen hetzen, geben ein imposantes Zeugnis über unsere fußballverrückte Nation ab. Doch während man als Fußballfan von der FC-Bayern-Zahnbürste bis hin zum FC-St. Pauli-Babyschnuller sämtliche Ausstattungsbedürfnisse mit adäquaten Accessoires befriedigen kann, müssen kinoverliebte Balljünger bislang - art imitates life - hauptsächlich auf Nachschub aus dem Ausland zählen („
Kick it Like Beckham„, „
Mean Machine - Die Kampfmaschine„, „
Shaolin Kickers„). Nun aber wird alles anders. Denn bald schon dürfen die Großen mit Sönke Wortmanns „Das Wunder von Bern“ in Nostalgie schwelgen. Zunächst aber sind die Kids am Ball, „Die wilden Kerle“ werden vor allem Kinderaugen von sechs bis zwölf und älter zum Funkeln bringen.
Die gleichnamige Fußballmannschaft freut sich bei Ferienbeginn auf spaßige Wochen auf dem Bolzplatz. Doch da müssen die „Kerle“ zerknirscht feststellen, dass sich die Teenietyrannen rund um den dicken Michi (Florian Heppert) in ihrem Revier breit gemacht haben. Da platzt dem neunjährigen Leon (Jimi Blue Ochsenknecht wird die Mädchenherzen zum Schmelzen bringen) der Kragen und er fordert die 13-jährigen Terroristen zum Entscheidungsspiel heraus - in zehn Tagen! Mit Hilfe von Kioskbetreiber und Neutrainer Willi (Rufus Beck mit wenig schmeichelhafter Langhaarperücke) machen sie im Ausbildungslager schon ziemliche Fortschritte, als das Auftauchen der coolen Vanessa (Sarah Kim Gries) und der Rausschmiss der „Kleinen“ Raban (Raban Bieling) und Joschka (Kevin Ianotta) die Truppe entzweit und ihren Sieg gegen die Älteren gefährdet.
Als richtiggehender Familienausflug entpuppten sich die Dreharbeiten zu „Die wilden Kerle“. Denn neben der gesamten Ochsenknecht-Familie (Mutter Natascha spielt Rabans Mutter, Vater Uwe einen griesgrämigen Vater, Sohn Wilson Gonzales den Kicker Marlon) und deren Nachbarn, den Masanneks (Vater Drehbuch und Regie, Sohn Leon spielt den Markus, Sohn Marlon den stillen Maxi) machte sich auch Rufus Beck mit Sohn Jonathan und Tochter Sarah sowie dem Rest der Crew ins damals arg flut-gebeutelte Prag auf. Der Aufwand und das Bangen um die planmäßige Durchführung des Projekts hat sich in der Rückschau aber hundertprozentig gelohnt, denn „Die wilden Kerle“ ist spannendes, abwechslungsreiches und amüsantes Kino für wache Kids und deren Eltern. Stimmig wirkt die Balance zwischen den Erwachsenen und den - angenehm un-neunmalklugen - Kindern, sympathisch zurückhaltend wird das anfängliche Misstrauen zwischen den Jungs und der überzeugend spielenden Debütantin Sarah Kim Gries alias Vanessa geschildert, die von ihrer resolut-charmanten Großmutter (Cornelia Froboess in einer kleinen, aber wirkungsvollen Nebenrolle) zur Selbstsicherheit erzogen wird. Nicht zuletzt sorgen auch die frechen Songs („Mädchen sind zickig…“) von den Bananafishbones für zahlreiche Lacher, die ohne herablassende Texte das Geschehen kommentieren. Und auch die Botschaft von Selbstbewusstsein, Zusammenhalt und Toleranz wird durch die überraschend sichere Regie von Kinodebütant Joachim Masannek verständlich, aber sehr zurückhaltend vermittelt. Beste Erfolgsaussichten für einen Kantersieg also für Sam Film und den Verleih Buena Vista, der damit endlich mal wieder auf nationaler Ebene aktiv wird. lasso.