Die 3-D-Technik wurde in den 50er Jahren als Schauwert des Kinos im Gegensatz zum Konkurrenten Fernsehen entwickelt. Man fragt sich, ob Robert Rodriguez bei seinem Einsatz dieser Technik den umsatzstarken DVD-Markt im Auge hatte, dem sein Kino etwas entgegenzusetzen versucht. Freilich ist Rodriguez ein Digital-Aficionado, der die digitale Technik des Videos in sein Kino einbezieht und dabei mit innovativen Effekten immer weiter vorantreibt. Mit digital erzeugten 3D-Effekten will sich Rodriguez gegen den digitalen DVD-Markt positionieren und natürlich lassen sich 3D-Filme auch nicht von den allseits gefürchteten Raubkopie-Piraten einfach so abfilmen
Im dritten Spy Kids-Teil hat er die Technik schon einmal angewandt, nun, wieder in einem Kinderfilm, benutzt er sie wieder, angeblich in verbesserter Form. Die Abenteuer von Max auf dem Planeten Drool sind dreidimensional, man muss eine rot-grüne Brille aufsetzen, um die Effekte zu sehen leider bedeutet das den Verlust an Farben, so dass die Abenteuer im Traumland recht düster aussehen und niemals so bunt wie auf den Filmplakaten.
Zwar gibt es Menschen, die behaupten, dass wir in schwarz-weiß träumen würden doch das stimmt natürlich nicht, zumindest nicht bei mir, und wenn dann noch, vielleicht dadurch bedingt, dass ich Brillenträger bin, die 3D-Effekte nicht nur dunkel, sondern auch recht verschwommen sind, fragt sich, was der Vorteil der Technik ist. Sicherlich hatte Rodriguez eine Wizard of Oz-Wirkung im Sinn: Die Rahmenhandlung auf der Erde ist zweidimensional, so wie Dorothys Kansas schwarz-weiß ist: Doch die Technicolor-Farbigkeit des Landes von Oz kann kaum aufgewogen werden durch die Wirkung des Digital-3D von Rodriguez da hilft auch der Tornado nicht beim Übergang zum Planeten Drool, oder das dreimalige Zwinkern bei der Rückkehr auf die Erde. Die Effekte der aus der Leinwand herausragenden Gegenstände, die auf den Zuschauer zuzukommen scheinen, sind sicher gut eingesetzt; doch alles wirkt grau und farblos, nur wenn man die Brille absetzt während der 3D-Sequenzen erkennt man die vielfältige, surreale, fast psychedelische Farbigkeit der Bilder.
Die Bilderfindungen sind freilich in ihrem Übermaß beeindruckend, Rodriguez ließ seine Schauspieler vor Green Screen agieren und fügte dann phantastische digitale Welten hinzu: Wälder von Gehirnen und eine Uhrenlandschaft, sprechende Haie, eine endlose Achterbahn oder kämpfende Stromkabel mit riesigen Steckern. Das Land von Milch und Keksen ist zwar, auch wegen der fehlenden Farbe, kein Vergleich zu Tim Burtons Schokoladenfabrik, aber die bewegungsreich agierenden Akteure Sharkboy und Lavagirl machen durch ihre reine Körperlichkeit Spaß: Immer wieder nehmen sie die typischen Superheldenposen an, angespannt und geduckt, so wie mans aus dem Kino kennt
Die Fähigkeiten der Darsteller kann man getrost unter den Tisch fallen lassen (warum nur hat Lavagirl ein beständiges breites Grinsen im Gesicht?), die verworrene Geschichte von Träumen in Träumen, von den Kämpfen in und mit Träumen ist sowieso nur Vorwand für eine Achterbahnfahrt der Bilder. Nur die ständig deutlich ausgedrückte Moral, dass Träume für Kinder wichtig sind, nervt ein bisschen wer in der wirklichen Welt würde dem denn widersprechen.
Der Film ist ein Projekt der Rodriguez-Familie. Roberts siebenjähriger Sohn Racer Max hatte die Idee, er und seine Geschwister spielen Nebenrollen, Ehefrau und Verwandtschaft von Rodriguez schrieben und produzierten mit; und selbstverständlich übernahm Rodriguez selbst neben Regie, Drehbuch und Produktion auch die Funktionen des Kameramannes, des Editors, des Komponisten, des Effektespezialisten und und und. Keine Frage, der Film wird Kinder begeistern, schon die Tatsache, dass man 3D-Brillen aufsetzen muss, ist ein Event. Als Erwachsener darf man sich nur nicht von den Unzulänglichkeiten der Technik davon ablenken lassen, sich auf den Bildersturm einzulassen.
Fazit: Bildgewaltiges Abenteuer in 3D, aber leider mit dünner Story und unzureichender Technik belastet.