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Weltverbesserungsmaßnahmen

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Weltverbesserungsmaßnahmen: Satirisch-kritischer Episodenfilm mit sieben "Doku-Features", die sieben Deutsche zeigen, die versuchen, die Welt zu verbessern.

Poster

Weltverbesserungsmaßnahmen

Handlung und Hintergrund

Die Selbsthilfegruppe Ampel e.V. geht neue Wege bei der Stau-Entzerrung und begreift die Autoschlange als „einheitlichen Organismus“. Mehr Ästhetik in den Verkehrsalltag dürfte nach Ansicht anderer das farblich abgestimmte Parken bringen. Vier Millionen Einzelkinder in unserem Lande könnten vier Millionen Arbeitslose weniger bedeuten, wenn man letztere als Leihgeschwister an erstere vermietet. Außerdem könnte Geld mit begrenzter Haltbarkeit den Konsum ankurbeln.

Diese und andere kaum minder bestechende Weltverbesserungsmaßnahmen sind im programmatisch betitelten Kinoexperiment zu finden, das aus dem Berliner Filmkünstlerprojekt Datenstrudel in Kooperation mit dem „Jetzt“-Magazin der SZ hervorgegangen ist.

„Leihgeschwisterprogramm“: Arbeitslose sollen die fehlenden Geschwister von Einzelkindern ersetzen. - „Ampel e.V.“ Staus sollen verhindert werden, indem Autors an Ampeln im gleichen Moment anfahren. -„Neue Energie“ - durch langsamere Bewegungen. - „Outdoorbüro“: Aus Sparmaßnahmen wird nachts auf der Straße gearbeitet. - „Aktion 1,90 m“: Kampf der Ungerechtigkeit, indem alle Menschen gleich groß sind. - „Sorbischer Euro“: Geld mit Haltbarkeitsdatum soll den Osten retten.

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Acht Episoden erzählen vom Willen einzelner Bürger, aus dem Alltagstrott auszubrechen. Etwa der vom Stau entnervte Pizzabote, der im Verein lernt, Autoschlangen als lebendige Organismen zu begreifen. Oder der Arbeitslose Martin, bei dem im „Leihbruderprogramm“ neben einem kleinen Einzelkind die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen. Nicht zu vergessen Friedrich, der das ultimative Opfer bringt und die Blinddarmoperation seines Sohnes vom selbst gegründeten Do-It-Yourself-Ärzteteam durchführen lässt.

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Jörn Hintzer
Darsteller
  • Andreas Nickl,
  • Patrick Güldenberg,
  • Christoph Bach,
  • Jan Schütte,
  • Harald Schrott,
  • Max Mauff,
  • Claudia Geisler,
  • Peer Martiny,
  • Dabe Paschke,
  • Astrid Rashed,
  • Peter Berning,
  • Friedericke Koch,
  • Katja Rosin,
  • Torsten Schlosser,
  • Thomas Schmieder,
  • Heike Ostendorp,
  • Bernhard Marsch,
  • Christoph Jungmann,
  • Wolfgang Kaven,
  • Jakob Hüfner,
  • Vera Teltz,
  • Cornelius Schwalm,
  • Luise Bähr,
  • Ulrike Molsen,
  • Rüdiger Klink
Drehbuch
  • Jörn Hintzer
Kamera
  • Volker Mai,
  • Jörg Pfeiffer,
  • Daniela Knapp,
  • Aleksandar Kerkovic,
  • Volker Gehrling,
  • Matthias Schellenberg
Schnitt
  • Dan Loghin,
  • Carolin Ernstling,
  • Andrea Hübers,
  • Vanessa Rossi
Casting
  • Uwe Büncker,
  • Sabine Frielinghaus

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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Kritikerrezensionen

    1. Eine groteske Leihbruder-Idee schafft es, dank der Bereitschaft der Teilnehmer, sich ihr zu verschreiben, eine ganze Familie aus den Angeln zu heben. Der Familientherapeut Johannes Schleede, der unter diesem Namen in anderen Episoden als Auto-Experte oder Wissenschaftler auftaucht, liefert Pseudo-Erklärungen, die den Gruppendruck erhöhen. Ähnlichkeiten mit Fernsehsendungen, die daran gewöhnen, Experten auf ein Allwissenheitspodest zu stellen, sind wohl beabsichtigt.

      Der Parkplatzsortierer, der sich als Sponti-Künstler versteht, redet sehr schnell unverhohlen davon, die Menschen zu mehr Ästhetik erziehen zu wollen. Und der Globalisierungsgegner, der mit dem sorbischen Euro die Macht des Zinses gebrochen sieht, trennt sich von seiner Freundin, weil sie zu stark mit dem Projekt hadert und nicht mehr so für ihn da ist.

      Die Regisseure Jörn Hintzer und Jakob Hüfner sind nicht nur Filmemacher, sondern arbeiten auch medienübergreifend. Ihr „Datenstrudel“, ein Internet-Experiment mit Gleichgesinnten, zeigt interaktive Live-Shows und dokumentiert auch die so genannten Weltverbesserungsmaßnahmen, nämlich Aktionen und Happenings. Daraus entstand die Idee zu einem Film, in dem einzelne Visionen praktisch durchgespielt werden.

