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Der Weiße mit dem Schwarzbrot

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Der Weiße mit dem Schwarzbrot: Abseits des Baader-Meinhof-Komplexes sinniert der ehemalige RAF-Terrorist in der unabhängig auf DV entstandenen Doku über Initiativen, Träume und den Prozess des Umdenkens.

Poster

Der Weiße mit dem Schwarzbrot

Handlung und Hintergrund

Nach einem gescheiterten Kunstprojekt für Völkerverständigung und Frieden hat es den Schauspieler Christof Wackernagel nach Mali verschlagen. Dort versucht der Idealist vergeblich, eine Vollkorn-Bäckerei zu etablieren. Als einstiges RAF-Mitglied hat er in Haft angefangen nachzudenken und in einem schmerzlichen Prozess schließlich der Gewalt ganz abgeschworen. Doch die Hoffnung auf eine bessere Welt hat er nie aufgegeben und kämpft auf legitime Art dafür.

Ein ehemaliger RAF-Terrorist, der sich von der Kampfideologie distanziert hat: Nun engagiert sich der Schauspieler, Autor und Künstler Christof Wackernagel mit friedlichen Mitteln für eine gerechtere Welt und erinnert sich in der unabhängig finanzierten Doku an wilde Tage.

Schauspieler Christof Wackernagel gibt seine Filmkarriere auf und schließt sich der RAF an. 1977 wird er verhaftet. Er beginnt im Gefängnis zu schreiben und schwört der Gewalt ab. Ein Weltverbesserer bleibt er und exiliert nach Mali, wo er nach einem gescheiterten Kunstfilmprojekt eine Bäckerei miteröffnet.

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Darsteller und Crew

Regisseur
  • Jonas Grosch
Produzent
  • Ulrike Zimmermann
Darsteller
  • Christof Wackernagel
Drehbuch
  • Jonas Grosch
Musik
  • Madou Coulibaly
Kamera
  • Miriam Troescher
Schnitt
  • Antje Lass

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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Kritikerrezensionen

    1. Ein Film auf schwierigem Terrain, ganz ohne Fernsehgelder entstanden. Christoph Wackernagel, ehemaliger Schauspieler und ehemaliges RAF-Mitglied, steht im Mittelpunkt dieser dokumentarischen Low-Budget-Produktion, die alleine schon als Zeitdokument einen Reiz und Wert hat. Der Filmemacher kommt nahe heran an die Person Wackernagel, zeigt auch das Umfeld. Wackernagel lebt heute im afrikanischen Mali.

      Jurybegründung:

      Christof Wackernagel steht im Mittelpunkt dieser Low-Budget-Produktion im rohen DV-Stil. Der junge Schauspieler schloss sich 1977 der RAF an, wurde kurz danach in Amsterdam verhaftet und zu zehn Jahren Haft verurteilt. 1984 sagte er sich von der RAF los und wurde vorzeitig entlassen. Inzwischen lebt und arbeitet er im afrikanischen Mali, da er in Deutschland immer nur als Ex-Terrorist wahrgenommen wurde.

      Von Beginn an erzählt der Film die Geschichte seines Scheiterns. Er ist ein Mann zwischen zwei Welten und nie richtig in Afrika angekommen. Die Dokumentation gibt ihm ein Forum; in seinen Selbstdarstellungen tritt sein zum Teil naiver Idealismus offen zu Tage. Obwohl er selbst erkennt, dass er als Weißer die Afrikaner mit nichts beglücken kann, versucht er verschiedene Projekte zu realisieren von der Vollkornbäckerei, einer 100 Millionen teuren Friedenskarawane bis zum Müllsammelwettbewerb. Letztlich kann man sich über seine politische Vergangenheit und verharmlosenden Erinnerungen daran nur wundern.

      Obwohl der Film die Möglichkeiten einer DV-Kamera kaum nutzt und die Aufnahmequalität mit rauen, überblendeten Bildern zu wünschen übrig lässt, ist er ein wichtiges Zeitdokument für die Aufarbeitung des Deutschen Herbstes, der einen Kontrast darstellt zu den gerade üblichen Jubiläumssendungen. Es ist ein Film gegen falsche Legendenbildung.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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    2. Der Weiße mit dem Schwarzbrot: Abseits des Baader-Meinhof-Komplexes sinniert der ehemalige RAF-Terrorist in der unabhängig auf DV entstandenen Doku über Initiativen, Träume und den Prozess des Umdenkens.

      Der Schauspieler Christof Wackernagel, als RAF-Mitglied zehn Jahre inhaftiert, exilierte nach einem gescheiterten Friedenskunstprojekt ins westafrikanische Mali, wo er seine Ideale lebt.

      Abseits des populären Baader-Meinhof-Komplexes, der demnächst mit großem Aufwand zur bundesdeutschen Geschichtsstunde läd, sinniert der ehemalige RAF-Terrorist in Jonas Groschs für wenig Geld auf DV entstandener Doku über Initiativen, Träume und den Prozess des Umdenkens. Die Begegnung mit einem sympathischen Mann jenseits aller Klischees vom deutschen Herbst und Fanatismus hält sich mit Wertungen zurück und gibt Raum für Erinnerungen, Ansichten und den vollzogenen Sinneswandel des kreativen Vollblut-68ers: die von tragischen Brüchen geprägte Biografie eines engagierten Idealisten.

      Als junger Schauspieler tauschte der Künstlerspross die internationale Filmkarriere und die angebotene Hauptrolle in „Midnight Express“ gegen die Mitgliedschaft in der linksradikalen Rote Armee Fraktion. 1977 ergab er sich verletzt im Kugelhagel, begann im Gefängnis zu schreiben, schwor in schmerzlicher Metamorphose der Gewalt ab und wurde endgültig zum Pazifisten, als sich ausgerechnet Polizist Herman van Hoogen, der ihn in Amsterdam verhaftete, für seine Freilassung einsetzte. Seit dieser Einsicht - Uniformierte sind auch Menschen! - distanzierte sich Wackernagel von der RAF und hat sein Weltbild drastisch geändert, doch ein idealistischer Weltverbesserer ist er im besten Sinne geblieben und kann sich noch ehrlich über die Ungerechtigkeit unserer Welt echauffieren.

      In Bamako, der Hauptstadt Malis, wollte er sein völkerverständigendes „Karawanen“-Projekt initiieren, doch ausgerechnet Ex-Sponti Joschka Fischer strich als Außenminister die Förderung. Im Exil identifiziert sich der Künstler mit den Armen, nimmt Abstand vom Imperialismus der ersten Welt - doch auch wenn er gerne Afrikaner wäre, wird er von ihnen hartnäckig als Weißer angesehen. Jüngst hat er ein neues Buch geschrieben und eine Bäckerei miteröffnet, deren Ofen jedoch explodierte und deren Vollkornbrot den Geschmack der Einheimischen nicht traf. Dieses Scheitern lässt ihn lernen. Solche geistige Flexibilität hat ihn alte Feindbilder revidieren und neue Erkenntnisse gewinnen lassen, was Groschs unabhängig finanzierter Film ohne Scheuklappen und Denkverbote herausfindet. Eine lohnende Erfahrung.

      tk.
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