Hidalgo - 3000 Meilen zum Ruhm: Die wahre und abenteuerliche Geschichte von Frank T. Hopkins, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts das längste Pferderennen der Welt gewinnen will.
„Seabiscuit“ trifft auf „
Last Samurai“ in Disneys Leinwandabenteuer über einen Cowboy und seinen treuen Mustang, die Ende des 19. Jahrhunderts an der Welt längstem Pferderennen in der arabischen Wüste teilnehmen. Regisseur Joe Johnston („Jurassic Park 3“, „
Jumanji„) inszenierte mit großem Aufwand an Originalschauplätzen und lud das schwere Gewicht seiner zweistündigen Story auf die starken Schultern von „
Der Herr der Ringe„-Star Viggo Mortensen in der Hauptrolle des einsamen Reiters. Der erreicht trotz größter Anstrengungen am Ende das Ziel, während Johnston schon nach der ersten Etappe erschöpft der epische Atem ausgeht, den sein Stoff verdient hätte.
Wie die großen Leinwandepen dieser Zeit - „
Unterwegs nach Cold Mountain„, „Last Samurai“ - beginnt auch „Hidalgo“ vielversprechend auf dem Schlachtfeld, in diesem Fall dem von Wounded Knee. Hier wird Frank Hopkins (Viggo Mortensen), Kurierreiter der amerikanischen Armee, Zeuge des Massakers an zahllosen Sioux-Indianern und versinkt, von den entsetzlichen Bildern verfolgt, in grenzenlosen Selbsthass, Alkohol und Agonie. Er schließt sich Buffalo Bill’s Wild West Show an - als Attraktionsreiter mit dem „schnellsten und ausdauerndsten Pferd der Welt“ und wird so von einem Scheich (Omar Sharif) eingeladen, zu beweisen, dass jener Mustang Hidalgo wirklich schneller ist als die edlen Rösser, die sich jährlich in einem 3000-Meilen-Rennen in der arabischen Wüste messen. Hopkins schlägt ein, findet sich kurz darauf als Außenseiter in einer fremden Welt wieder und erlebt hier unerwartete Abenteuer während einer strapaziösen Tor-Tour durch glutheißen Sand. Auf der Suche nach Wasser und Nahrung erfährt er die Erbarmungslosigkeit der Konkurrenten, wird beinahe kastriert, rettet die Scheichtochter vor Kidnappern, kämpft mit Sandstürmen, Heuschrecken und Leoparden und vor allem mit den Dämonen seiner Vergangenheit.
So reiht John Fuscos („Spirit: Der wilde Mustang“) Drehbuch Plotpoints aneinander, kann sich nicht entscheiden, ob es Abenteuer, Action oder sogar Liebesgeschichte sein will und vernachlässigt dabei die wirklich epischen Momente, die der Stoff bereithält. „Hidalgo“ will von allem etwas - die Scheichtocher aus „Indiana Jones“, den Scheich aus „
Lawrence von Arabien„, den - im übrigen wie alle Actionszenen fabelhaft inszenierten - Sandsturm aus „Die Mumie“, den reitenden Außenseiter aus „Der Herr der Ringe“, das Pferderennen aus „Seabiscuit“, die Freundschaft zwischen Mensch und Tier aus allen Disney-Filmen, den Konflikt der Kulturen aus „Last Samurai“. Während sich jedoch letzterer beispielsweise die Zeit nimmt, in die Seele seines Protagonisten vorzudringen, den genau wie Hopkins die Bilder eines Massakers verfolgen und der die Einladung in ein fremdes Land annimmt, um sich selbst in einer östlichen Kultur zu entdecken, bleibt Hopkins‘ Charakter eine Behauptung, der von Viggo Mortensen der bestmögliche Blick und die glaubwürdigste Haltung verliehen werden.
Tiefe gewinnt sein Frank Hopkins angesichts des oberflächlichen Skripts jedoch nur durch die eingangs offenbarte Tatsache, selbst indianischer Abstammung zu sein, womit eine interessante Parallele zum gemischten Blut seines vierbeinigen Freundes herausgestellt wird: Hidalgo ist halb Mustang, halb Indianer-Pony und damit schon mal Seelenverwandter. Viel mehr Nähe lässt sich jedoch auch zwischen Pferd und Reiter nicht entdecken - wenngleich die schönste Szene des Films, in der Hopkins Hidalgo aus einer Falle befreit und sich mit den Worten: „Niemand verletzt mein Pferd“ an seinem Gegner rächt, auf dieser Freundschaft aufbaut, mit der Disney den Film bewirbt: Als auf Tatsachen basierende Geschichte eines Rennens und als Geschichte der Freundschaft eines Mannes und seines Pferdes. Gerade jene zwei Aspekte vernachlässigt Johnston jedoch, als traute er der Legende selbst nicht über den Weg. Vermutlich tut er damit Recht: Der echte Frank Hopkins wurde mittlerweile als mehrfacher Lügner entlarvt - es soll weder ein arabisches Rennen dieser Art gegeben haben, und erst Recht keines, das von Hopkins gewonnen wurde. cm.