Gold: Spätwestern um eine Gruppe deutscher Auswanderer, die sich auf den beschwerlichen Trek quer durch Kanada machen, um am Klondike als Goldsucher ihr Glück zu machen.
Thomas Arslans Wettbewerbsbeitrag der 63. Berlinale ist ein formal strenger und filmisch beeindruckender Spätwestern, der eine zutiefst deutsche Geschichte in der Ferne erzählt.
Als deutscher Western wurde „Gold“, der deutsche Beitrag im Wettbewerb der 63. Berlinale, angekündigt. Und tatsächlich hat Thomas Arslans Film mehr mit dem uramerikanischen Genre gemeinsam als nur den Schauplatz. Doch lässt „Gold“ weniger an Klassiker wie „High Noon“ oder „Der große Treck“ denken .Vielmehr scheinen Filme wie Jim Jarmuschs „Dead Man“ und allen voran Kelly Reichardt „Meek’s Cutoff“ Arslan als Inspiration gedient zu haben. Wie in Reichardts postfeministischem Meisterwerk folgt Arslan einem kleinen Treck durch die Wildnis, lässt die Gruppe, aufgrund eines ebenso unfähigen wie selbstbezogenen Anführers sich verirren und wie bei „Meek’s Cutoff“ Michelle Williams als starke Frau zunächst im Hintergrund steht, um schließlich dem Schicksal Paroli zu bieten, ist es bei Arslan Nina Hoss, die diesen Part übernimmt. Sie ist Emily Meyer, die aus Chicago mit dem Zug kommend sich im Westen Kanadas 1898 einer Gruppe deutscher Auswanderer anschließt, um im entlegenen Dawson ihr Glück als Goldsucher zu finden.
In „The Necessary Death of Charlie Countryman“, Frederik Bonds Wettbewerbsbeitrag der diesjährigen Berliner Filmfestspiele, heißt es zu Beginn, dass jede gute Geschichte, die es wert ist erzählt zu werden, mit einem „Lebewohl“ beginnt. Und so hat auch hier jeder der Treck-Teilnehmer ein Leben zurückgelassen, von dem man erst im Laufe des Films sporadische Andeutungen erhält. Der Aufbruch ist immer mit der Sehnsucht nach einer besseren Zukunft verbunden, doch Arslan lässt keinen Zweifel daran, dass er nicht für jeden die richtige Wahl war. Schon bald geht die Gruppe in der Wildnis verloren und es wird klar, dass sie mit dem Anführer Wilhelm Laser (Peter Kurth) einem Scharlatan auf den Leim gegangen sind. Die Einöde und die Entbehrungen fordern erbarmungslos ihren Tribut - bei Körper und Geist.
Die Eintönigkeit der Reise ist es, die Arslan, der sich für seine Geschichte bei Briefen und Aufzeichnungen aus jener Zeit Anregungen holte, interessiert. So haben die Bilder, die Kameramann Patrick Orth einfing, auch nichts von der pathetischen Erhabenheit der Natur, in der beispielsweise „Into the Wild“ schwelgte. Die Weite wirkt vielmehr beklemmend, fast klaustrophobisch. Dennoch ist „Gold“ einer der bestfotografierten deutschen Filme der letzten Zeit. Und nicht nur seinen Treckteilnehmern, auch dem Publikum verlangt Arslan Einiges ab. Wer keinen Zugang in diese formal streng quadrierte Welt findet, dürfte die Reise auch im Kinosessel als beschwerlich empfinden. Wer sich aber darauf einlässt, wird mit einem grandiosen Parforceritt des deutschen Arthouse-Kinos belohnt, wobei Arslan die Strenge an einigen Punkten auch aufbricht und trockenen Galgenhumor zulässt, der zu keinem Zeitpunkt etwas Unfreiwilliges hat. Letztlich ist es bei aller Western-Thematik eine durch und durch deutsche Geschichte, die er erzählt. In Zeiten der anhaltenden Migrationsdebatten lässt der Satz „Wir Deutschen müssen hier in der Fremde zusammen halten“, wie er zu Beginn des Films fällt, aufhorchen. mahe.