Vor der romantischen Schwarzwald-Kulisse passieren schaurige Dinge. Eine Schaukel schwingt knarzend hinter dem Haus, ein defekter Fernsehapparat sendet Sammeltipps für tödliche Pilze, ein Wanderer erzählt von einem jungen Mädchen, das hier starb und dessen Vater nun in der Psychiatrie ist. Aus dem geruhsamen Urlaub, den Eva, Jürgen, Sabine und Mike auf dem Wunderlehof verbringen wollten, wird ein mörderischer Albtraum, in dem sich jeder von den anderen verfolgt wähnt. Das Übersinnliche, das sich in Form eines Ufos auf dem TV-Bildschirm ankündigt, bleibt verhüllt, doch die Angst, die es unter den Freunden schürt, ist ganz real.
Regisseur und Drehbuchautor Gert Steinheimer stammt selbst aus dem Schwarzwald. Der 65-jährige Filmemacher, der seine Karriere beim Fernsehen aufbaute, spielt in dem spannenden Thriller Black Forest geschickt mit den Zutaten des Genres und erzeugt eine klaustrophobische Stimmung in der Einsamkeit der Wälder. Mittlerweile genügen ja geringe Anspielungen, um auch dem durchschnittlichen Filmkonsumenten zu beweisen, wie viele Erinnerungen er dem Horrorgenre verdankt, von The Blair Witch Project bis vielleicht zurück zu The Shining. Und die unbekannte Wildnis aktiviert wie im wirklichen Leben die im Hinterstübchen abgespeicherten Gruselbilder besonders zuverlässig.
Eva, Sabine, Jürgen und Mike haben kein Auto, das die schnelle Flucht garantiert. Der Hausvermieter hat sie auf der einsamen Lichtung im Schwarzwald abgesetzt und sagt ihnen zum Abschied, das nächste Dorf sei acht Kilometer entfernt, immer am Bach lang. Als Jürgen am defekten Fernseher herumschraubt, ermahnt ihn Eva trotzdem, dass sie hier auf sämtliche elektronische Medien verzichten wollten. Erlaubt ist nur das Filmen mit dem Camcorder, doch diese Filme und der seltsame TV-Apparat paktieren auf heimtückische Weise.
Immer wieder streift die Kamera, Orientierung suchend, über die grünen Bergketten, die sich hinter dem Haus ausdehnen, so weit das Auge reicht. Und die Tannen, die sich am Ende der Lichtung vor dem Himmel abzeichnen, sind so dunkel, als hätten sie dieser Region ihren Namen gegeben. Wenn die Urlauber auf einem Holzsteg den Bach überqueren und sich in den Wald vorwagen, rufen die Vögel der Nacht, und die schaurig-schöne Filmmusik wird manchmal von zirpenden Grillen bereichert. Die Ereignisse eskalieren konsequent, aber unaufdringlich. Zum Beispiel sind die Freunde nicht sonderlich geneigt, an Spuk zu glauben.
Ohne zu wissen, wo sie den Feind orten sollen, in der Wildnis, im Haus, im TV-Apparat, plagen die vier Bewohner böse Wahrnehmungen. In einer Spirale der Gewalt werden sie zu Angreifern aus Notwehr. Das hat zuweilen komische Momente. Der ironische Seitenhieb auf die Macht des Fernsehens und der vermittelten Realität im Alltag gibt Black Forest eine philosophische Komponente. Schade nur, dass die vier Personen als Charaktere zu kurz kommen und sich ihre Beziehungen, als sie noch ungetrübt sind, zu wenig entfalten können. Deshalb wirken sie in der Krise mechanisch.
Fazit: Hätten sie bloß nicht ferngesehen! Der TV-Apparat verwandelt in dieser spannenden Inszenierung den Schwarzwaldurlaub zweier Pärchen in einen Horrortrip mit übersinnlichem Einschlag.