      Wenn die Figuren die Utopien umzusetzen beginnen, sieht das in den Episoden mal aus wie eine Reportage, mal wie ein Doku-Drama, ist aber vorinszeniert und mit Improvisieren angereichert. Neben echten Schauspielern wirken bei diesem Spielfilm-Debüt auch Laien mit. Schöne Ideen, wie einfach die Probleme der Welt gelöst werden könnten, stoßen oft auf großen Widerstand, scheitern gar manchmal.

      Das ist lustig und selbstironisch inszeniert. Obwohl die Filmemacher betonen, dass die Welt Visionen braucht, lassen sie beim Zuschauen durchaus Sympathie für den zitierten Helmut-Schmidt-Spruch aufkommen, wer Visionen habe, solle zum Arzt gehen. Es ist hier nämlich so, dass der ungeheure Ideenfluss, den Aktionsgruppen, Alternativ- und Tüftlerzirkel, Stammtische und Internetforen ständig speisen, bei der Umsetzung rasch in deutsche Ordnungswut oder gar in Fanatismus kippt.

      Unheimlich wird es, wenn die Laien-Mediziner zur Operation im Wohnzimmer schreiten. Warum sollte man sich nicht jede Fertigkeit aus einem Ratgeberbuch aneignen können? Oder jedes Produkt mit einer Idee verbinden und es dann besser verkaufen, wie der blasierte Geschäftsmann in der Schuh-Episode erklärt?

      Das Lachen bleibt einem oft im Hals stecken. Zwar kann man sich jederzeit von den aberwitzigen Utopien distanzieren mit der Frage, was denn das Ganze soll, doch die Bezüge zum Alltagsdenken sind dann doch wieder zu überraschend. Alle Erfinder wollen nur das Beste, exponieren sich, machen sich verletzbar. Lösungen gibt der Spielfilm keine, denn nur weil die Welt Utopien braucht, müssen solche Umsetzungen ja nicht gleich heute sein.

      Fazit: Filmgroteske über ideenreiche Menschen, die ihren Beitrag für eine bessere Zukunft auch gegen Widerstände durchsetzen.
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    2. Weltverbesserungsmaßnahmen: Satirisch-kritischer Episodenfilm mit sieben "Doku-Features", die sieben Deutsche zeigen, die versuchen, die Welt zu verbessern.

      Eine Rezeptsammlung gegen den hierzulande vorherrschenden Pessimismus präsentieren Jörn Hintzer und Jakob Hüfner in ihrer augenzwinkernden und schrägen Sozialsatire „Weltverbesserungsmaßnahmen“. In acht Episoden sehen sich rechtschaffene Bürger für den Aufschwung des Landes selbst verantwortlich, nehmen diesen in Angriff und machen so vor, dass mit etwas Eigeninitiative durchaus ein kleiner Schritt in Richtung Zukunft getan werden kann. Knochenharte, zupackende und aberwitzige Basisarbeit, filmisch wie inhaltlich.

      Deutschland einig Jammertal. Dagegen muss was unternommen werden. Nicht dasitzen und auf Besserung warten, sondern selbst aktiv werden. Sich nicht von Andorfer, de Mol und Co. das Unterhaltungsprogramm diktieren lassen, sondern selbst Fernsehen machen. Das dachten sich die Berliner Künstler Jörn Hintzer und Jakob Hüfner und gründeten Ende 2000 das digitale Produktionsprojekt „Datenstrudel“, das als Ideenpool für Medienkünstler fungierte und einmal monatlich Live gestreamte Shows mit aktionistischem Charakter sendete. Mittlerweile hat sich das Unterfangen zu einer lebendigen Plattform entwickelt, auf der auch Musikvideos und Fotoarbeiten ihre Heimat finden. Bald nach dessen Gründung kristallisierte sich die Idee zu einem abendfüllenden Film heraus. Dieser erlebte nun unter dem Titel „Weltverbesserungsmaßnahmen“ auf der diesjährigen Berlinale seine Premiere - auf Digi-Material mit Niedrigst-Budget sowie größtenteils professionell ausgebildeten Schauspielern realisiert. Acht verschieden starke Episoden erzählen vom Willen Weniger, aus dem Trott auszubrechen, denn es muss ja „ma uffjeräumt werden“, wie der vom Stau entnervte Pizzabote des Segments „Ampel e.V.“ feststellt. Und deshalb im Verein zu lernen versucht, Autoschlangen als lebendigen, sich im Gleichklang bewegenden Organismus zu begreifen. Oder der schwer vermittelbare Arbeitslose Martin (Jan Schütte), der im „Leihbruderprogramm“ an der Seite eines kleinen Einzelkinds die Grenzen zwischen Realität und Fiktion aus den Augen verliert. Nicht zu vergessen Friedrich (Harald Schrott), Initiator der Aktion „Aktive Krankenversicherung“, der das ultimative Opfer bringt und die Blinddarmoperation seines Sohnes vom selbstgegründeten Do-It-Yourself-Ärzteteam durchführen lässt.

      Mit Wackelkamera und Dogma-Mentalität, mal bitterböse, mal herrlich naiv geben sich die vom Autoren- und Regieteam nach eigenen Ideen gedrehten Anarcho-Vignetten. Die sind beileibe nicht immer neu - Parallelen zu Marcus Mittermeiers „Muxmäuschenstill“ können durchaus gezogen werden-, überraschen dennoch durch ihre teils verquere, teils beinahe überzeugende, stets ganz „eigene“ Logik. Ein Hauch frischer Wind im deutschen Film? Vielleicht, ein idealistisches, frech und selbstbewusst umgesetztes Werk auf alle Fälle. geh.
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