Ein Sommer in New York - The Visitor: Überaus gelungenes Post-9/11-Drama über eine ungewöhnliche Freundschaft in New York.
Die ungewöhnliche Freundschaft zwischen einem jungen Araber und einem New Yorker Professor rückt Thomas McCarthy ins Zentrum seines subtilen Post-9/11-Dramas.
Ein kleinwüchsiger Mann mit einer Vorliebe für Eisenbahnen aller Art stand im Focus des Regiedebüts von Schauspieler Thomas McCarthy, der 2003 mit seiner unabhängig produzierten Komödie „
Station Agent“ auf Anhieb ein kleines Arthaus-Meisterwerk ablieferte. Sechs Jahre und einige Rollen später stand McCarthy der Sinn nach etwas Politischem, und so ist „Ein Sommer in New York - The Visitor“ vor allem eine Reflexion über das traumatisierte Amerika der Post-9/11-Ära geworden. Auch diese Arbeit, das Drehbuch dazu stammt ebenfalls von McCarthy, steht und fällt mit seinem Hauptdarsteller - in diesem Fall mit dem großartigen Richard Jenkins („
Burn After Reading„). Er spielt mit einer Mischung aus sarkastischem Humor, stoischer Zurückhaltung und weltmännischer Offenheit den Wirtschaftsprofessoren Walter Vale, der seit dem Tod seiner geliebten Frau unter chronischer Lebensunlust leidet. Das ändert sich, als er zu einem Kongress nach New York geschickt wird, wo er früher öfters war und immer noch einen Zweitwohnsitz hat. Just in dieser Wohnung in Manhattan angekommen, wartet eine dicke Überraschung auf ihn - sie wird von einem jungen Pärchen bewohnt, dem Araber Tarek und der Senegalesin Zainab, die sich beide illegal in den USA aufhalten. Als sich der erste Schreck gelegt hat, bietet Walter seinen Überraschungsgästen Logis an, bis sie etwas Passendes gefunden haben. Doch gerade als der Professor sich immer besser mit Tarek anzufreunden beginnt und sich von dem passionierten Musiker in die Künste des Trommelns einführen lässt, wird der junge Araber in der U-Bahn aufgegriffen und in Abschiebehaft genommen.
Um eine ungewöhnliche Freundschaft geht es in McCarthys Film der leisen Töne und kleinen Gesten, aber auch um die Ohnmacht eines US-Staatsbürgers, der versucht, sich gegen die Asylpolitik seines Landes zu stellen. Mit Hilfe der Musik, die Völker verbindet, glaubt Vale, religiöse wie gesellschaftliche Schranken überwinden zu können. Doch nur einmal - wenn er gemeinsam mit Tarek und anderen im Park eine Drum-Session einlegt - hat man das Gefühl, da könnte wirklich etwas zusammenwachsen. Dass „The Visitor“ so bewegend und so glaubwürdig geworden ist, ist das Verdienst der Schauspieler - Haaz Sleiman als lebenslustiger, niemals aufgebender Tarek, Danai Gurira als schöne, scheue, schüchterne Zainab, Hiam Abbass („
Die syrische Braut„) als Tareks anmutige, elegante Mutter Mouna und natürlich der für diesen Part Oscar-nominierte Richard Jenkins, der nicht der einzige ist, der Abbass‘ geheimnisvoll-orientalischem Charme erliegt. Am Ende, als er seine neuen Freunde alle wieder verloren hat, sitzt Walter in einer U-Bahn-Station und trommelt seine Wut heraus - das klingt zwar alles andere als perfekt, hat aber etwas Befreiendes, für ihn, und auch für den Zuschauer. lasso.