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Draußen bleiben

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Draußen bleiben: Dokumentation über die Situation zweier junger Asylbewerberinnen in Deutschland.

Poster

Draußen bleiben

Handlung und Hintergrund

In einer Münchner Flüchtlingsunterkunft haben sich die aus dem Kosovo geflohene Valentina und die Uigurin Suli kennen gelernt. Während die 16-jährige Valentina mit ihrer Familie bisher vergeblich auf Asyl wartet, wurde die ein Jahr ältere Suli mit ihren Angehörigen rasch als politischer Flüchtling anerkannt. Sie konnte in eine kleine Wohnung im Münchner Westen ziehen. Straßenfußball und Mädchengang bestimmen den Alltag, in dem Valentina straffällig geworden ist.

Statt dem üblichen Doku-Report-Gestus komponiert Alexander Riedel („Nachtschicht„) Kinobilder von visueller Prägnanz und legt bei seinem Portrait zweier junger Migrantinnen Wert auf Qualitäten eines Spielfilms. Eine erfrischende Entdeckung abseits des Mainstreams.

Seit die 16-jährige Valentina mit ihrer Mutter und ihrem Bruder aus dem Kosovo nach Deutschland kam, lebt die kleine Familie in einem tristen Asylantenheim außerhalb der deutschen Gesellschaft. In diesem vorläufigen Dasein gibt es keine Sicherheiten. Zukunftsgerichtetes Handeln und Denken kann sich nicht entwickeln. Der ein Jahr älteren Uigurin Suli geht es dabei nicht viel anders, gleichwohl ihre Familie als politische Flüchtlinge anerkannt wurden.

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Darsteller und Crew

  • Martin Farkas
    Martin Farkas
  • Alexander Riedel
  • Bettina Timm
  • Ulrike Tortora
  • Gaby Kull-Neujahr
  • Klaus Burger
  • Matthias Schneider-Hollek

Bilder

Kritiken und Bewertungen

5,0
2 Bewertungen
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4Sterne
 
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Kritikerrezensionen

    1. „Draußen bleiben“ von Alexander Riedel ist ein wichtiges Zeitdokument mit Seltenheitswert. Es porträtiert zwei Mädchen, die mitten in München leben und doch ganz am Rande der Gesellschaft stehen. Valentina mit ihren rötlichen langen Haaren und dem aufgeweckten, schelmischen Blick ist die Anführerin ihrer Mädchenclique, die sich am Bolzplatz trifft und manchmal Fußball spielt. Vielleicht sind Münchner Bürger dieser Valentina und ihren Freundinnen Yasmin, Diana, Suli schon mal auf der Straße begegnet.

      Überhören lässt sich die scherzende und schreiende Clique nur schlecht. Vielleicht haben sich Münchner Bürger dann gedacht, das sind frustrierte Hauptschüler, die sich abreagieren. Wahrscheinlich aber hat keiner der Passanten vermutet, dass die freche Valentina in einer Flüchtlingsunterkunft lebt und ihr nach elf Jahren immer noch die Abschiebung droht. Die Aufenthaltserlaubnis der Familie besteht aus einer befristeten Duldung, die jeweils nur für zwei oder drei Monate verlängert wird.

      Der Dokumentarfilm begleitet Valentina auf den Bolzplatz, wo es manchmal Streit gibt zwischen den Mädchen. Dianas kleine Schwester hat zu Yasmin gesagt, sie habe zu kleine Augen. Das asiatische Mädchen hat geantwortet, und deine Haut ist zu dunkel. Die Afrikanerin Diana wollte daraufhin nach Hause gehen, Valentina versucht zu schlichten, doch ihr aggressiver Ton und ein paar unreflektierte Bemerkungen machen das Ganze fast noch schlimmer. Die Mädchen sind alle Migrantinnen, die sich in perfektem Schuldeutsch die Grobheiten an den Kopf schleudern, die sie für in halten – „Hey, du Missgeburt!“, die aber ihre Schlagfertigkeit mit viel Humor und Solidarität füreinander kombinieren.

      Am bedrückendsten wirkt der Film, wenn er Valentina beim Essen zuhause zuschaut. Die Mutter geht in die verwaiste Gemeinschaftsküche mit den tragbaren Kochstellen, brät ein paar Eier. Dann stellt sie sie Valentina ins Wohnzimmer, mit einer Tüte Semmeln, einem Becher Sauerrahm und einer Packung Apfelsaft. Valentina isst ohne Besteck, über den Couchtisch gebeugt, während durch die offene Tür der Lärm vom Gemeinschaftskorridor dringt. Eine gemeinsame Mahlzeit, ein aufwändiger zubereitetes Essen scheint es unter diesen provisorischen Umständen wohl nicht zu geben.

