Der Boogeyman (Buhmann oder schwarzer Mann) ist ein Symbol für alle Kindheitsängste. Die Angst vor dem bösen Mann unter dem Bett, im Schrank oder vor Kleidern, die beim Lichtausknipsen plötzlich zu Gestalten werden. Jeder im Kino weiß, dass diese Ängste irreal sind. Jeder im Kino weiß aber auch, dass er gerade an der Kinokasse kein Ticket für einen Kuschelfilm erstanden hat. Und so folgt daraus, dass es den bösen Mann im Schrank eben doch gibt. Und zwar genau für 89 Minuten.
Tim stellt sich den Geistern seiner Vergangenheit. Er wird erwachsen. So kann man diesen Film auch sehen. Diese eine Nacht, die er zwischen dem Gerümpel seiner Kindheit verbringt, wird zu einer Initiation. Er stellt sich seinen schlimmsten Ängsten, um am Ende geläutert daraus hervor zu gehen.
Obwohl dieser Film wirklich hanebüchen ist, verfehlt er dennoch nicht seine Wirkung. Der erste Teil wartet ungefähr alle zehn Minuten mit einem, vom entsprechenden Gruselsound untermalten Schreckmoment auf. Keine ruhige Minute gönnt der aufdringliche Soundtrack den Nerven. Keine Chance besteht darauf, das Adrenalin abzubauen, dass die Adern und Venen zum platzen zu bringen droht.
Jede Möglichkeit wird dafür verwendet, Bedrohlichkeit anzukündigen. Sogar der Vater von Jessica, Tims Freundin, wird als komisch angekündigt. Dieses Versprechen wird nie eingelöst, obwohl die Ankündigung von bedrohlichen Geräuschen untermalt ist.
Der ganze Film ist von einer klebrig fiebrigen Atmosphäre durchzogen. Die mit etwas mehr Ruhepausen wesentlich intelligenter umgesetzt wäre.
Der Film verfolgt eine Geisterbahndramaturgie. Hinter jeder Ecke lauert ein Geist. Aber im Gegensatz zu einer recht kurzen Fahrt durch solch ein Etablisment, dauert dieser Film einfach zu lange um den Grusel noch genießen zu können. Es ist ein Totschlaggrusel. Immer wieder wird drauf gehauen.
In diesem Film geht es nicht um logische Plots oder eine möglichst glaubhafte Figurendarstellung. Es geht darum, die Zuschauer aus ihren Sitzen hochzujagen. Besonders alles was mit dem Boogeyman zu tun hat, ist kaum an irgendeiner Logik festzumachen. Warum kommt gerade ein kleines Mädchen aus den Fängen des Bösen Mannes zurück? Warum niemand anderes? Warum schnappt sich der böse schwarze Mann nicht einfach Tim und fährt mit ihm zur Hölle? Warum kommt er erst jetzt zurück und warum muss er ausgerechnet schwarz sein? All diese Fragen sollte man nicht stellen, oder man wird nur zu äußerst unbefriedigenden Antworten kommen.
Die Figuren sind klischeehafte Abziehbilder. Jessica, Tims Freundin ist die nervende blonde Rich Kid-Tochter, die man schon so oft zu sehen geglaubt hat. Einzig der Hauptdarsteller, Barry Watson, kann das Sammelsurium an unsympathischen Schauspielern retten. Er spielt den zwischen Wahnsinn und Wissen changierenden Tim recht gut.
Tim tut immer genau dass, was man auf keinen Fall tun sollte. Er geht in die Ecken, wo es am dunkelsten ist und läuft in Sackgassen. Und prompt kommt die Rechnung.
Alle Zeichen stehen auf geh hier weg. Aber Tim geht erst, als er einen Kampf mit Kleiderbügeln gerade noch so überstanden hat. Und dann ist es zu spät. Jetzt ist er in einem sonderbaren Raum- Zeitkontinuum gefangen, aus dem es kein Entkommen gibt.
Tims Motivation, seine Ängste und sein Kindheitstrauma loszuwerden, sind zwar verständlich, aber so unglaubwürdig umgesetzt, dass es kaum auszuhalten ist.
Es wird immer wieder damit gespielt, ob Tim wahnsinnig ist, oder ob alles real ist, was zunächst nur er sieht.
Wem es Spaß macht, sich einfach erschrecken zu lassen, kann entweder einen guten Freund engagieren, der für einen feuchten Händedruck plötzlich hinter Bäumen hervorspringt, oder man gibt ein wenig Geld aus und lässt dies vom Boogeyman tun. Mehr als diese Schreckmomente hat dieser Film, besonders in der ersten Hälfte, nicht zu bieten. Die zweite Hälfte widmet sich nicht mehr so sehr dem pointierten Schreck. Hier wird für das Finale Luft geholt. Ein Finale, das sich von der ersten Minute des Films an abzeichnet und sich von Beginn an rhythmisch ansteigernd annähert.
Der ganze Film wirkt nicht trashig sondern billig. Es scheint, als habe das Budget nicht ganz gereicht. (Die faltige Maske der toten Mutter, wirkt wie aufgeklebtes und zu Falten zusammengeschobenes Butterbrotpapier.) Die Computereffekte und Schnitte sind nicht ungekonnt, aber eben auch nicht vollkommen überzeugend.
Fazit: Für die Wirkung des Horrors volle Punktzahl, für den Film Daumen runter. Adrenalinausschüttung und Gänsehaut en masse, sonst aber bietet der Film nichts. Wem das reicht, dem wirds gefallen.