Die Kunst zu gewinnen - Moneyball: Herausragender Sportfilm, der einen Blick hinter die Kulissen des Millionengeschäfts Baseball wirft und das packende Porträt eines Mannes zeichnet, der gegen alle widerstände alles auf eine Karte setzt.
Baseballfilme stehen in den deutschen Kinos nicht gerade im Ruf, in der Beliebtheit des Publikums weit oben zu rangieren. Wenn es einem Film gelingen kann, die Begeisterung doch noch zu entfachen, dann ist es „Die Kunst zu gewinnen“, Bennett Millers erste Regiearbeit seit seinem erstaunlichen Debüt „Capote“, weil man kein Regelwerk beherrschen muss und es auch gar nicht um Baseball an sich geht. Vielmehr ist es ein entlarvender, immer etwas belustigter Blick auf das Geschehen hinter den Kulissen - der „Social Network“ des Sportfilms, der das Räderwerk der Maschine Baseball auseinandernimmt und darin eine bemerkenswerte Geschichte über einen Mann entdeckt, der sein ganzes Leben nie gelebt hat als wäre es sein Eigenes, um nun bei der Durchsetzung einer scheinbar verrückten Idee zu sich selbst zu finden.
Basierend auf dem Tatsachenroman von Michael Lewis, erzählt „Die Kunst zu gewinnen“ die wahre Geschichte von Billy Beane, einst eine große Baseballhoffnung, die es nie zu etwas gebracht hat und nun als Baseballmanager dazu verdammt ist, bei einem Team zu arbeiten, das mit den Großen konkurrieren soll, dafür aber nur ein Budget zur Verfügung hat, mit dem die Konkurrenz die Spesenkosten decken würde.
Die Oakland A’s standen kurz vor einem großen Erfolg, nun droht der Ausverkauf, das Team zerbricht. Und Beane muss eine neue Mannschaft präsentieren, nur fehlen ihm die Mittel. Zufällig stößt er bei einem Treffen mit den Cleveland Indians auf einen jungen Analysten, Peter Brand, der Beane ein völlig neues System präsentiert, wie man Mannschaften zusammensetzt: Nicht auf Bauchgefühl, Erfahrung und extensives Scouting kommt es an, sondern einfach auf die Auswertung von Computeranalysen. Gegen den Druck des eigenen Vereins drückt Beane die Moneyball-Idee durch - und steht erst einmal allein da.
Einer gegen Alle - das ist der Stoff, aus dem große Filme gemacht werden. „Die Kunst zu gewinnen“ liefert Einblicke in die Führung eines Baseballvereins, die der moderner Fußballvereine nicht unähnlich ist und deshalb für Sportfans spannend sein sollte - und beschert dem Film eine hinreißende zehnminütige Szene, in der Brad Pitt am Telefon mit drei anderen Mannschaften jongliert, um seine Wunschspieler zusammen zu bekommen. Aber ansonsten ist das nur Überbau für die Geschichte eines Außenseiter, der sich gegen das System nicht nur auflehnt, sondern es komplett verändern will. Und für Brad Pitt - in entspanntem, in jeder Szene gewinnenden Robert-Redford-Superstar-Modus - ist es die Gelegenheit für ein hinreißendes Porträt eines Mannes, der alles auf eine Karte setzt und gegen alle Widerstände auf den gewählten Weg vertrauen muss, weil es keine andere Alternative gibt. Jonah Hill ist als dicker Nerd Brand der ideale Sidekick, sorgt für Humor und ist als Neuling im Baseball Augen und Ohren des Publikums, die mit einer ihm fremden Welt vertraut gemacht werden. Das ist spannend, hat Herz und Humor und ausreichend Drama, um nachhaltig nachzuwirken. ts.