Das Comeback: Packendes Underdog-Drama um den Fall und Aufstieg des Boxers Jim Braddock während der Depressions-Ära vom "A Beautiful Mind"-Team um Ron Howard.
Boxkampf mag zwar als brutale Sportart gelten, dennoch dient er als Aufhänger einiger der emotional bewegendsten Hollywooddramen. Ähnlich wie bei den Klassikern „Wie ein wilder Stier“, „Rocky“ oder „
Million Dollar Baby“ handelt es sich bei Ron Howards neuem Film „Das Comeback“ um eine klassische Underdog-Story, die mit metaphorischer Wucht den Nerv des Publikums trifft. Howard hat das Glück, erneut mit seinem „
A Beautiful Mind„-Star Russell Crowe zusammen zu arbeiten, der sich mit seiner packenden Darstellung des während der Depressionsära zum Volkshelden aufgestiegenen Boxers James Braddock einmal mehr als einer der besten Schauspieler der Gegenwart profiliert.
Ebenfalls Teil des „A Beautiful Mind“-Erfolgsteams war Drehbuchautor Akiva Goldman, der das ursprünglich von Cliff Hollingsworth mit Zustimmung der Braddock-Familie anhand historischer Tatsachen geschriebene Skript bearbeitete. Ihren Protagonisten stellen sie in einem 1928 angesiedelten Prolog vor. Boxer James Braddock ist obenauf und hofft auf den Schwergewichtstitel. Mit seiner Frau Mae (makellos: Renee Zellweger) und drei kleinen Kindern lebt er glücklich in einem komfortablen Haus. Mit einem einzigen Schwenk lässt Howard vier Jahre vergehen: Jetzt befindet sich Amerika inmitten der Großen Depression, und auch die Braddocks haben alles verloren. James hat aufgrund von Verletzungen im Boxring nicht mehr viel zu melden, schließlich wird ihm gar seine Lizenz entzogen. Er schlägt sich tapfer mit gebrochener Hand als Hafenarbeiter durch, dennoch reicht es hinten und vorne nicht, um seine in einer winzigen Kellerwohnung untergebrachte Familie über Wasser zu halten. Das Blatt wendet sich, als ihm sein Manager Joe Gould (der sensationelle Paul Giamatti aus „
Sideways„) einen Fight gegen den Titelanwärter Corn Griffin besorgt und Braddock entgegen aller Erwartungen siegt. Damit beginnt Braddocks unglaubliches Comeback, das in seinem Kampf gegen den arroganten Champion Max Baer (Craig Bierko überzeugend einschüchternd als Killerklotz) mündet. Ihr lebensgefährlicher Meisterschaftskampf ist eine mitreißende Tour de Force, die dem Zuschauer das Gefühl gibt, jeden Punch selbst einzustecken.
Zu einer Zeit, als Millionen von Amerikanern in tiefste Armut gestürzt wurden und Verzweiflung und Existenzangst an der Tagesordnung standen (hier eindringlich durch das Los der Braddocks illustriert, die nicht einmal mehr ihre Milchrechnung bezahlen können), sah das Volk in dem märchenhaften Aufstieg Braddocks aus der Gosse zurück an die Spitze ein inspirierendes Symbol der Hoffnung. Ihr Held war wie sie ein kleiner Mann von ganz unten, der wie sie Blut, Schweiß und Tränen geschwitzt hatte, der erst durch die erlittenen Härten zu dem Boxer wurde, der wider alle Erwartungen triumphieren konnte. Gleichzeitig war er ein charakterstarker Mann, der aus Ehrgefühl heraus seine Sozialhilfe zurück an den Staat zahlte, als er es sich wieder leisten konnte. Jede dieser Facetten wird von Crowe perfekt getroffen, der Braddock nicht nur als stahlharten Fighter, sondern auch als liebevoll-fürsorglichen Familienvater glaubwürdig verkörpert.
Howard arbeitet in seiner versierten Inszenierung gekonnt dezent die offensichtlichen Parallelen zwischen dem Einzel- und dem Volksschicksal heraus. Symbolisch teilen er und das Volk das gebrochene Selbstvertrauen, aber auch den Willen nicht aufzugeben und die Kraft, sich aus dem Tief herauszukämpfen. Nach seinem etwas enttäuschenden „The Missing“ (dessen Kameramann Salvatore Totio erneut mit von der Partie ist) kann Howard mit dieser simplen und doch effektiven Ode an den arbeitenden Mann, nun wieder einen eindeutigen Publikumshit verbuchen. ara.