Funken sprühen von der Schweißmaschine, die gerade eine riesige metallene Skulptur Victor von Dooms auf dem Vorplatz seines eindrucksvollen Firmensitzes beendet. Fleißig philosophieren die gerade ankommenden Busenfreunde Ben und Reed bei diesem Anblick darüber, dass Victor wohl immer allen zeigen muss, wie mächtig er ist und leider ein wenig arrogant geworden sei wegen des vielen Geldes. Alles wird doppelt und dreifach gesagt in dieser Comic-Übersetzung für Anfänger, obwohl oder vermutlich gerade weil es so simpel ist, dass es schon beim ersten Mal nicht auf viel Interesse stößt.
Wer Gut und wer Böse ist, steht zum Glück ebenfalls von der ersten Szene an fest, so dass wir bei dem komplizierten Plot nicht Gefahr laufen, mit den Falschen mitzufiebern. Falls es überhaupt etwas zum mitfiebern gibt, denn Abenteuer erleben die fantastischen Schönlinge und ihr steinernes Maskottchen eigentlich weniger. Sie verbringen den Großteil des Films damit, sich gegenseitig wegen Kindereien die Köpfe einzuschlagen, und das einzige Chaos, aus dem sie ein paar Menschlein retten, haben sie auch noch selbst angerichtet. Auch der Rachefeldzug des geldgeilen Bösewichts Victor von Doom, der sich geistreich selbst auf Dr. Doom tauft, fällt recht kurz und schmerzlos aus. Das mag wohl auch daran liegen, dass die Superkräfte der Fantastischen Vier nicht sehr viel filmisches Potential herzugeben scheinen, in Aktion sehen wir sie zumindest selten.
Man kann sich eigentlich glücklich schätzen, dass der Film nicht noch die unglaublich feinsinnigen wissenschaftlichen Vorgänge näher erläutert, welche dem Hin- und Zurückverwandeln, den aufwendigen Tests und Reeds genialen Erkenntnissen zugrunde liegen. Dass der arme Teufel Ben zum Beispiel hinaus ins All geschickt wird und sich der tödlichen Gefahr des grundlos zu früh auftauchenden Sturms aussetzt, ohne dass man weiß, was er dort eigentlich so Wichtiges zu erledigen hat. Statt Erklärungen werden uns prinzipiell einfach nur ein Hightech-Computer und ein paar schnell vorbeizischende Zahlen, viel glänzendes Metall und eine Portion sprühender Funken gezeigt.
Der dümmliche Dicke Ben, für den im Leben doch eigentlich nur die Liebe seiner Frau zählt, ist der einzige, der unter seiner Superhelden-Existenz leidet. Er verwandelt sich in eine blasse, steinerne Version des Glöckners von Notre Dame, von der Geliebten verstoßen, von der Öffentlichkeit verlacht und gefürchtet. Wie gut, dass er zumindest als Moralapostel großen Applaus erntet, wenn er den Kindern der Welt Finger weg von Drogen rät, und sogar zum Schluss noch eine Blinde findet, die sich ihm an den ehernen Hals wirft. Die Frage danach, warum die Verwandlung des hässlichen Entleins im Gegensatz zu der seiner attraktiven Mitstreiter nicht dem Willen unterworfen, sondern permanent ist, wird wie soviel Wissenswertes nie beantwortet.
Symbolisch gehaltvoll wird der feurige Playboy Johnny dank der kosmischen Strahlung eine fliegende Fackel, während sich der emotionskalte Viktor, der sich mit dem spannenden Statement Macht haben ist geil selbst charakterisiert, langsam selbst in die metallene Skulptur verwandelt, die er zu Anfang des Films von sich errichten ließ. Warum er bei soviel Metall noch eine eiserne Maske braucht, ist schwer nachvollziehbar, vermutlich um des schönen Star Wars-Zitats willen, denn er gleicht Erzlump Darth Vader wie ein Ei dem anderen.
Es scheint, der Film hat so wenige Ideen, dass er auf sämtliche erfolgreichen Hollywoodfilme zurückgreifen muss neben Star Wars zum Beispiel Titanic, Lord of the Rings und sogar Laurel und Hardy und selbst vor plumpen Werbezitaten keinen Halt macht.
In guter Hollywoodmanier wird zumindest dem männlichen Zuschauer ein hübsches Weibchen geliefert: Sue, die mit dem Motto Eine Frau will begehrt werden auf ihren schönen (Ex-)Prinzen wartet. Motiviert durch ihre Superkraft zieht sie sich dann auch mitten auf der Straße aus, nur ist Jessica Albas blonder Blauaugen-Look so durchschnittlich, dass sich sogar hier das Hingucken nicht wirklich lohnt.
Die Lovestory um Sue und Reed hat weder Hindernisse noch Tiefpunkte und mündet zur vollen Entfaltung des Kitsches wie zu erwarten in einem hochromantischen Heiratsantrag des, dem Klischee entsprechend frauentechnisch so tollpatschigen, Wissenschaftlers auf dem Bug eines titanischen Luxusschiffes.
Die zum Glück eher spärlich gesäten Witze erreichen ein Peinlichkeitsniveau, das kaum zu übertreffen ist, und selbst das erleichterte Lachen beim heißerwarteten Ende wird uns versagt, wenn uns mehr als klar der Hinweis gegeben wird, dass uns auch eine Fortsetzung nicht erspart bleibt.
Fazit: Ein Actionfilm ohne viel Action, dafür aber voller peinlichem Kitsch