Secret Sunshine: Drama über eine alleinstehende, verwitwete Klavierlehrerin, die nach einer weiteren Tragödie Trost in den Armen eines Autoverkäufers findet.
Minimalistisches, intensives Drama um eine Klavierlehrerin, die schwere Schicksalsschläge wegstecken muss. Jeon Do-yeon wurde 2007 in Cannes als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet.
Als Schriftsteller und Lehrer begann Lee Chang-dong, Jahrgang 1954, in Daegu, Korea geboren, seine Karriere, ehe er von seinem Freund, Regisseur Park Kwang-su angeregt, 1996 selbst anfing, Filme zu drehen. Sein Debüt gab er mit dem modernen film noir „Green Fish“, es folgten „Peppermint Candy“ und „Oasis“, die weltweit erfolgreich auf diversen Festivals liefen. Das führte dazu, dass Lees aktueller Film „Milyang“, international vermarktet als „Secret Sunshine“ - entstanden 2007 nach dessen Zwischenspiel als koreanischer Kultur- und Tourismusminister -, in den Wettbewerb nach Cannes eingeladen wurde. Wo es denn auch gleich wieder einen Preis gab: den als beste Hauptdarstellerin für Jeon Do-yeon.
In der Rolle der Lee Shin-ae beschließt sie, zusammen mit ihrem Sohn Jun nach dem Unfalltod ihres Mannes von Seoul in dessen ehemalige Heimatstadt Milyang - was sinngemäß mit „ein Platz mit gutem Sonnenschein“ übersetzt werden kann - zu ziehen. Doch von positiven Schwingungen ist zunächst wenig zu spüren. Schon auf der Fahrt zum neuen Wohnort bricht ihr Wagen zusammen und Schüler für ihre neu gegründete Klavierschule zu finden, erweist sich als mühselig. Nur Kim Jong-chan (Song Kang-ho aus „The Host“), der ihr schon bei der Autopanne behilflich war, bemüht sich um sie. Eine gewisse Normalität stellt sich ein, bis Shin-ae eines Abends heimkommt und feststellt, dass ihr Sohn spurlos verschwunden ist.
Langsam, beiläufig geradezu, beginnt Lee sein (chronologisch gedrehtes) Drama. In „dokumentarischen“ Bildern fängt er Shin-aes Leben ein. Zieht sich auf den Standpunkt des Beobachters zurück, spart sich inszenatorische Spielereien und stellt seine Handvoll Protagonisten vor. Ist das geschehen, kommt es nach ungefähr einem Drittel des gut 140 Minuten langen Films mit Juns Verschwinden zum ersten (und einzigen) dramatischen Höhepunkt. Doch die Tonalität wechselt nicht. Krimi wäre nun denkbar gewesen, und auch Rachethriller. Nichts davon. Der Regisseur interessiert sich weiterhin nur für seine Hauptdarstellerin, die „normale“ Frau, die in/an einer „normalen“ Stadt zu zerbrechen droht.
Hier stellt denn auch Jeon Do-yeon ihr ganzes Können unter Beweis, brilliert als leidende Mutter, die verrückt zu werden droht, die nach Hilfe sucht, nach jedem Strohhalm greift und so auch (kurzzeitig) in den Armen der katholischen Kirche landet. Womit das dritte Drittel, das schwächste, weil unentschlossenste der ganzen Arbeit, eingeläutet ist. Nun ist es nicht mehr so einfach, Lee zu folgen, weil man nicht genau weiß, worauf er und „seine“ Lehrerin abzielen, was er/sie intendiert. Aber anderseits spiegelt das auch das ganz „normale“ Leben wider: weitergehen muss es immer. Nur wie, das weiß man schließlich oft selbst nicht. geh.