Porgy and Me: Bewegendes und schillerndes Porträt des Ensembles des New York Harlem Theatres, das seit Jahren mit George Gershwins "Porgy & Bess" durch die Welt tourt.
Susanna Boehm hat sieben Jahre lang den „Porgy & Bess“-Tourneealltag des New York Harlem Theatre beobachtet und viele Parallelen zwischen Leben und Kunst ausgemacht.
„Porgy & Me“, dieser Titel kann zunächst einmal wortwörtlich gelesen werden, ist Regisseurin Susanna Boehm doch mit dem Darsteller des Porgy, Terry Lee Cook, liiert. Der wiederum ist Teil der afroamerikanischen Truppe des New York Harlem Theatre, das seit Jahren mit „Porgy and Bess“ um die Welt tourt. Abend für Abend stehen die Sänger und Sängerinnen auf wechselnden Bühnen, begeistern mit Stimme, Körper und Hingabe, vereint im Wunsch, die immer noch von Weißen dominierte Opernwelt zu erobern. Über einen Zeitraum von sieben Jahren hat die Filmemacherin die Gruppe begleitet, sie bei Proben und (Provinz-) Aufführungen beobachtet und dabei einen unglaublichen Familiensinn entdeckt - und Parallelen zum richtigen Leben der Protagonisten, deren Traum vom „amerikanischen Traum“, deren leidenschaftliches Bemühen um Anerkennung und Selbstverwirklichung.
Vor über 70 Jahren haben George und Ira Gershwin ihren musikalischen Meilenstein geschrieben, die einzige US-Oper, die es zu Weltruhm brachte, die einzige, die über den Umweg des Jazz und Blues auch in der Welt der populären Musik angekommen ist. Zu Zeiten restriktivster Rassentrennung entstanden, ist das Werk nicht frei von Klischees und Vorurteilen, doch an Allgemeingültigkeit hat es nichts verloren. In zahlreich eingeschnittenen, schlicht und funktional gehaltenen Gesprächssituationen bzw. Interviews wird dies klar. „Eine weiße Person wird nie verstehen, was es heißt, schwarz zu sein“, sagt beispielsweise Alteouise DeVaughn, die die Maria singt und der eine Erkrankung Jahre der steil gestarteten internationalen Opernkarriere kostete. Das Harlem Theatre hat sie aufgefangen, ist ihr nun zweite Heimat - wie vielen anderen Ensemble-Mitgliedern auch, die wie ihre Bühnenfiguren aus den Südstaaten stammen, in großer Armut in einer Welt von Drogen und Kriminalität aufgewachsen sind. Hier haben sie ihre Chance gesehen - und genutzt.
Aber das ewige Tourleben birgt auch seine Schattenseiten. Der Kontakt mit den Lieben zu Hause wird über Telefon und Facebook mühsam aufrecht erhalten, der Lebensalltag ist eine Abfolge von immergleichen Hotelzimmern und Frühstücksbüffets. Das Leben aus dem Koffer setzt zu - und auch das ewige Aufeinandersitzen. Wenn der Vorhang abends hochgeht, dann sind alle wieder voll da, stolz Teil dieser Wahlfamilie zu sein, dieser Oper, die nur - so ist es testamentarisch festgeschrieben - von Schwarzen aufgeführt werden darf. Fazit: Eine Dokumentation, bei der die Grenzen zwischen Kunst und Leben verschwimmen und die sensible Einblicke in den Tourneealltag einer ungewöhnlichen Tourneetruppe gewährt. geh.