Constantine: Adaption des populären Comic "Hellblazer" mit Keanu Reeves als übernatürlichen Helden.
Wieder einmal ist eine Comicverfilmung fällig, und es werden dazu die bekannten Zutaten verwendet, schön gerührt, nicht geschüttelt. Vorlage ist die Serie „Hellblazer“, erschienen bei Vertigo/DC Comics, die uns zeigt, dass die Welt, wie wir sie kennen, wesentlich mehr zu bieten hat als das menschliche Auge wahrnimmt: Engel und Dämonen tragen Los Angeles allerlei wilde Gefechte aus, der Held mittendrin jedoch ist Keanu Reeves, ganz so, als hätte er die „Matrix“ nie verlassen. Er gibt den altvertrauten Zyniker ganz in Schwarz, der als einziger das Böse sehen kann und es bekämpft, und der seinen Fans dabei sicherlich viel Freude bereitet.
Die Stadt der Engel macht ihrem Namen alle Ehre in „Constantine“, denn Engel trifft man dort in jedem Supermarkt, jedenfalls wenn man Keanu Reeves zur Seite hat. Mit seinen Augen kann man sie erkennen, denn Reeves ist ein Teufelsaustreiber, ein Dämonentöter, ein Exorzist. Er erfüllt alle jene Begriffe, die man aus anderen Filmen des Horror-Genres kennt, katholisch oder nicht. Allerdings ist der Mann hier kein Priester, sondern nennt sich John Constantine (man beachte die Initialen), und hat es sich zur Aufgabe gemacht, wenigstens in Los Angeles für himmlische Ordnung zu sorgen. Er ist einmal gestorben und wurde ins Leben zurückgerufen, seitdem kann er die Wesen aus der Welt der Toten sehen und sie wenn nötig erst verprügeln, dann zurück in die Hölle schicken.
Das macht er mit der üblichen Lässigkeit, die man an Keanu Reeves schätzt, hier verbrämt mit einer Spur von Melancholie und stets mit einer brennenden Zigarette in der Hand - eine schlechte Gewohnheit, für die ein ganzer Handlungsstrang herhalten muss. In der Stadt, durch die er uns führt, sind Zigaretten allerdings bitter nötig, denn sie ist verwahrlost und düster, als wären dem Film die hellen Farben abhanden gekommen und nur blaue und graue Töne übrig. Constantine treibt sich darin herum mit der Ungeduld des Profis, dem die Normalbevölkerung auf die Nerven geht, denn er selbst hat nur seltsame Bekanntschaften: Händler mit so geheimnisvollen Waren wie Drachenatem, Geisterbeschwörer aus den Sümpfen des Südens, oder auch den Erzengel Gabriel, mit großartiger Flügelspannweite dargestellt von Tilda Swinton.
Allmählich verwickelt Constantine sich in einen Kriminalfall, bei dem er die Polizistin Angela kennenlernt. Widerstrebend beginnt er sie zu schätzen und zeigt ihr all die Dinge, die er sieht und weiß. Mit Hilfe Angelas kann er den Übergriff des Bösen noch einmal von L.A. abhalten, und dazu wird sogar Satan selbst auf die Leinwand gezwungen. Ein reizender Herr im weißen Anzug übrigens, leider mit einem schlecht erzogenen Sohn. Er gibt dem Film ein augenzwinkerndes Element, das bis dahin stoisch von Reeves okkupiert wurde, der mit seinen trockenen Bemerkungen den okkulten Inhalt immer nah genug an der Realität hält. Eigenwillige Locations und eine schöne Fotografie machen „Constantine“ darüber hinaus zu einem Film, der die Begriffe Horror, Comic und Neo-Noir in eine interessante Balance bringt und dem Genrekino dadurch eine schicke neue Note abgewinnt. dok.