Sophie Rois mit gewohnt fahrig-atemlosem Sprachduktus, Sebastian Schipper, eher versteckt hinter schwarzumrandeter Brille und Mehrtagesbart, Devid Striesow mit unergründlichem Lächeln und unverbindlich-bindendem Charme: sie sind das Trio in Tom Tykwers neuem Film, der seine Rückkehr nach Deutschland, zur von ihm mitgegründeten X-Filme-Produktionsfirma markiert. Drei ist auch eine Rückkehr zu Tykwers Anfängen, vornehmlich zum Meisterwerk Winterschläfer von 1997 auch wenn im Vergleich dieser Drei an emotionaler Intensität etwas übertrifft, erreichte Tykwer seither nur noch punktuell diese elegische Eleganz, die tragikomische Komponente, die Lässigkeit in Inszenierung und Bildsprache.
Tykwers typische manieristische Stilisierung und Überinszenierung stand in realistischeren, geerdeten Filmen wie Der Krieger und die Kaiserin oder zuletzt The International eher im Wege, förderte im Parfüm allzu sehr den erzählerischen Exzess nun, heruntergebrochen auf drei Personen im intellektuell-kulturbeflissenen Milieu Berlins, verleiht dieser übergroße, überhöhende Stilwillen eine zusätzliche, quasi-metaphysische Dimension. Denn wäre die Story von Hanna, Simon und Adam naturalistisch-ernsthaft erzählt, wäre sie nur lächerlich.
Tykwer baut eine Versuchsanordnung auf, eingespannt izwischen den Polen von Ausdruckstanz und Petrischale dem ersten und letzten Bild des Films. Dazwischen porträtiert er drei moderne Menschen der Großstadt, financially satisfied, sexually dissatisfied, philosophically trying, um ein Bonmot von Mick Jagger abzuwandeln. Hanna ist eine Art Hansdampf in allen Gassen, Kulturwissenschaftlerin mit eigener Fernsehsendung, liberal-intellektuell interessiert an Diskursen mit besonders hohem Fremdwortanteil, zudem Mitglied im Ethikrat und eher aus Gewohnheit Lebenspartnerin von Simon, dessen Kunstproduktionswerkstatt am Rande des finanziellen Abgrunds steht, der gerade Existentielles durchmachen muss: die Neuigkeit von der Krebserkrankung der Mutter kommt seiner eigenen Hodenkrebs-Operation zuvor, um mit Hanna darüber reden zu können, sehen sie sich zuwenig. Der fehlende Hoden führt ihn in die zärtlichen Hände von Adam, der zuvor schon als Tröster der sexuellen Bedürfnisse von Hanna aufgetreten ist: ein geheimnisvoller Verführer, Stammzellen-Wissenschaftler, Fußballer, Chorsänger, geschiedener Vater, Judoka, Segler: ein facettenreicher Charakter, oberflächlich mit verborgenen Tiefen, auf den sich alle Wünsche und Bedürfnisse projizieren lassen.
Teils Beziehungskomödie, teils Liebesdrama, teils eleganter Tanz um Themen wie Tod, Krankheit, Liebe und Alltagstrott, untersucht Tykwer die Möglichkeiten von Beziehungen jenseits von Kategorisierungen und Konventionalität. Abschied vom deterministischen Biologieverständnis fordert Adam bei der Verführung Simons er, der an polypotenten Stammzellen forscht, die sich zu allem weiterentwickeln können, was den Körper ausmacht. Tykwer sieht durchs filmische Mikroskop auf seine Dreierkonstellation, mit durchaus amüsiertem Blick; und gibt einen gehörigen Schuss märchenhafte Utopie dazu, um aus den Reaktionen seiner Elemente zu einer neuen, tripolaren Spezies zu gelangen.
Fazit: Tykwer wieder zuhause, da, wo er sich auskennt, wo er auf locker-lässige und überhöht-stilisierte Weise von den tragikomischen Beziehungskonstellationen des modernen Menschen erzählen kann.