School of Rock: Ein Rocker wird von seiner Band gefeuert, nimmt einen Job als Lehrer an einer Privatschule an - und kann von seinen jungen Schülern einiges lernen!
For those about to rock - Jack Black salutes you! (Sinn-)Gemäß des Hardrock-Klassikers von AC/DC hat sich der texanische Independent-Regisseur Richard Linklater („Before Sunrise“) nach seinen experimentellen Arbeiten „Waking Life“ und „Tape“ des mit Abstand konventionellsten und kommerziellsten Projekts seiner Karriere angenommen.
Zehn Jahre nach seinem mit Rockmusik getränkten Kultklassiker „Dazed and Confused“ erzählt er die Geschichte eines glücklosen Musikers, der sich eine Anstellung als Aushilfslehrer erschwindelt und aus den Zehnjährigen seiner Schulklasse eine erstklassige Rockband zu formen versucht. Präzise folgt das entfesselt komische Treiben der bewährtesten aller Erfolgsformeln - der amerikanischen Mainstream-Komödie - und bietet Jack Black („Schwer verliebt“) als ewigem Kindskopf damit eine verlässliche Bühne für eine sensationelle One-Man-Show.
John Landis, Ivan Reitman und Joe Dante perfektionierten die Form in den achtziger Jahren, als sie mit Filmen wie „Der Prinz aus Zamunda“, „Ghostbusters“ oder „Gremlins“ Blockbuster auf Blockbuster landeten und en passant einen stets wiederkehrenden Fish-out-of-Water-Standard schufen, der bis heute regelmäßig seine Anwendung findet (siehe „Haus über Kopf“ oder „Bruce Allmächtig“). Eins zu eins kopieren Richard Linklater und sein Drehbuchautor Chuck White Formel und Form, erwecken sie aber mit einer skurrilen, deshalb aber nicht weniger tief empfundenen High-Concept-Idee zu völlig neuem und stets überraschendem Leben. So mag man zwar stets wissen, was als nächstes passiert. Aber wie Linklater und sein wunderbares Ensemble die jeweiligen Szenen dann durchspielen, das ist erfüllt von einer Freude und schierer Fabulierlust, die der Hollywood-Jahrgang ’03 bislang weitgehend schuldig blieb. Kurz gesagt: Sehr viel mehr Fun als mit „School of Rock“ kann man in diesem Jahr im Kino nicht haben.
Das kündigt sich bereits in der allerersten Szene an, wenn Jack Black sich als Dewey Finn, Leadgitarrist einer aufstrebenden Mainstream-Rockband, bei einem schmachvollen Clubauftritt nach bizarrem Endlossolo kopfüber in die Menge stürzt und dabei äußerst schmerzhaft buchstäblich auf den Boden der Tatsachen aufschlägt. In der Folge wird er von den Bandkollegen gefeuert und von seinem Wohngenossen Ned Schneebly (Autor Chris White) auf Betreiben dessen spießiger Freundin dringlichst dazu aufgefordert, wenn schon nicht der Gesellschaft, so doch der Wohngemeinschaft zu dienen, in dem er seine Miete bezahlt. In der Not frisst der Teufel Fliegen - und Dewey nimmt einen Posten als Aushilfslehrer an einer Elitelehranstalt an, indem er sich ohne das Wissen des Freundes als Ned ausgibt. Seiner konsternierten Schulklasse von Zehnjährigen stellt er sich als Mister S. vor (weil er nicht weiß, wie man Schneebly schreibt) und ignoriert deren Ansinnen, von ihm unterrichtet zu werden, geflissentlich. Als Dewey entdeckt, dass die Kids ausgezeichnete Musiker sind, hievt er kurzentschlossen das Projekt „Rockband“ auf den Stundenplan und hofft, sich mit ihrer Unterstützung doch noch den Traum von der Mitwirkung am Battle-of-the-Bands-Talentwettbewerb zu erfüllen. Dabei gilt es, zahlreiche Hindernisse in Gestalt der Ungläubigkeit der Schüler, der Zweifel der gestrengen Schulleiterin (Joan Cusack als zugeknöpfte Zicke mit einem Faible für Stevie Nicks) und der Aufgebrachtheit der Eltern aus dem Weg zu räumen. Denn (wie AC/DC schon 1975 wussten): It’s a long way to the top, if you wanna rock and roll!
Es schadet nicht, das kleine Einmaleins der Rockmusik zu kennen, wenn man alle der im Sekundentakt von Black aus dem Handgelenk geschüttelten In-Jokes, Zitate und Querverweise goutieren will. Aber auch ohne Vorwissen über das Oeuvre von Led Zeppelin, Black Sabbath, The Clash und Nirvana ist das famose Zusammenspiel zwischen Black (hiermit offiziell der lustigste Mann Amerikas) und seinen Kids entwaffnend witzig und pointiert. Aus der Situation, dass ein völlig verantwortungsloser Kindskopf auf einen Haufen altkluger Kinder trifft, bezieht der Film viel Zauber und Drive. Noch mehr Fun, aber auch Tiefgang gewinnt Linklater aus der Tatsache, dass ein Berufsjugendlicher, der sich sein Leben basierend auf der Idee, dass Rock ewige Rebellion gegen jede Form von Unterdrückung bedeutet, bequem eingerichtet hat, sich mit der paradoxen Situation konfrontiert sieht, selbst auf einmal eine Position der Autorität zu einzunehmen - und es zu mögen. So lernt jeder augenzwinkernd seine Lektion: Dewey dient der Gesellschaft tatsächlich, indem er rockt, die Kinder entdecken die befreiende Wirkung von Fantasie, Spontanität und des „Smoke on the Water“-Riffs, und Direktorin und Eltern erfahren, dass auch unkonventionelle Lehrmethoden gewinnbringend sein können. Und als Zuschauer lernt man, dass Pink Floyd nicht recht hatten, als sie sangen: „We don’t need no education.“ Die „School of Rock“ hat sich ihr „sehr gut“ redlich verdient. ts.