Die deutsche Produktion Kopf oder Zahl handelt angeblich von schicksalhaften Entscheidungen, die in großer Eile getroffen werden müssen. Die Regisseure Benjamin Eicher und Timo Joh. Mayer toben sich dabei auf den Feldern Sozialdrama und Großstadtkriminalität aus, als hätten sie schlecht geträumt. Der Film verknüpft die Schicksale von Einwanderern mit dem Milieu der Drogenhändler und der Prostitution zu üblem Romantikkitsch mit theatralischen Pinselstrichen.
Die Großstadt, die hier gezeigt wird, hat etwas Postapokalyptisches, Verlassenes. Die Menschen irren darin herum wie Marodeure, wie die letzten Überlebenden, die sich um gutes Benehmen nicht mehr scheren müssen. Eine blonde TV-Reporterin, die vor der Kamera stets mit zu tiefem Ausschnitt posiert, wühlt im kriminellen Milieu, um auf unterschwellige Art gegen Ausländer zu hetzen. Oder prangert sie nur Missstände an? Was tun die Regisseure prangern sie irgend etwas an oder baden sie vielmehr in Vorurteilen? Die verworrene, ziellos kreisende Handlung gibt keine klare Antwort, aber das Gefühl, das sich beim Zuschauen einstellt, ist mies.
Die Reporterin, gespielt von Saskia Valencia, hat einen schwarzen Ehemann, den sie vor ihren Kollegen verleugnet. Trotzdem wundert sie sich, dass der Mann sie verlässt, als sein Bleiberecht gesichert ist. Der korrupte Polizist Ron ist genauso brutal und skrupellos wie der Zuhälterchef des Viertels. Ralf Richter spielt diesen Ron, der sich mit dem Foltern eines ausländischen Jugendlichen vergnügt, weil er erfahren will, wo das Heroin seines Vaters versteckt ist. Deutsche Sprache, schwere Sprache ist noch die harmloseste Häme, die er dabei äußert. Und dieser Ron hat einen Kumpel, der im Zigeunerlager Ausweise fälscht. Ja, im Zigeunerlager, so was gibts in diesem Film, und Ron steht dort in der Nacht zwischen Frauen mit Kopftüchern, die an offenen Feuern tanzen.
Zu diesen Figuren und den drogendealenden Muslimen gesellt der Film auch noch tschetschenische Einwanderer. Milos, gespielt von Heinz Hoenig, ist eigentlich Arzt, doch nun arbeitet er schwarz auf einem Schrottplatz, dessen Besitzer ihn als Drogenkurier einsetzen will. Milos will nicht, aber er braucht Geld, denn er hat zuhause eine studierende Tochter. Was er nicht weiß: Die Tochter ist längst im Lande, als heroinabhängige Prostituierte bei dem Zuhälter, den Milos aufsucht.
Nicht nur, dass auf solche Weise hergestellte Verknüpfungen mehr bemüht als logisch erscheinen die Art und Weise, wie das Ganze erzählt wird, ist noch schlimmer. Eicher und Mayer sind zwar nicht die ersten, die Gefallen an einer fatalistischen, mit wehmütigen Folkloreliedern untermalten Poesie finden, aber sie verleihen dieser Vorliebe keine Plausibilität. Da sind diese Dialoge, die oft, sehr oft, nach dem gleichen Schema ablaufen: Person eins sagt zu Person zwei etwas, die schaut kurz her und wendet sich dann ab, weil die Wahrheit in der Ferne liegt.
Fazit: Kitschiger Brutalostreifen über Drogendealer, Prostituierte und illegale Ausländer aus fragwürdiger Perspektive.