      Und doch empfinden weder Valentina, noch ihre Freundin Suli, ihre Lebenssituation als schlimm. Es gebe halt keine Privatsphäre, aber das Leben sei nicht schlecht in der Unterkunft, meint Suli. Sie hat früher auch dort gewohnt, bis ihre Eltern als Flüchtlinge aus China anerkannt wurden und eine kleine Wohnung in einem Neubau bezogen. Jetzt hat Suli ihr eigenes Zimmer, das aber so klein ist, dass außer einem Einbauschrank und einem Bett nichts mehr reinpasst.

      Aus ungewöhnlichen Perspektiven heraus begleitet die Kamera die Mädchen auch in schönen Momenten, wenn sie sich zum Beispiel einmal für die Disco schminken und dabei in die Kamera wie in einen Spiegel schauen. Meistens aber stehen die Mädchen draußen, sehen in der Abenddämmerung der vorbeifahrenden S-Bahn nach. Und dann lächelt einen wieder die hübsche Valentina an und macht einen schlagfertigen Witz, der keine Spur von Trauer duldet. Ihr Schicksal mitten in der bürgerlichen Großstadt lässt einen die Gesellschaft aus einer anderen Perspektive betrachten – und sie sieht fremd aus.

      Fazit: Anrührende und nachdenklich stimmende Dokumentation über Mädchen aus Flüchtlingsfamilien, die mitten in München leben und doch ganz am Rande der Gesellschaft stehen.
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    2. Draußen bleiben: Dokumentation über die Situation zweier junger Asylbewerberinnen in Deutschland.

      München ist die vorläufige Endstation zweier aus dem Kosovo und China geflohenen Mädchen. Die ungeschminkte und unbequeme Festivalentdeckung von Alexander Riedel richtet sich an aufgeschlossene Zuschauer.

      Das Asylantenheim, in dem Valentina mit Mutter und Bruder wohnt, gleicht einem tristen Gefängnisbau - offener Strafvollzug, wohlfühlen darf man sich woanders. Seit sie vor elf Jahren aus dem Kosovo flohen, wird ihre Duldung alle paar Monate erneuert, eine Aufenthaltsgenehmigung haben sie nie erhalten. In diesem vorläufigen Dasein draußen vor den Toren der deutschen Gesellschaft gibt es keine Sicherheiten. Zukunftsgerichtetes Handeln und Denken kann sich nicht entwickeln. Zur echten Reflexion über sich und die eigene Situation ist weder die 16-jährige Valentina, noch eine ihrer Freundinnen aus der Mädchenclique fähig. Auch die ein Jahr ältere Uigurin Suli nicht, die in die gleiche Kerbe schlägt, obschon sie und ihre Familie rasch als politische Flüchtlinge anerkannt wurden und eine kleine Wohnung beziehen konnten. Stets hübsch hergerichtet, wirkt Valentina gleichwohl vulgär, aggressiv und etwas beschränkt, auch Suli steht ihr in puncto unangenehmen Sozialverhalten kaum nach.

      Alexander Riedel („Nachtschicht“) nähert sich ihnen ohne Vorurteile und ermöglicht einen unverfälschten Blick auf ihre wenig ersprießliche Realität. Dadurch sieht man die Menschen unter ihrer rauen Fassade, lernt ihr Lebensgefühl zwischen Jugend und Erwachsenwerden kennen, ihre unbewusste Anarchie und (Schul)Verweigerung, entdeckt den Humor und die sanfteren Seiten, spürt, wie sehr sich die Ungemütlichkeit der Situation in innerer Verrohung niederschlägt. Das wird weder psychologisiert noch methodologisch erforscht - Valentina und Suli erwehren sich in durchaus komisch-grotesken Szenen erfolgreich Riedels sozialpädagogischer Off-Fragen -, sondern aus radikal subjektiver Sicht geschildert, wodurch sich Nähe aufbaut und einem Valentina trotz ihrer Auftritte als keifende Vettel nachgerade ans Herz wächst. Hintergründe im Stile einer Reportage fehlen, sie bleiben unausgesprochen in einem seiner eigenen Dramaturgie folgendem Aspekt deutscher Wirklichkeit. Valentina vor ihrer Abschiebung: „Und wenn wir nicht gestorben sind, dann leben wir bis heute.“ Ein denkwürdiger Satz, den das Festivalpublikum nicht nur in Hof mehr als zu schätzen wusste. tk.
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