Es ist immer schwierig, wenn man in einem Film Personen neben sich sitzen hat, die durch gezieltes Schnauben und Stöhnen möglichst jedem im Kino ihre persönliche Meinung kundtun möchten. Ebendies passierte mir bei Death of a President. Zwei ethno-orientierte alternative Mittdreißigerinnen, deren politische Meinung sich bei dieser Einführung von selbst erklärt, konnten nicht umhin ihrem Zorn über die amerikanische Verlogenheit in regelmäßigen Abständen von etwa 30 bis 34 Sekunden Luft zu tun.
Zugegeben, die meisten Europäern werden ihnen grundsätzlich zustimmen, doch Achtung, jetzt kommt die Ansage: Bei Death of a President handelt es sich um pure Fiktion. Der in der Zukunft gelegene Todestag des Präsidenten könnte ein Hinweis sein.
Um meine harsche Kritik an meinen Mitmenschen ein wenig abzumildern, es fällt in der Tat oft schwer bei diesem Film zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden. Regisseur Gabriel Range benutzte für seine seinen ernst gemeinten Mockumentary (es wird Zeit für einen weiteren Begriff im Filmgenre Lexikon), Originalmaterial aus den amerikanischen Medien, die er entweder digital bearbeitete oder in neuem Zusammenhang schnitt. Dadurch entsteht ein befremdlich realistisches Bild von einer doch sehr nahen Zukunft, die durch und durch plausibel erscheint.
Vielleicht ist es auch genau das, was die fehlende Spannung, nachdem man sich erst einmal mit dem Stil des Filmes angefreundet hat, erklärt. Es ist alles zu real, gerade links orientierte Europäer werden in diesem Film kaum überrascht, es gibt ohnehin kaum etwas, was man der amerikanischen Regierung in ihrem verlogenen Kampf gegen den Terror nicht zutrauen würde.
In den USA sorgte der Film nichtsdestotrotz für einen Skandal. Zwar haben ihn die wenigsten gesehen, er ist dort noch nicht gestartet, doch allein die Ankündigung, dass Herr Bush in diesem Film ermordet wird, brachte die konservativen und prüden Republikaner auf die Palme. Zugegebnen, es ist nicht gerade leichte Unterhaltung, wenn man in einem Film eine reale Person umbringen lässt. Doch die übertriebene Reaktion, vermag der Film kaum zu tragen.
Denn oft fehlt dem Film ein wenig des ironischen Beigeschmacks, den Michael Moore normalerweise in einen Overkill münden lässt. Hier übt sich Range in britischer Zurückhaltung.
Den wahren Geniestreich erbringt der Film aber mit seinem feinen Verständnis für die heutige Kultur und Gesellschaft. Dass in den USA ein hysterischer Vergeltungsschrei nach dem Tod des Präsidenten laut würde, erscheint nur plausibel. Und dass der Täter auf gar keinen Fall in den eigenen Reihen gesucht würde, ist nur die logische Verleugnungstaktik, die von der Bush Regierung die letzten Jahre vorgelebt wurde.
Der Anwalt des Moslems Zahra Abi Zikri spricht wahre Worte in dem Film, als er meint, dass Zikri schon in dem Moment verurteilt wurde, als er von den Medien als Al Quaida Attentäter bezeichnet wurde. Ist die Suche nach möglichen terroristischen Tätern nun rassistisch oder doch realistisch. Der Film gibt keine Antwort.
Schade, denn feinfühlige Antworten würden in der heutigen Zeit allen gut tun, aber offensichtlich will Range nur dokumentieren, nicht offen kritisieren. Dabei sind gute Dokumentarfilme auch kritische Abbilder der Wirklichkeit und das sollten auch Mockumentarys sein.
Fazit: Ein Versuch die amerikanische Gesellschaft kritisch zu hinterfragen.