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Vier Leben

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Le quattro volte: Poetische Meditation über Vergänglichkeit und den Kreis des Lebens vor der Kulisse des ländlichen Kalabriens.

Poster

Vier Leben

Handlung und Hintergrund

Ein alter Ziegenhirte, der Kirchenstaub als Medizin gegen sein Lungenleiden schluckt, lebt seinen Alltag, bis er im Kreis seiner Herde stirbt. Am Tag darauf kommt ein weißes Zicklein zur Welt und wächst heran, bis es sich im hügeligen Weideland verirrt und unter einer Tanne in den Bergen verendet. Diese wird für ein traditionelles Dorffest gefällt und schließlich von Köhlern nach traditioneller Art zu Holzkohle verarbeitet.

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Michelangelo Frammartino
Produzent
  • Philippe Bober,
  • Susanne Marian,
  • Marta Donzelli,
  • Gregorio Paonessa,
  • Gabriella Manfrè,
  • Elda Guidinetti,
  • Andres Pfaeffli
Darsteller
  • Giuseppe Fuda,
  • Bruno Timpano,
  • Nazareno Timpano
Drehbuch
  • Michelangelo Frammartino
Musik
  • Paolo Benvenutti
Kamera
  • Andrea Locatelli
Schnitt
  • Benni Atria,
  • Maurizio Grillo

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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Kritikerrezensionen

    1. Tod und Geburt bilden die Fixpunkte in Michelangelo Frammartinos halbdokumentarischen zweiten Spielfilm, in dem er ein stimmiges Porträt der archaischen Kultur und Lebensweise der kalabrischen Bergregion schuf. Fast ohne Dialoge beobachtet er den Alltag der Bevölkerung, der Hirten und Köhler, ihrer Riten, Bräuche und Traditionen, wobei die Tonspur aus Geräuschen und Tönen ihren eigenen Raum einnimmt. Man merkt es dem Werk an, dass Frammartinos Familie aus der Region stammt und er sich mit dem archaischen Leben der Provinz Vibo Valentina bestens auskennt.

      Vieles wirkt beiläufig beobachtet, wobei die Rolle der Menschen zunehmend in den Hintergrund und das elementare Wirken der Natur in den Fokus gerät. Mit den „vier Leben“, was auf eine Lehre des Philosophen Pythagoras über Seelenwanderung zurückgeht, sind die vier Kapitel des Films gemeint: der menschliche, tierische, pflanzliche und mineralische Lebenskreislauf – vom Sterben eines Menschen bis zur Endsequenz, wo eine majestätische Tanne zu Holzkohle verarbeitet wird. Die episodenhafte Handlung steht als Sinnbild für die Transformation von einer Materie in die nächste. Am Ende schließt sich der Kreis, da auch Menschen aus Mineralien bestehen.

      Natürlich muss man sich erst auf den getragenen Rhythmus, die atmosphärischen Bilder und meditative Stimmung einlassen, um die Schönheit der Aufnahmen goutieren zu können. Etwas aus dem Rahmen fällt eine lange Sequenz, die Frammartinos Talent nur zusätzlich unterstreicht. Der witzige Höhepunkt des bedächtig inszenierten Werks stellt eine durch den Schäferhund torpedierte Prozession als eine Art Kettenreaktion dar, gefilmt in einer langen, ungeschnittenen Kameraeinstellung, die sicherlich mehrfach geprobt und choreografiert werden musste. Damit unterstreicht der filmische Lebenszyklus, dass sich Komik und Tragik oftmals die Waage halten, genau wie Tod und Leben.

      Fazit: Eine poetisch-sinnliche Meditation über das Dorfleben in den kalabrischen Bergen.
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    2. Vier Leben: Poetische Meditation über Vergänglichkeit und den Kreis des Lebens vor der Kulisse des ländlichen Kalabriens.

      Vor der archaischen Naturkulisse Kalabriens hat Michelangelo Frammartino seine poetische Meditation über Zeit, Geburt, Leben und Tod angesiedelt.

      Arthaus-Freunde dürfen sich auf eine ungewöhnliche Seherfahrung freuen, die nach einer Festivalrunde von Cannes bis Berlin den verdienten Kinostart absolviert. Der Vorname des italienischen Regisseurs Frammartino verpflichtet zu künstlerischer Eigenständigkeit bei seinem Porträt Kalabriens. Im tiefsten Süden des Landes liegt eine landwirtschaftlich geprägte Region, in der die Zeit seit Jahrzehnten stillzustehen scheint. Hier beobachtet Frammartino mit dem Naturalismus eines Dokumentaristen die (Arbeits)Abläufe in einer fast menschenverlassenen Welt und entwickelt eine kontemplative Ästhetik der Langsamkeit.

      Zunächst entfaltet sich das Alltagsleben eines alten Ziegenhirten, der Kirchenstaub als Medizin gegen ein ausgeprägtes Lungenleiden schluckt, bis ihn der Tod am von seiner Herde bewachten Sterbebett ereilt. Anderntags kommt ein weißes Zicklein zur Welt und wächst heran, bis es sich im hügeligen Weideland verirrt und unter einer einsamen Tanne in den Bergen verendet. Diese wird für ein traditionelles Dorffest gefällt und schließlich von Köhlern nach traditioneller Art zu Holzkohle verarbeitet. In solchen - oft wiederholt gezeigten - Prozessen ähnelt die essayistische Betrachtung von stofflichen Kreisläufen (und eventuellen metaphysischen Transformationen) Michael Glawoggers „Workingman’s Death“ und mutet wie ein Lob althergebrachter Handarbeit an. Frammartino verzichtet bei der Tonspur auf Dialoge oder Musik. Einzig die natürlichen Klänge und Geräusche sind zu hören.

      Man würde sich in einer bukolischen Doku wähnen, wären da nicht diverse inszenierte Vignetten, etwa, wenn ein Schäferhund einen Passionsspielzug fast ins Chaos stürzt. Hier konfrontiert Frammartino den Zuschauer am offensichtlichsten mit Symbolik, deren Deutung dem Betrachter aber selbst überlassen bleibt. Diese interpretatorische Zurückhaltung und die Anschauung der malerischen verfallenen, verwinkelten Altstadt und der urwüchsigen Naturkulisse entfaltet eine meditative Kraft, die zum Nachsinnen über Vergänglichkeit einlädt. tk.
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